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Wendo ist mehr als splitternde Bretter

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In der Wilhelm-Hofmann-Schule Heilbronn lernen Schülerinnen sich selbst zu behaupten

Von Laura Tassone
Nach gründlicher Einführung von Uschi Daub holt eine Wendoschülerin zum Schlag aus. (Foto: Laura Tassone)
Nach gründlicher Einführung von Uschi Daub holt eine Wendoschülerin zum Schlag aus. (Foto: Laura Tassone)

Von Laura Tassone

Kurz knallt es. Ein Holzbrett zerbricht. Eine fest geballte Faust, ein hohes Maß an Konzentration und die richtige Atemtechnik sind dazu nötig. Wie in einem Karate-Film halbieren einige Mädchen der Reihe nach mühelos die hellen Platten aus Fichtenholz. Das ist Wendotraining an der Wilhelm-Hofmann-Schule in Böckingen.

Doch Wendo ist viel mehr als Holzspalten. An erster Stelle steht die Persönlichkeitsstärkung der jungen Teilnehmerinnen. „Dadurch können sie individuelle Handlungsstrategien für Konfliktsituationen entwickeln“, erklärt Michaela Schaupp, die Vertrauenslehrerin und Projektleiterin.

Das Training fördert nämlich ganz allgemein die Schlagfertigkeit der Mädchen. Tatsächlich tragen die Übungen von Trainerin Uschi Daub schon erste Früchte. Die zwölfjährige Cemre streitet seither nicht mehr so oft mit ihrer Schwester, und Anna-Rita weiß sich jetzt zu helfen, wenn ein Junge sie blöd anmacht. „Körpersprache gezielt einsetzen“, so lautet die Wendo-Devise. Deshalb haben die Schülerinnen sich in verschiedenen Situationen gefilmt. Vom Band konnten sie dann die Wirkung ihres Auftretens sehen und beurteilen.

Auch Lehrkräfte der Wilhelm-Hofmann-Schule nehmen am Training teil, um die neuen Techniken gezielt im Schulalltag anzuwenden.

Das von der Stiftung Aktion Mensch getragene, fast 3700 Euro teure Projekt findet außerhalb der Unterrichtszeiten statt. Es soll das Freizeitangebot der Kinder bereichern, um so ihre persönliche Wertschätzung zu steigern. Insgesamt 61 Frauen und Mädchen nehmen an den vier eineinhalbstündigen Trainingseinheiten in der Wilhelm-Hofmann-Schule teil.

Auch längerfristig soll das Projekt weitergeführt werden. „Es wäre schön, wenn sich ein Mädchen-Treff daraus entwickeln könnte“, blickt Michaela Schaupp in die Zukunft. Und die Jungen? Die müssen sich wohl noch etwas gedulden. Denn ein Förderer für das entsprechenden Parallelangebot zu Wendo, dem „Weg der Frauen“, ist bisher noch nicht in Sicht.

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