Die Köpfe drehen sich zum Klosterhof
Heilbronn - Es gibt eine Kopfbewegung, die macht zurzeit unwillkürlich beinahe jeder, der den Heilbronner Kiliansplatz überquert: ein Wenden des Kopfes gen Osten, um einen kurzen oder längeren Blick auf das Gebäude zu werfen, das in den vergangenen Monaten dort emporgewachsen ist. Nächste Woche, am 5. März, öffnet das Klosterhof-Kaufhaus zum ersten Mal seine Türen für die Kunden. Zwischen Vorfreude und Enttäuschung: Passantenstimmen zum neuen Kaufhaus
Heilbronn - Es gibt eine Kopfbewegung, die macht zurzeit unwillkürlich beinahe jeder, der den Heilbronner Kiliansplatz überquert: ein Wenden des Kopfes gen Osten, um einen kurzen oder längeren Blick auf das Gebäude zu werfen, das in den vergangenen Monaten dort emporgewachsen ist. Nächste Woche, am 5. März, öffnet das Klosterhof-Kaufhaus zum ersten Mal seine Türen für die Kunden.
Zustimmung
Ein Ehepaar aus Frankenbach belässt es nicht bei der Kopfbewegung. Dort, wo die Fleiner Straße in den Kiliansplatz mündet, sind Willi und Waltraud Salzgeber stehen geblieben und diskutieren. Auch wer außer Hörweite ist, erkennt: Ihr Thema ist der Klosterhof. „Das Haus gefällt uns gut“, sagt Waltraud Salzgeber. „Nur die Plakate, die außen auf die Fassade gespannt sind, gefallen uns nicht.“
Auch dass in dem neuen Einkaufskomplex nur Geschäfte eröffnen, die es in der Stadt schon gibt, sehen beide kritisch. „Das wird sich verlagern“, fürchtet die 57-Jährige. „Wer hier zu CA oder zu Müller geht, geht dafür nicht in die alten Filialen.“ Mit Heilbronn als Einkaufsstadt ist sie dennoch sehr zufrieden: Sie finde, sagt sie, „eher in Heilbronn was als in Stuttgart“.
Heilbronn „hat was“, sagt auch eine Langenbeutingerin, die mittags in der Stadt unterwegs ist. „Ich komme vom Land, ich genieße das hier.“ Der Klosterhof gefällt ihr zwar, allerdings fragt sie sich, „wer da einkaufen soll“ in Zeiten von Wirtschaftskrise und finanzieller Unsicherheit.

Ihre Begleiterin hingegen ist bitter enttäuscht: Sie habe sich mehr darunter vorgestellt, sagt die 52-jährige Weinsbergerin, der Klosterhof lasse jegliche Individualität vermissen. „Furchtbar“ findet sie das Kaufhaus, auch wegen seiner Sandsteinfassade. „Weil es aussieht wie die Kirche, weil es einzelne Läden sind und dann auch noch die gleichen, die es hier schon gibt.“
Marcel Jesser (18) sieht es als „Vorteil, diese Läden jetzt direkt in der Fußgängerzone“ zu haben. So seien sie zentraler gelegen, „man muss nicht mehr zu New Yorker ins Wollhaus oder zu CA in die Kaiserstraße“. Gemeinsam mit dem 19-jährigen Patrick Weber nutzt der Degmarner die Faschingsferien zum Einkaufsbummel. Beide haben schon volle Tüten in den Händen.
Heilbronn als Einkaufsstadt? „Es gibt bessere, es gibt aber auch schlechtere“, sagt Patrick Weber. Seinem Freund gefällt am Klosterhof auch das Äußere: „Besser als die Stadtgalerie. Die ist zu futuristisch.“
Für die Oedheimerinnen Jenny(14) und Catha (15) ist der Klosterhof „sozusagen die zweite Stadtgalerie“, sagt Jenny. Bei dem zunehmenden Angebot an Läden werde es „fast ein bisschen anstrengend zu shoppen“. Das tun die beiden mindestens einmal im Monat in Heilbronn. Rein optisch sei der Klosterhof „ein bisschen langweilig“, findet Catha. Sie hätte ihn „lieber so wie die Stadtgalerie“ gehabt, „bunter“.
Einer, der sich seine Meinung sehr systematisch bildet, ist Branko Mlakar. Alle paar Wochen kommt der 36-jährige Sontheimer in seiner Mittagspause zum Kiliansplatz, um den Baufortschritt am Klosterhof zu begutachten. So hat er es schon mit der Stadtgalerie gehalten. Im Lauf der Bauzeit hat sich seine Meinung gewandelt: Hatte er anfangs noch Bedenken, „dass der Kiliansplatz erdrückt wird“, so hält er das imposante Gebäude nun für „gelungen“.
Dass sich mitten in der Stadt etwas tut, dass „attraktive Einkaufsmöglichkeiten“ geschaffen werden, freut Branko Mlakar - auch wenn er in dem neuen Kaufhaus gern Geschäfte gesehen hätte, die es in Heilbronn nicht schon gibt. Bei CA und Müller wird er auf jeden Fall Kunde sein, das weiß er. Und wenn er auf die zehn Jahre zurückblickt, seit er von Markgröningen nach Heilbronn gezogen ist, findet er: Die Stadt „hat sich positiv entwickelt“.

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