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Weinkönigin-Wahl: Zwei Krönchen für Baden und Württemberg

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Heilbronn - "Wenn Baden eine Krone holt, bekommen die Württemberger zum Ausgleich mehr Fördergelder.“ Vor der Gala hatte Agrarminister Peter Hauk noch mit Weinbaupräsident Hermann Hohl geflachst, gegen Mitternacht sprachen beide von einer „absolut richtigen Entscheidung“. Zur 61. Deutschen Weinkönigin wurde am Wochenende zwar die Moselaner Sonja Christ gewählt. Prinzessinnen-Krönchen bekamen in der Heilbronner Harmonie dafür gleich zwei Töchter des Landes: Isabell Kindle und Christl Schäfer, die an der Hochschule Heilbronn studiert.

Von Kilian Krauth








Heilbronn - "Wenn Baden eine Krone holt, bekommen die Württemberger zum Ausgleich mehr Fördergelder.“ Vor der Gala hatte Agrarminister Peter Hauk noch mit Weinbaupräsident Hermann Hohl geflachst, gegen Mitternacht sprachen beide von einer „absolut richtigen Entscheidung“.

Zur 61. Deutschen Weinkönigin wurde am Wochenende zwar die Moselaner Wirts- und Winzertochter Sonja Christ (25) gewählt. Prinzessinnen-Krönchen bekamen in der Heilbronner Harmonie dafür gleich zwei Töchter des Landes: Isabell Kindle (23) aus Kippenheim im Breisgau und Christl Schäfer (25) aus Fellbach, die an der Hochschule Heilbronn studiert.

Das Wort Heimbonus wies der Minister bei der Nachfeier mit 1300 Gästen zurück. „Die Jury war neutral. Und Fans hatten doch alle sechs Kandidatinnen.“ So sah es auch Wilfried Dörr, als oberster Oenologe des Badischen Winzerkellers ist er der größte Produzent deutscher Weine. Während der gebürtige Heilbronner bei einem Weißburgunder mit Prinzessin Isabell anstieß, stimmten Fans „mitten im Schwabenland“, so meinte einer, das Badener Lied an.

Pfiffig

In drei Bussen, dies wusste der Nachbar der neuen Königin, Klaus Endris aus Oberfell, traten weit nach Mitternacht 160 hoch zufriedene Moselaner den Heimweg an. Nicht nur in ihnen Reihen herrschte Einigkeit, dass Sonja I. bei der von Holger Wienpahl angenehm moderierten, aber etwas biederen TV-Show am meisten Charme und Schlagfertigkeit zeigte. So konnte die Diplombetriebswirtin, die fließend Englisch, Französisch und Italienisch spricht, den Saumagen locker „der Pfalz und Helmut Kohl“ zuordnen. Pfiffig verstand sie, die Reblaus zu umschreiben. Und nebenbei ließ die nun wichtigste deutsche Weinbotschafterin einfließen, wie sie zu Weihnachten 36 Flaschen Spätburgunder verkaufte: „einer Französin, das will was heißen!“

Anders als bei der Qualifikationsrunde vor einer Woche fand auch ein Fanbus aus dem Remstal den Weg ins Unterland. Der Fellbacher Oberbürgermeister Christoph Palm hatte zur Freude seines Kollegen Helmut Himmelsbach sogar das örtliche Herbstfest sausen lassen. „Gegen die Moselanerin kommt keine an“, gab Prinzessin Christl ganz offen zu. In ihrem hellblauen Ballkleid wirkte die 1,78 Meter große Studentin auf der Bühne phasenweise wie eine Grande Dame.

Doch hatte sie mit den Fragen etwas Pech: Die Keltermethode Kaltmazeration erklärte die Wengerterstochter noch ganz geschickt. Als sie aber die Gärung ohne die Schlüsselworte „Zucker, Alkohol und Hefe“ umschreiben sollte, meinten selbst Jurymitglieder, „das ist eine gemeine Aufgabe.“ Auch bei der langatmigen Weinbesprechung und beim sogenannten „Frankener Wein“ kam sie ins Stocken. Zufrieden zeigte sich derweil am Stand der Württemberger Weinwerbung Christls „Prinz“ Dominik Rafiy. Er ging davon aus, dass nun genügend Zeit bleibt: für gemeinsame Segeltörns auf dem Bodensee und natürlich fürs Studium. Schließlich habe seine Freundin anders als die oberste Repräsentantin weniger als 250 Termine zu absolvieren.

Die Tage danach

Schon am Morgen nach der kurzen Wahlnacht hatte die aus Aalen stammende Geschäftsführerin des Deutschen Weininstitutes, Monika Reule, im Insel-Hotel eine Lagebesprechung anberaumt. Am Sonntag hatte Sonja I. ihren ersten offiziellen Auftritt beim 100. Umzug zum Deutschen Weinlesefest in Neustadt an der Weinstraße. Derweil mussten SWR-Mitarbeiter die gute Stube der Stadt Heilbronn über Nacht „besenrein“ machen, wie der von allen Seiten mit Lob überschüttete Cheforganisator Bernhard Winkler (Heilbronn Marketing) anmerkte. Am Samstag war in der Harmonie eine Ü-30-Party angesagt. Und diesen Montag halten gut 500 evangelische Pfarrer dort ihre Jahrestagung ab.

Regentinnen der Region

Die Wahl zur Deutschen Weinkönigin findet seit 1949 statt, aus historischen Gründen meist in Neustadt/Weinstraße. Dieses Jahr ging sie erstmals seit 55 Jahren wieder in Heilbronn über die Bühne. Württemberginnen gewannen bisher nur drei Mal: Friedlinde Gurr-Hirsch (1976/77) aus Untergruppenbach, Carola Geiger-Kaiser (1983/84) aus Grantschen, Helga Drauz-Oertel (1986/87) aus Heilbronn.

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