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"Gartenschauen müssen sich dem Klimawandel stellen"

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Starkregen und Hitzesommer bleiben nicht ohne Folgen für die Planer, sagt Jochen Sandner, Geschäftsführer der Bundesgartenschaugesellschaft. Ein Gespräch über veränderte Klimabedingungen und damit verbundene Folgen.

von Bärbel Kistner
 Foto: Seidel, Ralf

Die Heilbronner Buga hat gezeigt: Klimatische Veränderungen sind für Planer von Gartenschauen zur großen Herausforderung geworden. Antworten zur Zukunft vom Geschäftsführer der Deutschen Bundesgartenschaugesellschaft, Jochen Sandner.

Die 3,5 Millionen Besucher von Koblenz sind unerreicht. Die Bundesgartenschau im Havelland 2015 hatte aber nur gut eine Million Besucher. Wie bewerten Sie die 2,3 Millionen von Heilbronn?

Jochen Sandner: Den Besucherzahlen nach ist Heilbronn eine sehr erfolgreiche Buga. Aber Zahlen sind nur vordergründig für den Erfolg. Es geht uns vor allem auch darum, wie nachhaltig eine Bundesgartenschau ist. Was dauerhaft davon bleibt und in die Nutzung vor Ort eingeht. Heilbronn ist eine richtungsweisende Buga für Städtebau und Freiraumplanung. Es ist integrierte Stadtentwicklung vom Allerfeinsten.'
 

Ehemalige Gartenschau-Flächen wie Luisenpark Mannheim und Britzer Garten Berlin kosten hinterher Eintritt. Sind eingeschränkte Nutzungen noch zeitgemäß?

Sandner: In Heilbronn war das nie ein Thema, einen eingezäunten Park zu schaffen. Von Anfang an war hier ein robuster Grünraum geplant, der später von den Stadtbewohnern genutzt werden kann.
 

Welche Antwort kann eine Bundesgartenschau auf den Klimawandel geben?

Sandner: Wir müssen auf veränderte Klimabedingungen, auf Trockenheit und Starkregenereignisse reagieren. Wir brauchen auf einem Buga-Gelände Retentionsflächen, die Regenwasser aufnehmen können. Ohne Bewässerungssysteme kann man im Stadtraum auch keine Bäume mehr pflanzen. Die wichtige Frage ist zudem, mit welchen Bäumen wir in Zukunft überhaupt noch planen können. In Heilbronn hat man darauf geachtet, dass die 900 Großbäume auf dem Buga-Gelände sehr stark nach Klimakriterien ausgewählt wurden.
 

Bei fast 40 Grad wie im Sommer kamen Bäume, Pflanzen und Mitarbeiter an ihre Grenzen. Buga-Besucher klagten über zu wenig Schatten. Muss man das mehr berücksichtigen?

Sandner: Sind 35 Grad vorhergesagt, dann hat das denselben Effekt wie Dauerregen. Viele Besucher kommen erst gar nicht. Heilbronn bot die Möglichkeit, dass Besucher Stühle oder Sitzsäcke zu Schattenplätzen tragen konnten, etwa im Inzwischenland. Der temporäre Pappelwald ist ein Novum, das gab es bei einer Buga bisher nicht.
 

Muss man sich von bewässerungsintensiven Pflanzen verabschieden?

Sandner: Gartenschauen bieten eine Pflanzenpracht, die auch ambitionierte Hobbygärtner normalerweise kaum schaffen. Das geht nur mit Bewässerung. In Nordrhein-Westfalen war es 2019 teils so trocken, dass Trinkwasserentnahme zum Wässern des Gartens untersagt war. Solche Maßnahmen führen bei uns dazu, dass wir manches hinterfragen müssen. Ist das Bild, das wir auf einer Buga von Gärten zeigen, noch richtig, wenn drumherum Wassernotstand herrscht? Damit werden wir uns auseinandersetzen müssen. Heilbronn hatte Glück mit dem Neckar, aber nicht jeder hat einen Fluss direkt neben dem Buga-Gelände. Klimaveränderungen haben Auswirkungen auf die Auswahl von Buga-Standorten. Vor zehn Jahren war es noch kein Kriterium. Inzwischen ist es wichtig, welche Strategie eine Bewerber-Stadt hat, mit den Klimaveränderungen umzugehen. Wir stellen uns die Frage, ob und wie lange noch zukünftigen Gartenschauen ein solches Vegetationsbild wie in Heilbronn realisieren können.

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Kommentare

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Peter Henschel am 07.10.2019 10:17 Uhr

Nur zu Erinnerung Klimawandel gab es schon immer! Schön, dass man dies nun endlich erkannt hat und jetzt berücksichtigen will.!

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