Schritte, die dem Leben eine völlig neue Drehung geben
Tanz ohne Männermangel: Die Unterländer im Salsa-Fieber - Single-Anteil besonders hoch

Die Salsa-Szene in Heilbronn kommt in Schwung. Manche sprechen sogar schon von einem Salsa-Fieber. Den Ursprung dafür hat wohl Comali Yükseley, Betreiber des K2 Acht im Kunst- und Kulturzentrum Zigarre in Heilbronn, gelegt. Vor vier Jahren hat er die ersten Salsa-Instruktoren in den Saal neben seiner Kneipe geholt. "Damals war die Szene noch klein." Heute pilgern jeden Mittwochabend Neulinge wie Fortgeschrittene zuerst zu den Tanzkursen. Nach 21 Uhr wird die ganze Zigarre zu einer riesigen Salsa-Party.
Jörg Riccius ist von Beginn an dabei. Von Möckmühl fährt der 38-Jährige nach Heilbronn. Salsa: Das ist für ihn Sport, sagt's und nimmt verschwitzt einen Schluck aus der Sprudelflasche. Salsa, das ist für ihn Erholung. Er passt in das Salsa-Tänzer-Bild, das Tanzlehrer und Inhaber der Salsa-Schule Escuela-Latina aus Stuttgart, Joachim Plessing, zeichnet: Von 17 bis 70 Jahre sind die Salsa-Fans, viele sind Singles. "Zu 80 Prozent", schätzt der Experte, der unter anderem in der Zigarre unterrichtet. Das muss nicht immer so bleiben: Comali Yükseley feiert im März in seinen Räumen schon die vierte "Salsa-Hochzeit": kennen gelernt während der Kurse.
"Wir sind zu alt für die Disco, wollen aber abends noch weggehen und tanzen." Cordula (32) und Thorsten (30) kommen deshalb regelmäßig in die Zigarre. Dort haben auch Jürgen Heintschel und Angela Boger angefangen. Seit einem Jahr geben sie selbst Salsa-Kurse. "Salsa caliente" heißt ihr Unternehmen, ihre Kurse bieten sie in verschiedenen Lokalitäten in Heilbronn und Brackenheim an. "Salsa ist eine Herzenssache." Dafür haben der ehemalige Außendienstler und die Chemisch-Technische-Assistentin sehr gute Jobs aufgegeben. Der Tanz hat das Leben der beiden verändert. Sie sind heute Geschäftspartner - und ein Paar.
Beim Salsa ist vieles anders als bei anderen Paartänzen. Männermangel? Kennen die meisten Kurse nicht. Das mag an den guten Kontaktmöglichkeit liegen, und den wenigen Normen, vermutet Sylvia Morena. Die Inhaberin von "Salsamorena" betreibt seit rund einem Jahr in der Heilbronner Paulinenstraße ihre eigene Schule für karibische Tänze. Sie weiß aus eigener Erfahrung: "Salsa ist kein Tanz, den man auf die Schnelle lernt. Aber wer dranbleibt, wird süchtig."
Sogar Clubs setzen inzwischen auf den Trend: Im Heilbronner Barococo ist sonntags jetzt Salsa-Tanzkurs, danach Salsa-Party. Auch die Cocktailbar Manhattan hat das Tanz-Fieber erkannt, genauso klassische Tanzschulen sowie Volkshochschulen. Und Sylvia Morena ist sich sicher: "Das ist ein Trend, der nicht wieder verschwinden wird."
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