Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

Wenn Cannabis Junge nur ins Leere starren lässt

   | 
Lesezeit  1 Min
Erfolgreich kopiert!

Von fehltransportiertem Wissen - oder dem falschen Publikum bei "Kiffen ist harmlos - aber wie lange?" in Heilbronn

Von Katja Feiler

Nach zehn Minuten habe ich abgeschaltet." Schade. So wie der Achtklässlerin Priya ging es wohl vielen am Mittwochabend in der AOK. "Kiffen ist harmlos - aber wie lange?" Um diese spannende Frage zu beantworten, kam Dr. Hanns Jürgen Kunert aus Aachen nach Heilbronn gereist. Er ist Leiter des Funktionsbereichs Neuropsychologie und Psychologische Diagnostik. Das hört sich nach viel Sachverstand an. Doch die Sätze bleiben böhmische Dörfer für die Laien, die gespannt den Weg des roten Leuchtpunkts auf den Abbildungen an der Leinwand verfolgen.

Fragezeichen in den Gesichtern. Die Jugendlichen bubeln, starren ins Leere. Transmitter, kognitive Funktionsstörungen, amotivationales Syndrom: "Bei den Fremdwörtern blickt ja keiner was", murmelt's von hinten. Wer ist hier falsch: Referent oder Zielgruppe?

Am Ende weiß Lisa doch: "Kiffen ist nicht gut." Wenn ihr jemand mal einen Joint anbietet, will sie nein sagen - sagt sie nach dem zweistündigen Vortrag. Das Ziel der Veranstalter - Elternkreis drogengefährdeter und -abhängiger Jugendlicher, Arbeitskreis Sucht und Koordinationsstelle für Suchtfragen des Gesundheitsamts Heilbronn - scheint erreicht.

Und Eltern wie Lehrer sind besser gewappnet. Sie wissen jetzt von der Wechselwirkung des THC, des wichtigsten Inhaltsstoffs von Cannabis, mit dem endogenen Cannabinoidsystem im Gehirn. Diese Hirnregion ist für Emotion und Bewegungsabläufe mitverantwortlich. Und entwickelt sich im jugendlichen Alter noch. "Erst mit 24 ist das Hirn ausgereift." Wer vorher Cannabisprodukte konsumiert, schädigt die Entwicklung. Immer wieder zitiert der Referent Studien. "26-jährige Studenten, die mit 12 angefangen haben zu kiffen, haben eine Leseleistung wie 16-Jährige."

"70 Prozent der chronischen Cannabiskonsumenten weisen psychische Störungen auf." Persönlichkeitsstörungen, Angst, Depressionen, Hyperaktivität. Ob die Defizite wieder verschwinden? Das weiß die Forschung noch nicht. Haben Haschisch und Marihuana eine Schrittmacherfunktion für härtere Drogen? Ja, sagt Kunert. Und zitiert eine Studie.

Nach oben  Nach oben