Grüner Stadtrat nimmt Anstoß an einem Baum
Karl-Heinz Kimmerle: „Anwohner bei Pflanzungen nicht vor vollendete Tatsachen stellen“

HEILBRONN - Hans-Peter Barz hat als Leiter des städtischen Grünflächenamtes schon viel erlebt. Doch dies ist selbst für den Herrn über 50 000 Stadtbäume eine neue Erfahrung: „Ein Grüner wehrt sich gegen einen Baum. Da wundert man sich.“ Die Rede ist vom Karl-Heinz Kimmerle, Fraktionssprecher der Partei Bündnis 90 / Die Grünen im Gemeinderat, gleichzeitig aber auch Mitglied der Familie Kimmerle, die in der Sülmer City ein Wohn- und Geschäftshaus besitzt. In dieser Eigenschaft nimmt Kimmerle Anstoß an einem Blauglockenbaum, den die Stadt vor das Gebäude an der Ecke Sülmer Straße / Zehentgasse gepflanzt hat.
„Ich habe nichts gegen den Baum“, betont der 58-jährige Grüne, „aber ich habe etwas dagegen, dass man die Hausbesitzer nicht informiert und vor vollendete Tatsachen stellt.“ Besonders ärgerlich sei der vorliegende Fall, zu dem er sich nicht als Parteivertreter zu Wort melde, sondern als Privatmann. Denn an dem Gebäude habe man jüngst extra den Eingang zu einer Bäckerei verlegt. Nun sei zu fürchten, „dass der Kundenstrom negativ beeinflusst wird.“
„Ich kann doch nicht jeden Anwohner fragen, ob ich einen Baum pflanzen darf, da würde ja gar nichts mehr laufen“, gibt dagegen Amtsleiter Barz zu verstehen. In der Innenstadt sei es durch den hohen Versiegelungsgrad von 98 Prozent und durch das engmaschige Leitungsnetz „sowieso schon schwierig genug, Pflanzstandorte zu finden“. Der Blauglockenbaum sei sogar ganz bewusst mitten in die Fußgängerzone gesetzt worden. Dort soll er zusammen mit zwei Ginkgos und einem neuen Spielplatz im Vorfeld des K3-Zentrums zum Verweilen einladen. Davon könnten auch die benachbarten Kaufleute profitieren. Denn: „Bisher werden die Kunden ja regelrecht vom K3 aufgesogen.“
„Typischer Zielkonflikt“ Kimmerle weiß die städtischen Maßnahmen zur Aufwertung der City durchaus zu würdigen, „davon profitieren auch die Hausbesitzer“. Er fragt sich aber auch, „ob in einem urbane Umfeld überall Bäume stehen müssen?“ Mancherorts, so etwa auf Plätzen und vor Kirchen, hält er sie sogar fehl am Platze. „Andererseits werden sie als Schattenspender, Luftfilter, CO2-Absorbierer immer wichtiger. Mit Blick aufs eigene Haus gibt er schließlich zu, dass Globales und Privates nicht immer unter einen Hut zu bringen sind. „Das ist wieder mal so ein typischer Zielkonflikt.“