Was mit der Postpassage passiert
Heilbronn - Vor zwei Wochen haben die Abbrucharbeiten der Postpassage begonnen, Kostenpunkt: 225.000 Euro. Weitere 370.000 Euro will die Stadt für die Neugestaltung des Bereichs in die Hand nehmen. Spätestens im Februar 2010 wird es von Zugangsrampen, Rolltreppenabgängen, Fahrstuhlschächten und Betonbrüstungen keine Spur mehr geben.
Heilbronn - Waltraud Wenninger gönnt sich an einem Bistrotisch vor der Bäckerei Brecht im Schatten des Stimme-Hochhauses eine Tasse Kaffee. Die 72-Jährige kommt gerade vom Augenarzt und sieht „alles verschwommen“. Passanten bahnen sich zwischen Kleiderständern und Bauzäunen den Weg. Irgendwo sägt jemand. Unüberhörbar. Auf der anderen Straßenseite ist ein Bagger zugange. Und die einst als Bushaltestelle genutzten Vordächer an der Post gleichen Stahlskeletten.
„Aufpasse!“ „Was ist denn da passiert?“, fragt ein Passant. „Ganz einfach. Wir bauen die Postpassage zurück“, gibt Capo Markus Kuch etwas einsilbig zu verstehen. Mit Baggerfahrer Herbert Bösch hebt er gerade ein ausgedientes Stahlteil aus den Angeln. „Aufpasse!“ ruft einer von neun Bauarbeitern Passanten und Autofahrern zu.
Vor zwei Wochen hat die Heilbronner Firma SER mit den Abbrucharbeiten begonnen, Kostenpunkt: 225 000 Euro. Weitere 370 000 Euro will die Stadt bis Februar 2009 für die Neugestaltung des Bereichs in die Hand nehmen, erklärt Hochbauamtsleiter Dirk Vogel. Spätestens im Februar 2010 wird es von Zugangsrampen, Rolltreppenabgängen, Fahrstuhlschächten und Betonbrüstungen keine Spur mehr geben.
Gedenkstein
Der Synagogengedenkstein und die Kuppelskulptur von Bettina Bürkle? „Wir wissen, was da dranhängt“, gibt der Capo beim Verladen zu verstehen. In Absprache mit der jüdischen Gemeinde und den städtischen Museen sollen die Mahnmale auf Höhe der Synagogengasse einen neuen, würdigen Rahmen erhalten, erklärt Museumsdirektor Marc Gundel. Die genaue Gestaltung ist noch offen.
Die Belagsfrage fürs Trottoir ist längst geklärt: Auf der innerstädtischen Seite der Allee wird dasselbe Betonpflaster wie in den angrenzenden Fußgängerzonen verlegt. Zu Füßen von Stimme-Hochhaus und Post orientiert man sich an den vorhandenen Steinplatten. Darüber installiert die Stadt auf beiden Straßenseiten Bushaltestellen mit 40 Meter langen Glasdächern, „solche wie am Stadtbahnhalt zwischen Harmonie und Volksbank“, erklärt Vogel. Zudem bekommt die City-Seite ein „modernes Toilettenhäuschen mit spiegelnden Emailplatten, nicht einfach bloß ein Dixie-Klo“.
Nicht komplett zugeschüttet
Die Unterführung wird nicht komplett zugeschüttet. Über einen Schacht bleibt der 2000 Quadratmeter große Hohlraum weiterhin zugänglich. „Für Wartungsarbeiten an Versorgungsleitungen“, wissen Murat Hallaceli und Gerhard Mühleck vom Betriebsamt. Sie lösen gerade ihre Untergrund-Werkstatt auf. Plötzlich taucht im Zwielicht eine Gestalt auf - mit Motorsäge. Marco Ballo macht die Deckenverkleidung zu Kleinholz. „Schade“, meint der 27-Jährige, „hätte man hier nichts anderes draus machen können?“ Die Stadt habe in der Passage trotz Mieteinnahmen stets rote Zahlen geschrieben, erklärt Amtsleiter Vogel: wegen hoher Wartungsarbeiten. Einen Investor habe man „verständlicherweise nicht gefunden“.
Bushaltestellen verlegt
Wegen der Postpassagen-Baustelle halten Busse bis Ende September rund 100 Meter nördlich im Bereich BW-Bank und Volksbank. „Bisher hat's funktioniert“, sagt Tilo Elser als Leiter der Verkehrsbetriebe. Manche Fahrgäste vermissen aber Sitz- und Unterstellmöglichkeit. Ein Händler berichtet, dass vor seiner Türe innerhalb einer Woche drei Menschen in der Sonne kollabiert seien. Elser bittet um Verständnis, dass man aus Kostengründen keine Wartehäuschen aufgestellt habe, sondern nur provisorische Bänke. Als Sonnen- und Regenschutz empfiehlt er Vordächer. „Das gilt nicht nur für die Allee.“
Auf der Heilbronner Allee wurden bereits zwei Fußgängerunterführungen geschlossen, beide im Bereich der Harmonie. Die größere an der Kreuzung Kaiserstraße wurde aus statischen Gründen wegen der Stadtbahn verfüllt. Die kleinere in Verlängerung der Hafenmarktpassage brannte aus und ist derzeit nur abgeriegelt. Im Zuge des Baus der Stadtbahn-Nord-Trasse wird sie zugeschüttet. Die Passage am Stadttheater bleibt auch nach 2012 bestehen, sie dient nebenbei als Autozufahrt zur Theatertiefgarage. Die Postpassage wurde aus Kostengründen geschlossen, aber auch um die Ostseite der Allee oberirdisch besser an die City anzubinden. Deshalb wurden auch neue Fußgängerüberwege angelegt.


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