Weil ein Spielplatz nicht das Gleiche ist
Beim Teddyturnen lernen schon Einjährige weit mehr, als sich zu bewegen.

Zehn Augenpaare liegen gebannt auf einer kleinen verschlossenen Kiste. Darauf sitzt Willy, die bunte Handpuppe mit dem braunen Wuschelkopf. Alle kleinen Turner wissen: Gleich macht Übungsleiterin Edith Zips mit Willy die Kiste auf, und dann heißt es: Post verteilen.
Die Briefe - unzählige Bierdeckel - kann Willy schließlich nicht alle alleine austragen. Er braucht Hilfe: In Windeseile wird die Post von den Einjährigen quer durch die Halle getragen, hin zu einem Sprungkasten, dessen Handgriffe als Briefschlitze dienen. Für die Kinder ein Riesenspaß.
"Schaut, dass sie sich auch mal nach unten bücken und nach oben strecken beim Einwerfen", ruft Edith Zips den Eltern zu. Das Spiel ist Teil der Aufwärmphase beim Teddyturnen des TV Flein in der Sandberghalle und soll den Kindern vor allem eines machen: Spaß. Immer mittwochs trainiert Edith Zips hier mit den Allerkleinsten. Ab einem Jahr können die Kinder kommen, zum zweiten Geburtstag wechseln sie in die nächste Gruppe.
Im Verein
"Unser Ziel ist es, die Kinder so frühzeitig zu begeistern, dass sie von klein auf Lust auf und Spaß an Bewegung haben", sagt Edith Zips. Und dass sie dem Verein im besten Fall auch später treu bleiben: ob beim Turnen, Fußball, Handball, Judo oder in der Leichtathletik.
Seit zwölf Jahren leitet die 45-Jährige das Mutter-Kind-Turnen für die Drei- bis Vierjährigen, seit sieben Jahren das Teddyturnen. Der Aufbau jeder Stunde ist klar strukturiert: Begrüßungslied, Aufwärmphase mit Spielen, anschließend das Turnen an wechselnden Stationen und schließlich der Ausklang der Stunde mit Fingerspielen und Liedern. "Mir ist wichtig, dass ich von allem etwas rein packe", betont die Übungsleiterin den ganzheitlichen Aspekt. Bewegung, Musik, Feinmotorik, Spiele mit Alltagsmaterialien.

Dass es aber noch um mehr geht, zeigt die soziale Komponente. "Sozialkompetenz entsteht nicht auf dem Spielplatz", weiß Edith Zips. Ob zu lernen, sich anstellen zu müssen, Risiken abzuschätzen oder auch, sich von anderen Kindern Dinge abzuschauen: "Beim Turnen sehen und erkennen die Kinder so viel, das prägt sie für später", sagt Edith Zips.
In der Turnzeit können sich die Kinder austoben: Rollen, Wälzen, Springen, Hüpfen, Balancieren sind angesagt. Mit Hilfe der Turngeräte werden jedes Mal die aufregendsten Stationen gebaut: Wippe oder Klettermöglichkeit, Schaukel oder Tunnel zum Hindurchkriechen, Rutsche oder Trampolin.
Vincent aus Flein ist erst eineinhalb Jahre alt, "aber er versteht ganz genau, wenn man sagt: Wir gehen turnen", erzählt Papa Marco Hölzer. "Er freut sich richtig." Katrin Bär kommt mit dem knapp zweijährigen Felix extra aus Donnbronn. "An den Stationen haben die Kinder so viele Möglichkeiten", sagt sie. "Die Motorik wird enorm geschult, und ich finde, dass man auch auf dem Spielplatz merkt, dass sie sicherer sind."
"Das Kinderturnen wird oft ein bisschen als Kaffeerunde für die Mamas verurteilt", sagt Edith Zips. Dabei soll es genau das nicht sein. "Derjenige, der das Kind begleitet, hat eine Vorbildfunktion. Man muss mitmachen." Ob die Kinder dem Turnen beziehungsweise dem Sport letztlich treu bleiben, hängt laut Zips" Erfahrung ganz wesentlich von der Begleitperson und ihrem Wirken ab.
Aufwärmen
Vor allem beim Aufwärmen und bei der Abschiedsrunde legt die Übungsleiterin, selbst zweifache Mutter, Wert auf Regeln: Alle sitzen im Kreis, herumgerannt wird nicht. "Es ist wichtig, dass die Kinder auch mal sitzen bleiben und kurz zuhören können." Und es funktioniert.
Schnell wissen die Einjährigen, was als nächstes folgt, dass etwa am Schluss das beliebte Karusselllied gesungen wird, bei dem die Kleinen von ihren Begleitern durch die Luft gewirbelt werden. Die Freude ist den Turnern dabei ins Gesicht geschrieben.
Auch der knapp zweijährigen Lotta. Mama Carolin Lüdemann gefällt es, dass ihre Tochter hier so vieles ausprobieren kann. "Und ich schätze den guten Draht, den Edith zu den Kindern hat."
Die Abteilung Turnen des TV Flein bietet für Kinder ab einem Jahr und in Begleitung eines Erwachsenen das Teddyturnen an und zwar immer mittwochs von 9 bis 10 Uhr oder von 10 bis 11 Uhr in der Fleiner Sandberghalle. Mit dem zweiten Geburtstag des Kindes wird in die nächste Gruppe gewechselt. Ansprechpartnerin ist Edith Zips, Telefon 07131 250902. Die Trainingsangebote gehen nahtlos ineinander über (Zwei- bis Dreijährige, Drei- bis Vierjährige und so weiter). Ab vier Jahren turnen die Kinder alleine, bis dahin ist eine Begleitperson dabei.
Weitere Informationen, auch zu Angeboten wie Minifußball, Leichtathletik oder Minihandball.