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"Für was bekomme ich denn die Auszeichnung?"

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Isabel Gomariz Gaona aus Heilbronn ist die "Mutter Teresa" für die Männer mit Bewährung - Verdienstkreuz am Bande

Von Katja Feiler

Unsere Mutter Teresa von der Steinstraße": Nennt einer der Bewohner des Übergangswohnheims für obdachlose oder davon bedrohte ehemals Straffällige sie mal wieder so, lächelt Isabel Gomariz Gaona nur verlegen. Das ist ihr peinlich. Aber irgendwie ist sie auch stolz darauf. Denn das zeigt, wie sehr die Männer, die am Projekt der Wiedereingliederungshilfe für Straffällige mitmachen, sie schätzen. Für dieses Engagement überreichte der 64-Jährigen jetzt Ministerin Corinna Werwick-Hertneck das Verdienstkreuz am Bande. "Ich freue mich so für dich." Andreas Scholl ist einer ihrer Schützlinge. Alle, die in der Heilbronner Steinstraße wohnen, haben eine Bewährungsstrafe. Acht sind es, in acht Zimmern. Im Stockwerk drunter lebt Isabel Gomariz Gaona mit Sohn und Mann. Hausmeisterin ist sie dort. Das ist ihre offizielle Position bei der Jugendhilfe Unterland. Das Verdienstkreuz hält sie jetzt aber für ihr Ehrenamt in Händen. "Isabel ist eine Mischung aus Mama und Sozialarbeiterin für mich." So sieht das nicht nur Bewohner Andreas Scholl. Ohne sie hätte er vielleicht immer noch keine feste Arbeitsstelle, ohne sie käme er immer noch nicht mit seiner Ex-Frau klar, könnte seine Kinder nicht so oft sehen. Wer Ansprache oder Aussprache braucht, geht ein paar Treppen tiefer. Lebenshilfe. Hilfe wieder ins normale Leben einfinden. Lernen, wieder mit Geld umzugehen. Nicht immer ist das so einfach. "Mein Morgenmantel liegt immer neben meinem Bett", erzählt die gebürtige Spanierin als sie auf 20 Jahre Arbeit im Übergangswohnheim zurückblickt. Da klingelt jemand Sturm um 3 Uhr nachts. Da raufen sich zwei Betrunkene vor der Haustüre, plötzlich steht die Polizei da. Selbstmordversuch. Alles schon passiert. Ein 24-Stunden-Job. "Manchmal dachte ich wirklich, ich schaffe es nicht mehr." Und trotzdem: "Für was bekomme ich die Medaille? fragte Isabel Gomariz Gaona erstaunt als der Geschäftsführer des Vereins Jugendhilfe Unterland, Wolfgang Schweigle, die Nachricht überbrachte. Sie ist doch nur da. Eben. Das ist nicht selbstverständlich, findet Wolfgang Schweigle und hat die resolute Frau, die seit 42 Jahren in Deutschland lebt, für die Auszeichnung vorgeschlagen. Lange kann Isabel Gomariz Gaona nicht mehr Lebenshilfe für die Männer zwischen 18 und 60 Jahren in der Steinstraße bieten. In ein paar Monaten verabschiedet sie sich in den Ruhestand. Dann kriegt die Medaille im neuen Heim einen Ehrenplatz.

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