Stimme+
Vancouver (dpa)
Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

Kevin Martin, der Michael Jordan des Curlings

   | 
Lesezeit  1 Min
Erfolgreich kopiert!

Wenn Kanadas Star-Skip Kevin Martin Kommandos durch Vancouvers Olympic Centre brüllt, ist alles möglich. «Weckt bloß den Bären nicht auf», brüllen knapp 5000 Anhänger des kanadischen Curling-Teams immer wieder leidenschaftlich und wollen damit die Gegner provozieren.

Von Sven Busch, dpa
Kanadas Skip Kevin Martin (m) ist so etwas wie der Nationalheilige des Curlings.
Kanadas Skip Kevin Martin (m) ist so etwas wie der Nationalheilige des Curlings.

Dabei ist Martin, Spitzname «alter Bär», längst hellwach. Seit dem Olympia-Comeback des Curlings 1998 hatte es kein Land geschafft, in der Vorrunde ungeschlagen zu bleiben. Dank Martin brillierten die Gastgeber in den ersten neun Turnierspielen mit neun Siegen in neun Spielen. Jetzt geht's im Halbfinale gegen den Sieger der Playoff- Partie zwischen Schweden und Großbritannien.

Sogar Eishockey-Legende Wayne Gretzky schickt Martin regelmäßig eine Glückwunsch-SMS. «Kevin ist zweifellos der Michael Jordan des Curlings», lobte US-Skip John Shuster nach der 2:7-Pleite gegen die Kanadier, «und das schon seit 20 Jahren.» Der Glamour-Faktor hält sich bei Martin allerdings in Grenzen. Der 43-Jährige wirkt auf den ersten Blick sehr unscheinbar und ähnelt mit seiner Halbglatze dem netten Nachbarn von nebenan. Emotionen zeigt er selten, teilweise geniale Spielzüge schon eher. Der Stratege ist beim «Eisschach» weltweit gefürchtet.

«Es geht nicht darum, jedes Spiel zu gewinnen, sondern darum, sich die Chance zu erarbeiten, jedes Spiel gewinnen zu können», philosophierte der Routinier. Genau für solche Weisheiten lieben ihn seine Kollegen und die Fans. Immerhin ist Curling nach Eishockey der zweitpopulärste Wintersport in Kanada, und Martin weiß, wovon er spricht. Im Finale des olympischen Turniers 2002 in Salt Lake City hatte «Old Bear» Martin die Gelegenheit, Kanada mit dem letzten Stein die Goldmedaille zu sichern - Norwegen gewann 6:5. Dafür hat Martin sein Land 2008 zum WM-Titel geführt.

«Curling hat sich enorm entwickelt. Es bleibt ein Sport der Finesse, aber ohne Kraft und Fitness geht gar nichts mehr», sagte der kanadische Volksheld, der bereits vor zehn Jahren mit regelmäßigem Krafttraining begonnen hat. Zuhause in Edmonton hat er sich ein Business für Curling-Zubehör aufgebaut. Bei «Kevin's Curling Supplies» gibt es von Besen über Schuhe bis hin zu Eismaschinen alles, was diesen Sport so faszinierend macht. «Curling ist eine Lebenseinstellung», sagte Martin, «und alles, was ich in meinem Leben erreicht habe, verdanke ich Curling.» 

Kommentare öffnen
Nach oben  Nach oben