Buga-Gastronomie mit Sonnen- und Schattenseiten
Nach dem Oster-Ansturm haben die Wirte auf der Bundesgartenschau nachgebessert. Ein kühles Wochenende hat manche Anlaufprobleme relativiert.

Die Familien Biegert und Funk aus Jagstfeld gönnen sich mit Kind und Kegel an der Reederei Schwaben allerhand schwäbische Speisen. "Die Buga geht durch den Magen, ob"s stürmt oder schneit", ruft einer am Nebentisch. Auch im Inklusions-Café Samocca herrscht gute Laune. "Bei uns läuft"s richtig rund", berichtet Aileen Schinagl, "nicht nur bei Regen". Auch Carina Romagna und Tabea Lossau von der Pflanzbar im Fruchtschuppen freuen sich über ernährungsbewusste Gäste. "Vielleicht kämen mit einer besseren Ausschilderung ein paar mehr." Am Wochenende schob immerhin das Wetter Hungrige in die Markthalle.
Wein-Villa-Stand wie im Weindorf
Nicht immer und nicht überall sind Besucher und Beschicker mit den ersten Buga-Tagen zufrieden: Zu Ostern bildeten sich an der Genussmeile lange Schlangen, wobei sich dieses Problem wetterbedingt erübrigte. Der Fruchtschuppen machte an Ostern ausgerechnet zur Lichtershow zu: wegen Personalnot. Dafür ging es am Wein-Villa-Stand "zu wie im Weindorf", berichtet Wengerter Martin Heinrich.
Preise sind an manchen Stationen ziemlich hoch
Manchem Besucher stoßen die Preise auf: 3,50 Euro für Pommes, vier für die Wurst, 4,50 Euro fürs Viertele Wein, zehn Euro für die einfache Pizza, aber auch 14,50 für Maultaschen und 4,50 Euro für eine Erdbeerschnitte. Mitunter lässt die Bedienung auf sich warten. Regina Klein aus Bretten schaut neidisch auf die Linsen mit Spätzle ihrer Tischgenossen. "Alles recht?", fragt der nette Kellner. Als er bemerkt, dass etwas fehlt, liefert er mit dem Wurstsalat einen kleinen Anker mit Grußzettel: "Kein Fisch ohne Gräten, kein Mensch ohne Fehler. Bitte entschuldigen Sie, nächstes Mal geht"s wieder volle Kraft voraus!"

Warenanlieferung bis 8.45 Uhr
Der Buga GmbH seien solche "Anlaufprobleme nicht entgangen", sagt Hanspeter Faas. Seine Mitarbeiter Christian Schmierer und Jasmin Fink halten - mit dem Handy am Ohr - Kontakt mit den "Genusspartnern". Kernproblem: Alle Waren müssen spätestens um 8.45 Uhr am Stand sein, danach sind Kfz auf dem Areal tabu. In Ausnahmen dürfen Elektro-Caddys eingesetzt werden. "Etwa wenn das Eis ausgeht", erklärt Schmierer. Wobei ihm zuletzt "keine dramatischen Engpässe" zu Ohren gekommen seien. "Es läuft immer besser."
Personal im Blick der Chefs
An der Hafenstraße stehen Vorrats- und Rüstcontainer. "Bevor es feiertags schlimm wird, haben wir mit Edeka eine Notversorgung ausgemacht", berichtet Marcel Küffner von der Alten Reederei, während Partnerin Stephanie Singer sich ums Personal kümmert. Auffällig viele Chefs lassen ihre im Vorfeld geschulten Mitarbeiter kaum aus den Augen: von Erwin und Otto Gollerthan bis Umberto Scuccia, der laufend zwischen Café Riva und der regionalen Genussmeile pendelt.

Allen eine Chance zum Nachbessern geben
Faas räumt den 14 Buga-Gastronomen "eine Schonzeit von 14 Tagen" ein und gibt zu bedenken: "An Ostern musste alles von Null auf Hundert gehen. Die Abläufe waren noch nicht eingespielt. Man sollte allen eine Chance geben." Mancher Caterer habe zwar Erfahrungen mit Landesgartenschauen, "aber eine Buga ist halt eine andere Nummer". Am zweiten Buga-Wochenende hat sich die Situation gegenüber Ostern deutlich entspannt: "Nicht nur wegen des Wetters", betont Buga-Sprecherin Doris Keicher. "Die Gastronomen haben vieles optimiert."
Neckarmeile in der City profitiert
An starken Besuchertagen wie möglicherweise der 1. Mai tritt ein - durchaus gewünschter - Nebeneffekt ein: Wenn die offiziell 2000 Sitzplätze der Buga-Gastronomie besetzt sind, weichen Besucher in die Innenstadt aus. So erfreuen sich die Wirte an der Neckarmeile bei gutem Wetter tatsächlich eines großen Zulaufs. Wer danach wieder aufs Buga-Gelände will, sollte sich aber schon beim Verlassen einen Stempel geben lassen.
Buga-Lokale müssen übrigens bis mindestens 19 Uhr geöffnet sein. "Bei Abendveranstaltungen lassen viele länger offen oder fahren zumindest ein reduziertes Angebot", sagt Faas, "schließlich wollen die ja was verdienen." Außerdem kämen dann an der Hauptbühne temporäre Ausschankstellen zum Einsatz.
Bei den Preisen habe die Buga GmbH den Wirten so gut wie keine Vorschriften gemacht. "Die müssen selber wissen, wie sie Investitionen, Personalkosten oder Lizenzgebühren und kundenfreundliche Preise unter einen Hut bekommen." Tatsächlich gebe es beispielsweise an einem Stand den Sekt für 2,50 Euro, an einem anderen für stolze 4,50 Euro. "Der mündige Kunde" kann sich in solchen Fällen selbst entscheiden, sagt Faas.
Wer will, kann sein Vesper tatsächlich selber mitbringen.
Personal ist knapp
Der Fachkräftemangel in der Gastronomie macht auch Anbietern auf der Buga zu schaffen. Einige Mitarbeiter hatten bereits nach dem Osterwochenende das Handtuch geworfen. Der Markt in Heilbronn ist leer gefegt, das liegt auch daran, dass zeitgleich Möbel Rieger Personal für sein Restaurant gesucht hat. „Die Caterer der Buga hatten sich schon seit Herbst um Personal bemüht“, berichtet Björn Siedler, Leiter des Schulungszentrums Gastronomie im Bildungspark. Insgesamt 20 Mitarbeiter konnte der Bildungspark für die Buga qualifizieren. Einige haben dafür eine halbjährige Teilqualifizierung absolviert, andere haben eine Ausbildung in einem Umschulungsprogramm gemacht.
Auf unserer Webseite Buga aktuell finden Sie weitere Informationen über die Heilbronner Bundesgartenschau 2019 und Hintergrundberichte. Dazu gibt es 360-Grad-Rundgänge über das Gartenschau-Gelände und Vorher/Nachher-Aufnahmen von der Entstehung der Buga.
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