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"Die emotionale Bindung der Heilbronner zur Buga ist hoch"

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Warum der Geschäftsführer Hanspeter Faas keinen der 173 Tage der Bundesgartenschau in Heilbronn missen möchte. Sein Fazit zur Buga im Stimme-Interview.

von Bärbel Kistner
Baustellenrundgang 2016 am Neckarhabitat im Wohlgelegen. Faas erklärt den ökologischen Hintergrund der fünf Millionen Euro Investitionskosten.
Foto: Archiv/Mugler
Baustellenrundgang 2016 am Neckarhabitat im Wohlgelegen. Faas erklärt den ökologischen Hintergrund der fünf Millionen Euro Investitionskosten. Foto: Archiv/Mugler  Foto: Mugler

Hanspeter Faas ist das Hirn und Herz der Buga. Welches Fazit zieht der Geschäftsführer nach 173 Tagen?

Fließen auch bei einem Geschäftsführer am Ende die Tränen?

Hanspeter Faas: Ob Tränen fließen werden, weiß ich noch nicht. Es stellt sich aber ein Gefühl der Zufriedenheit ein, weil wir ein gutes Konzept realisiert haben. Der Tag danach ist immer ein sehr trauriger Moment. Aber es überwiegt trotzdem das Positive. Es ist für eine Gartenschau ungewöhnlich, dass es danach so weitergeht wie hier in Heilbronn. Die Aufbruchsstimmung, die die Buga in die Stadt gebracht hat, zählt am Ende.
 

Sind die Heilbronner besonders wehleidig was das Loslassen betrifft? Das Thema Rückbau löst bei manchen Entsetzen aus.

Faas: Die Heilbronner haben eine unglaublich positive Haltung zur Bundesgartenschau und damit zu sich selber entwickelt. Dadurch ist eine hohe emotionale Bindung entstanden. Diese ist ausgeprägter als etwa in Koblenz. Ich finde es dennoch gut, dass die Gartenschau jetzt zu Ende geht.
 

Verlängerung ist für Sie kein Thema?

Faas: Landesgartenschauen wurden schon verlängert, bei einer Bundesgartenschau hängen dafür viel zu viele Verträge dran. Ich hielte es auch für einen Fehler. Niemand kommt auf die Idee, nur weil Weihnachten so schön ist, einen dritten Feiertag anzuhängen. Der 6. Oktober ist der Moment, an dem Schluss ist. Das ist gut. Man merkt, dass die Kälte unseren Pflanzen zu schaffen macht, der Sommerflor schwächelt. Dieser komische Satz ist kein schlechter: Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist.
 

Kann eine Buga dauerhaft etwas verändern? Den Stellenwert von grüner Infrastruktur in der Stadt?

Faas: Davon bin ich fest überzeugt. Eine Gartenschau kann etwas in den Köpfen der Menschen verändern und Dinge transportieren, die sonst nicht möglich wären. Sie kann das Bewusstsein für die Qualitäten der eigenen Stadt schärfen, weil plötzlich der Blick von außen drauf fällt. Und der war hier sehr positiv. Die Euphorie, die die Heilbronner zu ihrer Stadt entwickelt haben, wird vielleicht etwas nachlassen. Aber sie wird nie mehr auf das frühere Level zurückfallen. Dieses halbe Jahr ist im Bewusstsein der Stadtgesellschaft eingebrannt.
 

Was ist Ihr persönliches Highlight?

Faas: Dass wir von einer Katastrophe oder einem Unglück verschont geblieben sind, und dass dadurch Heiterkeit und Unbekümmertheit erhalten blieben, ist mein Highlight. Natürlich gab es Dinge, die für den Einzelnen unschön waren, etwa, dass Leute sich verletzt haben, dehydriert waren oder mit einer Leistung nicht zufrieden waren.
 

Als das Küken-Thema vor allem in den sozialen Netzwerken hochkochte, war zumindest die Leichtigkeit kurz vorüber. Wie sehr hat Sie das belastet?

Faas: Ziemlich stark.
 

Gibt es einen Buga-Tag, den Sie streichen möchten?

Faas: Es gibt keinen, nicht mal den mit den Entenküken. Er ist Teil der Geschichte. Schöne Tage sind ja nur deshalb so schön, weil es auch weniger schöne gibt. Die kalten Tage im Mai hätte ich nicht gebraucht.
 

Es gab aber Dinge, die nicht rund liefen. Der Ansturm bei manchen Veranstaltungen etwa.

Faas: Wir hatten anfangs zu wenig Zeit, um Abläufe zu optimieren. In der Gastronomie hätten wir besser sein können. Da haben wir massiv nachgerüstet, und dadurch ist auch die Gastronomie gut geworden.
 

Gab es zu viele Veranstaltungen? Die Gastronomie konnte den Ansturm dennoch oft nicht bewältigen.

Faas: Das finde ich nicht. Abendevents bringen eine Nähe zur Stadt. Bei einigen Veranstaltungen hat uns die Besucherresonanz überrascht. Besucher nehmen manchmal ungerechte Bewertungen vor, wenn sie warten müssen. Lange Schlangen, etwa vor Toiletten, habe ich, abgesehen von der Nacht der Wasserspiele, nicht gesehen. Auf Andrang waren wir immer vorbereitet. An den Kassen haben wir dann aus Schuhkartons Eintrittskarten verkauft. Leute haben aber mehr Anspruchsdenken entwickelt. Wir reden nur über ein oder zwei Prozent der Besucher, das sind bedauerlicherweise die lauten.
 

Gab es einen Moment, an dem Sie keine Lust mehr hatten?

Faas: Den gab es nicht. Auch nicht bei früheren Projekten. Dafür mache ich meine Arbeit viel zu gerne. Wenn es keine Gartenschauen gäbe, müsste man sie für mich erfinden.
 

Nach dieser Buga übernehmen Sie verantwortlich keine Gartenschau mehr. Ist Ihnen Heilbronn deshalb besonders ans Herz gewachsen?

Faas: Ich habe hier eine größere Nähe zu manchen Menschen entwickelt, vielleicht, weil es mein letztes Projekt ist. Diese Gartenschau hat für mich besondere Dimensionen.

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