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Den richtigen Schnitt zur richtigen Zeit

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Friseurmeister Michael Zwickl hat die Geschäftsübergabe an Sohn Stephan von langer Hand vorbereitet.

Von unserem Redakteur Jürgen Paul
Stephan Zwickl (links) ist Geschäftsführer des Heilbronner Friseurunternehmens Cutting Crew. Sein Vater Michael Zwickl will künftig kürzertreten. Foto: privat
Stephan Zwickl (links) ist Geschäftsführer des Heilbronner Friseurunternehmens Cutting Crew. Sein Vater Michael Zwickl will künftig kürzertreten. Foto: privat

Nein, so ganz aufhören wird Michael Zwickl sicher nicht. Aber deutlich kürzertreten und die schönen Seiten des Lebens genießen − das hat sich der Friseurmeister aus Erlenbach fest vorgenommen. "Ich habe 55 Jahre im Friseurhandwerk gearbeitet", sagt der 68-Jährige. "Und zwar immer gerne." Doch irgendwann ist es an der Zeit, den richtigen Schnitt zu machen.

Zum Jahreswechsel hat Michael Zwickl daher seine letzten sechs Friseursalons auf seinen 42-jährigen Sohn Stephan überschrieben − und ist damit raus aus dem Geschäft mit all seinen Verpflichtungen. Diese Formalie schließt einen langfristig angelegten geordneten Betriebsübergang ab, der nur wenigen Handwerkern gelingt. "Ich wusste, dass Geschäftsübergaben eine schwierige Sache sind, deshalb habe ich der Jugend schon frühzeitig Freiräume gegeben", sagt Michael Zwickl.

Aufbau

Im Jahr 2000 hat er gemeinsam mit einem Augsburger Partner die Friseurkette Cutting Crew gegründet. Während Michael Zwickl seine alteingesessenen Unterländer Salons parallel weiterbetrieb, fing Sohn Stephan mit Cutting Crew "quasi bei Null an", wie er betont. "Die Jungen sollten sich selbst was aufbauen", sagt Michael Zwickl. Natürlich stand der erfahrene Friseurmeister und Handwerksfunktionär seinem Sohn in den harten Anfangsjahren als Ratgeber zur Seite − doch die Verantwortung für die zunächst zwei Cutting-Crew-Salons trug Stephan Zwickl alleine.

Das Unternehmen ist seither stetig gewachsen und zählt heute 30 Salons in Baden-Württemberg, Bayern und Österreich. Stephan Zwickl ist für die zwölf Salons in Baden-Württemberg zuständig, zu denen auch die früheren Zwickl-Salons gehören. Sein Augsburger Geschäftsführer-Kollege Andreas Krahnert verantwortet die Standorte in Bayern und Österreich. Die Zentrale des Unternehmens mit rund 260 Mitarbeitern sitzt in der Heilbronner Villmatstraße, wo sich regelmäßig die Crewmanager der Filialen treffen. In Neckarsulm und in Augsburg betreibt Cutting Crew zwei Ausbildungszentren, in denen Mitarbeiter und Lehrlinge auf den neuesten Stand im Friseurhandwerk gebracht werden.

"Wir legen sehr viel Wert auf Aus- und Weiterbildung", sagt Stephan Zwickl, der diese Maxime von seinem Vater übernommen hat. Derzeit bildet das Unternehmen 65 junge Menschen aus, "das ist notwendig in Zeiten des Fachkräftemangels", sagt der Geschäftsführer. Noch gelingt es Zwickl, die passenden jungen Menschen für sein Konzept mit eigenem Beratungssystem und eigenen Kollektionen anzulocken. "Aber es wird schwieriger."

Zuversicht

Um die Zukunft ist aber weder dem Senior noch dem Junior bange. "Die Jungen machen es heute besser, als ich es früher gemacht habe", sagt Michael Zwickl. Und Sohn Stephan kann sich vorstellen, dass die Zahl der Cutting-Crew-Filialen von jetzt 30 auf 50 ansteigt, wenn die Geschäfte weiter so gut laufen wie in den vergangenen Jahren.

Sein Vater wird die Entwicklung genau verfolgen − entweder in seinem Heilbronner Büro oder, was wahrscheinlicher ist, im Urlaub oder beim Fischen in der geliebten Sulm. Denn wer 55 Jahre als Friseur gearbeitet hat, hört nie so ganz auf.

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