Als Mutter und Vater geschätzt
Nur drei Firmen aus der Region sind beim Bundeswettbewerb "Erfolgsfaktor Familie" dabei

Kind oder Karriere - die fehlende Vereinbarkeit von Beruf und Familie gilt als Hauptgrund, warum Frauen immer seltener Kinder bekommen. Künftig soll das nicht mehr nur ein Problem der Mütter sein. Immer mehr Unternehmen werben auch in der Region Heilbronn-Franken mit dem Prädikat "familienfreundlich". An dem Wettbewerb des Familienministeriums haben sich jedoch nur drei Unternehmen beteiligt, darunter Mustang aus Künzelsau und Getrag aus Untergruppenbach. Achim Ühlin, Sprecher der IHK Heilbronn, zeigt sich enttäuscht von der geringen Teilnahme. "Natürlich hätten wir uns gewünscht, dass mehr Firmen an dem Wettbewerb teilnehmen." Neben dem bundesweiten gebe es jedoch noch viele andere Ausschreibungen, bei denen sich die Unternehmen bewerben können.
Den bundesweiten Wettbewerb zum "familienfreundlichen Betrieb" lobt die Familienministerin alle zwei Jahre aus. Gerade läuft "Erfolgsfaktor Familie" - Erfolg, wohlgemerkt, für das Unternehmen. Der Titel ist kein Zufall: Wenn Firmen durch Kindergärten, Förderprogramme oder Beratungsangebote dafür sorgen, dass Job und Privatleben besser harmonieren, soll das die Rendite steigern. Zuletzt stützte eine von Ulla Schmidt in Auftrag gegebene Studie des Prognos-Instituts diese These.
Bundesweit 366 Unternehmen haben beim Wettbewerb mitgemacht. Weder Mustang noch Getrag zählen zu den Top 35, beide sind bereits ausgeschieden. Sportlich nimmt Kerstin Faßnacht von Mustang das frühe Ausscheiden. "Die Teilnahme war eine spontane Idee", erzählt die Personalchefin, "wir wollten wissen, wo wir mit unserer Familienfreundlichkeit stehen". 90 Prozent der Angestellten seien Frauen, darunter viele Mütter. Das Unternehmen biete flexible Arbeitszeiten und versuche Wünsche der Mitarbeiter zu berücksichtigen.
Geht es um kostspielige Modelle der Familienfreundlichkeit haben kleine und mittelgroße Unternehmen gegenüber größeren Firmen häufig das Nachsehen. Doch trotz eigenem Betriebskindergarten, flexibler Tages- und Wochenarbeitszeit, Job-Sharing, vorübergehender Teilzeit und Telearbeit ist auch Getrag schon ausgeschieden. "Wir nehmen an einem solchen Wettbewerb nicht in erster Linie teil, um zu gewinnen, sondern um dadurch einen Vergleich mit anderen Firmen zu bekommen", betont Dieter Schlenkermann, Vorsitzender der Geschäftsführung. Es gehört nicht immer unbedingt viel dazu, ein familienfreundliches Unternehmen zu werden, meint Achim Ühlin. "Familienfeste oder ein Geldgeschenk zur Geburt zeigen, dass man nicht nur als Mitarbeiter, sondern auch als Elternteil geschätzt wird."