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Das amerikanische Rätsel

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Baseball - Baseball gehört zu den USA wie Hamburger und Coca-Cola. Im Gegensatz zu den beiden letztgenannten Produkten hat sich der Lieblingssport der Amerikaner aber nicht weltweit durchgesetzt. In Deutschland wird zwar American Football und Basketball gespielt, aber Baseball führt ein Nischendasein.

Von Stephan Sonntag

Baseball - Baseball gehört zu den USA wie Hamburger und Coca-Cola. Im Gegensatz zu den beiden letztgenannten Produkten hat sich der Lieblingssport der Amerikaner aber nicht weltweit durchgesetzt. In Deutschland wird zwar American Football und Basketball gespielt, aber Baseball führt ein Nischendasein. Warum ist das so? "Die Regeln erschließen sich einem nicht sofort. Außerdem kann ein Spiel sehr lange dauern, man muss Geduld mitbringen", versucht sich Brian Moore an einer Erklärung.

Der 42-Jährige ist Trainer und Vorsitzender der Heilbronn Pirates, dem einzigen Baseballclub im Unterland. 1988 wurde der Club unter den Namen Heilbronn Outlaws gegründet. Von Anfang an dabei ist Alan Day. Der 64-Jährige stand auch am vergangenen Sonntag bei der knappen 11:12-Niederlage in der Bezirksligapartie gegen die Sindelfingen Squirrels II auf dem Platz. "Solange die Gesundheit mitmacht, werde ich weitermachen. Ich wäre überglücklich, wenn ich auch noch mit 70 spielen kann", sagt der Amerikaner, der in den 70er Jahren mit der US-Army nach Deutschland kam. Auch wenn Day nicht mehr der Allerschnellste ist, ihm macht keiner was vor. "Ich habe mein ganzes Leben Baseball gespielt. Wichtiger als Schnelligkeit sind gute Technik und richtiges Timing. Und dafür ist die Erfahrung entscheidend."

Alan Day ist 64 Jahre alt, denkt aber gar nicht daran, den Schläger wegzulegen.
Alan Day ist 64 Jahre alt, denkt aber gar nicht daran, den Schläger wegzulegen.

Vom Fieber gepackt

Jeder, der schon mal einen Baseballschläger in der Hand gehabt hat, wird dem zustimmen. "Einen runden Ball mit einem runden Schläger treffen zu wollen, ist eigentlich Irrsinn", sagt auch Brian Moore. Aus eigener Erfahrung weiß er aber: "Wer den Ball erst einmal getroffen hat, der bleibt auch dabei. Den packt das Baseball-Fieber."

Das grassiert in Deutschland aber schon allein deshalb nicht, weil nur die wenigsten Menschen mit dem Sport in Berührung kommen. In den USA hingegen gibt es keine Schule, die nicht über ein eigenes Baseball-Team verfügt. "Ein gutes High-School-Team könnte sicher in der deutschen Bundesliga mithalten", glaubt Moore. Um den Nachwuchs hierzulande zu fördern, trainiert er selbst eine Kindergruppe in seinem Wohnort Besigheim. "Da sind jeden Samstag 30 Kids zwischen sieben und zwölf Jahren dabei, unter anderem meine eigenen Kinder. Es ist mein Traum, mit ihnen mal in einem Team zu spielen."

Mit bis zu 120 Stundenkilometern wirft der Pitcher den Ball.
Mit bis zu 120 Stundenkilometern wirft der Pitcher den Ball.

22-Mann-Kader

Bis es soweit ist, müssen die Pirates allerdings mit ihrem aktuellen 22-Mann-Kader auskommen. Die Jugendmannschaft und das Frauen-Softballteam wurden in den vergangenen Jahren mangels Resonanz aufgegeben. "Für die meisten von uns steht der Spaß am Spiel im Vordergrund", sagt Moore. Ambitionierte Spieler müssen zwangsläufig den Club wechseln − wie zuletzt Michael Schäffner, der sich dem Zweitligisten Stuttgart Reds anschloss.

Präsident und Trainer der Heilbronn Pirates: Brian Moore.
Präsident und Trainer der Heilbronn Pirates: Brian Moore.

Nachwuchs jeden Alters ist bei den Pirates also erwünscht − ebenso wie Sponsoren. Die Kosten werden derzeit komplett über die Mitgliedsbeiträge gedeckt. "Jeder kann bei uns zum Training kommen", wirbt Moore. Im Mittelpunkt steht das Techniktraining − werfen, fangen und schlagen. "Kondition ist Sache jedes einzelnen Spielers", sagt Moore. Die Ausdauer ist beim Baseball auch nicht entscheidend. Reaktionsvermögen und blitzschnelle Entscheidungen sind wichtiger. "Du weißt nie, was im nächsten Augenblick passiert. Aber egal was passiert, du musst bereit sein, richtig zu reagieren", fasst Moore seine Faszination für Baseball zusammen.

Weitere Informationen gibt Brian Moore per E-Mail: brmoore@microsoft.com

 
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