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Rettenmaier stiftet Heuss-Tafel

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An der Heilbronner Lerchenstraße verbrachte der spätere Bundespräsident die Jugend

Von Kilian Krauth
Otto Rettenmaier und Enkel Urs enthüllen an der Lerchenstraße, gegenüber dem Landratsamt, eine Gedenktafel für Theodor Heuss. (Foto: Dittmar Dirks)
Otto Rettenmaier und Enkel Urs enthüllen an der Lerchenstraße, gegenüber dem Landratsamt, eine Gedenktafel für Theodor Heuss. (Foto: Dittmar Dirks)

Von Kilian Krauth

„Das hat meine Tochter Barbara ausgeheckt“, stellte Otto Rettenmaier bei der Enthüllung am ehemaligen Wohnhaus der Familie Heuss an der Lerchenstraße 43 klar. Der Fabrikant und Mäzen feiert am Freitag seinen 80. Geburtstag, die Familie habe ihn mit dem ungewöhnlichen Geschenk überrascht - „wohl wissend, dass sie in meinem Sinne handeln“. Nicht ohne Stolz berichtete Otto Rettenmaier, dass er als junger Mensch in Heuss’ Freundeskreis „geduldet war“.

Vor 50 geladenen Gästen zeigte Oberbürgermeister Helmut Himmelsbach Parallelen zu Theodor Heuss’ Jugendjahren und der Stadtgeschichte auf. Heuss erlebte in Heilbronn vor allem die Kaiserzeit: als Schüler (1890 bis 1902) und als Chefredakteur der Neckar-Zeitung (1912 bis 1917). Als die Familie 1892 in die Lerchenstraße zog, sei das „schwäbische Liverpool von einem Geist des Fortschritts erfüllt gewesen“, sagte der OB.

„Der Schwabe Heuss war ein Kerle wie der Klinsmann“, sagte Richard Drautz: weil er nach Nazizeit und Weltkrieg als Bundespräsident und Liberaler ein neues Bild von Deutschland geprägt habe, „aber eben nicht nur für einen Sommer, sondern für die ganzen 50er Jahre“. Der Staatssekretär und Weinbaumeister erinnerte daran, dass der Sohn von Louis Heuss aus einer „urliberalen Familie“ stammte. Drautz spannte den Bogen von Heuss Doktorarbeit zum Weingärtnerstand seiner Heimatstadt über die Gründungsjahre von FDP/DVP bis zur aktuellen Tagespolitik. Der Liberale zeigte sich überzeugt, dass der erste Bundespräsident der heutigen rot-schwarzen Bundesregierung „ganz schön den Rost runter täte“.

Umrahmt von den „Reiterlichen Parforcebläsern Württemberg“ unter Leitung von Juergen R. Spingler aus Botnang stellte Dr. Gerhard Raff Heuss in die lange Reihe herausragender schwäbischer Köpfe. Der knitze Historiker hat es sich mit seinem Freundeskreis zur Aufgabe gemacht, diese Köpfe durch Gedenktafeln stärker ins öffentlichen Bewusstsein zu heben. So habe er nach einer „Benefizschwätzerei“ dank Barbara und Johannes Weingart die Idee zur ersten Heilbronner Heuss-Tafel Konturen bekommen. Gestaltet wurde sie, wie über 70 ähnliche Tafeln für andere großer Schwaben, vom Bildhauer Markus Wolf.

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