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Tennisprofi Björn Phau gewinnt Heilbronn Open

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Talheim/Heilbronn - Der Mannheimer Björn Phau hat die 29. Heilbronn Open der Tennis-Profis gewonnen. Im Finale des mit 125.000 Euro dotierten Challenger-Turniers besiegte der 32-Jährige am Sonntag den Belgier Ruben Bemelmans mit 6:7 (4:7), 6:3, 6:4.

Von Lars Müller-Appenzeller

 

Talheim/Heilbronn - Das Lied war für Björn Phau der perfekte Soundtrack, um im Kopfkino die Tenniswoche Revue passieren zu lassen. Als letzter Spieler war der Düsseldorfer ins Hauptfeld der 29. Intersport Heilbronn Open powered by Wilson gerutscht, jetzt wurde für ihn auf dem Center Court im Tennis-Center Talheim von „In2Deep“ „One Moment in Time“ gespielt und gesungen. Es war das Olympialied 1988 von Seoul, ein „Gänsehautsong“, wie Björn Phau sagt.

Mit 6:7 (4), 6:3, 6:4 hatte er eben das am Ende hochklassige und spannende Finale gegen den Belgier Ruben Bemelmans gewonnen – und schrieb erst einmal eine SMS an seine Freundin, wie er später verriet. Björn Phau, der einmal Boris Becker beerben sollte, hat seinen sechsten Titel auf der Challenger-Tour gewonnen. Mit 32 Jahren. Im zehnten Anlauf.

Fünf Wildcards

Seit 1998 ist der 1,75 Meter große Profi immer wieder im Gewerbegebiet am Rauhen Stich zu Gast – die ersten fünf Mal per Wildcard – nie kam er über die zweite Runde hinaus. Warum diesmal? „Das liegt auch am neuen, langsameren Belag, der hier die vergangenen 15 Jahre doch sehr schnell war“, sagt Phau. „Und ich hatte diese gewisse Grundlockerheit“, die man erst ab einem gewissen Alter hat. „Ich sehe alles doch mit einem gewissen Abstand“, hatte er schon nach seinem Halbfinalsieg gesagt.

Es war ein schwieriges Match. Das zeigt das Ergebnis von 6:3, 3:6 und 7:6 (3), das zeigen auch seine Worte über seinen Gegner: „Ich kenne Dominik Meffert sehr gut. Wir verstehen uns gut und trainieren oft zusammen. Dann wird ein Match richtig gut oder eben nicht so.“ Das Halbfinale war eher nicht so gut – aber spannend. Das Finale gestern war beides.

Das Phauer-Tennis ist Tennis der alten Schule: Die einhändige Rückhand, Stärke von der Grundlinie, Offensivqualitäten und ein großes Herz zeichnen Björn Phau aus. Und gegen Ruben Bemelmans war auf seinen Aufschlag Verlass: Phau gab nie sein Service ab und machte gleich beim ersten Aufschlagspiel des Linkshänders im zweiten Satz sowie zum 5:4 im dritten Durchgang die beiden entscheidenden Breaks. Nach zwei Stunden und einer Minute sagte Stuhlschiedsrichter Alfonso „Poncho“ Ayala aus Spanien die von Gewinnern so geliebten Worte: „Spiel, Satz und Sieg“.

Bemelmans, als Nummer 150 der Weltrangliste ins Turnier gestartet, hatte sich durch die Qualifikation gekämpft. In seinen acht Matches stand der 24-Jährige aus Genk elf Stunden und 51 Minuten auf dem Platz. Danach sagte er anerkennend: „Das war ein unglaubliches Match Björn.“ Bemelmans springt mit den gewonnenen Punkten etwa 30 Plätze in der Rangliste nach oben, so gut war er noch nie platziert. Bei ihm scheint das Turniermotto „Mit uns an die Spitze“ bestens zu passen. Bei Phau gilt es nicht mehr.

Kleiner Roter

Björn Phau macht mit dem Turniersieg einen Sprung von Platz 174 auf etwa 130, 140. Im Juni 2006 war er die Nummer 59. „Darauf bin ich nicht unbedingt stolz“, sagt Phau, „aber es bedeutet mir viel, schließlich muss ich einiges richtig gemacht haben.“ Aber nicht alles. „Ich hatte zu viele Leistungslöcher, mir fehlte die Konstanz. Denn die Zielsetzung war ein bisschen höher.“ Denn von 1997 bis 2002 war Phau einer der „kleinen Roten“, wie die Spieler des Mercedes-Benz-Junior-Teams von Boris Becker genannt wurden. Es sollte in die Top 30 der Welt führen. „Mein Anspruch ist, noch einmal in die Top 100 zu kommen“, sagt Phau. Mit Becker habe er keinen Kontakt mehr.

Björn Phau ist 32. Er weiß, dass nicht mehr so viele Turniere kommen werden. Seit einem Jahr studiert er nebenher. Sportmanagement. „Noch ist der Spaß auf dem Platz da. Ob das in einem Jahr auch so ist, mal schauen.“ Nach dem allerletzten Match, das Lied „One Moment in Time“ – das wäre perfekt.


Hintergrund: Skandinavischer Sieg

Björn Phau hat für seinen Turniersieg 12.250 Euro und 110 Punkte für die Weltrangliste bekommen. Gleichviel Punkte gingen an den Schweden Johan Brunstrom und den Dänen Frederik Nielsen. Die Skandinavier besiegten im Doppelfinale Treat Conrad Huey (Philippinen)/Dominic Inglot (Großbritannien) in 75 Minuten mit 6:3, 3:6, 10:6. Brunstrom/Nielsen müssen sich den Siegerscheck über 5.250 Euro teilen. Huey/Inglot dürfen sich über 3.100 Euro und 65 Punkte freuen. lm

Bei der 30. Auflage der Heilbronn Open darf Yannick Staschen vom Oldenburger TeV in der Qualifikation starten - er holte sich beim Junior-Challenger-Cup den Turniersieg und somit die Wildcard für die Quali. lsw/red

 

Heilbronn Open im Internet

http://heilbronn-open.de/

 

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