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Becker gewinnt Heilbronn Open

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Talheim - Benjamin Becker sitzt auf der Bank, stiert auf den Boden und schüttelt den Kopf. Ein paar Meter nebenan schaut ein versteinerter Karol Beck auf dem Center Court im Tennis-Center Talheim spazieren, während die knapp 1700 Zuschauer stehen und applaudieren. An den Gesichtern der Spieler ist nicht abzulesen, wer gerade die 26. Intersport Heilbronn Open powered by FPT gewonnen hat. An der Anzeigetafel schon. Dort steht unmissverständlich: Benjamin Becker (Deutschland) – Karol Beck (Slowakei) 6:4, 6:4.

Von Lars Müller-Appenzeller
Benjamin Becker fegt Karol Beck, glatt in zwei Sätzen vom Platz.

Talheim - Benjamin Becker sitzt auf der Bank, stiert auf den Boden und schüttelt den Kopf. Ein paar Meter nebenan schaut ein versteinerter Karol Beck auf dem Center Court im Tennis-Center Talheim spazieren, während die knapp 1700 Zuschauer stehen und applaudieren. An den Gesichtern der Spieler ist nicht abzulesen, wer gerade die 26. Intersport Heilbronn Open powered by FPT gewonnen hat. An der Anzeigetafel schon. Dort steht unmissverständlich: Benjamin Becker (Deutschland) – Karol Beck (Slowakei) 6:4, 6:4.

Benjamin Becker (Foto: dpa)  braucht ein bisschen Zeit für sich. Zeit, um sich zu sortieren. Zeit, um in Gedanken an Weggabelungen zurückzukehren. Er hat Ende 2005 also doch alles richtig gemacht. Damals, als sich der 24 Jahre alte Student doch noch entschloss, Tennis-Profi zu werden. Es ging nur aufwärts. Ein Höhepunkt waren die US Open 2006. Die „New York Times“ titelte „The man, who shot Bambi“ – der Mann, der Bambi erschoss – nachdem er den Liebling der Nation, Andre Agassi in der dritten Runde in Rente geschickt hatte. Und Deutschland feierte einen neuen B. Becker.

Schaukämpfe mit Boris

Boris und Benjamin spielen ab und an zusammen Tennis. Schaukämpfe. Der Name Becker lässt sich nun einmal gut vermarkten. B.B. der Jüngere trägt auf dem Platz Kleidung der Modelinie von B.B. dem Älteren. Das passt. Und im Februar 2007 spielt wieder ein Becker im Daviscup für Deutschland. Benjamin Becker verliert gegen Kroatien seine beiden Einzel. Seither ist er für Teamchef Patrik Kühnen kein Thema mehr. Seither geht es bergab. Der Aufsteiger des Jahres 2006 wird von Platz 38 (März 2007) in der Weltrangliste nach unten durchgereicht.

Im Laufe des Jahres 2007 bekommt Becker Probleme. Schmerzen im rechten Arm, dem Schlagarm, der Erwerbsgrundlage. „Ich habe eine Pause gemacht, war bei verschiedenen Ärzten und habe mich untersuchen lassen.“ Becker hat eine chronische Sehnenscheidenentzündung der Bizepssehne. Mit dem Jahr 2008 ist er auch nicht zufrieden: „Ich habe einige Spiele, die ich schon fast gewonnen hatte, doch noch verloren.“ Ende Oktober macht er bis zum Jahresende eine Pause. Der Arm. Erneute Untersuchungen. Becker: „Vielleicht muss ich mich operieren lassen.“

Operation droht

Becker legt im Januar wieder los, auf der Challenger-Tour. Sao Paulo, Brasilien. Salinas, Ecuador. Es läuft nicht recht. Er kommt zum 85.000-Euro-Turnier nach Talheim und gewinnt. Er schüttelt den Kopf. Es ist erst sein zweiter Sieg bei einem Challenger. Den ersten hat er im ersten Turnier geholt. Im März 2006. Lange her.

Ziel übertroffen

„Ich habe mein Ziel übertroffen“, sagt Becker nach den 82 finalen Minuten von Talheim. Becker hat alles richtig gemacht. Er schlägt platziert auf und macht jeweils das entscheidende Break zum 5:4. „Benni hat unglaublich aufgeschlagen“, sagt Beck, der später immerhin das Doppel gewinnt. Becker freut sich. „Das ist ein guter Schritt in die richtige Richtung. Es geht nicht nur um die Punkte sondern auch um das Selbstvertrauen, das ich aus Heilbronn mitnehme. Und es sind viele aus dem Saarland da: Meine Familie und Freunde.“ Auf eine Party mit ihnen muss Benjamin Becker verzichten. Der Mann mit der Mütze ist nach dem Triumph nicht nach Hause gegangen.

Am Sonntagabend flog Becker von Frankfurt nach Johannesburg. Er sagt: „Das wird jetzt hart, auch wegen der Höhe.“ Vom Winter in Talheim geht es in den Sommer von Südafrika – auf 1750 Metern Höhe. Danach macht er eine kleine Pause. Die braucht sein Arm. Man muss sich um die Zukunft von Benjamin Becker keine Sorgen machen. Ihm fehlt noch ein Semester, um in den USA sein Studium zu beenden. „Das beruhigt ungemein“, sagt er. „Es ist alles nur auf Eis gelegt, ich kann jederzeit zurück an die Uni.“ Dann wird er wieder auf der Bank sitzen – und vielleicht den Kopf schütteln.


Zur Person: Benjamin Becker

Mit acht Jahren ging es los: Benjamin genannt Benni Becker beginnt Tennis zu spielen. Geboren ist er am 16. Juni 1981 in Orscholz. 2001 erhält er ein Tennis-Stipendium in den USA und studiert Finanzwesen und Internationale Wirtschaftswissenschaften an der Baylor Universität im texanischen Waco. Im November 2005 entschließt sich Becker entgegen früherer Planungen doch Tennis-Profi zu werden. Anfang März 2007 ist er die Nummer 38 der Welt. Zu Beginn der Heilbronn Open stand er auf Position 135. lm
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