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Der Schimmel sorgt für gutes Weinkeller-Klima

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Im Talheimer "Adler"-Keller von Rentner Otto Ries lagern noch einige alte Wein-Kostbarkeiten - Viele Anekdoten auf Lager

Von Luzia Grimm
Otto Ries in dem alten Keller, der zum ehemaligen Gasthaus Adler in Talheim gehörte. (Foto: Dittmar Dirks)
Otto Ries in dem alten Keller, der zum ehemaligen Gasthaus Adler in Talheim gehörte. (Foto: Dittmar Dirks)

"Hier liegen alte Schätze", sagt Otto Ries im Gewölbekeller mit den geschwärzten Steinen. Das Etikett auf einem der Schätze, einer Flasche Talheimer Schwarzriesling mit Spätburgunder aus dem Jahr 1977, ist kaum noch lesbar. Schwarzer Schimmel, der die Kellerwände wie verrußt aussehen lässt, hat sein Werk getan.

"Dieser schwarze Schimmel auf den Steinen ist wichtig für das hervorragende Weinkellerklima", erklärt Ries. Heute baut er im halben Keller mit separatem Eingang - die andere Kellerhälfte gehört zu einem anderen Haus - nur noch seinen Hauswein aus: Es ist ein echter Schiller aus allem, was im Ries'schen Wengert im "Kohlstein" wächst: vom Schwarzriesling über den Trollinger bis zum Weißriesling. Für die "Nachlese" krempelt der Bäckermeister außer Diensten dann einmal im Jahr die Ärmel hoch, bäckt Kartoffel-, Zwiebel- und Apfelkuchen für die Lesehelfer.

Davon erzählt Otto Ries gerne, der die "Adler"-Bäckerei vor zwölf Jahren aufgegeben hat. Überhaupt hat der charmante Rentner jede Menge unterhaltsamer Anekdoten aus dem alten Talheim - "alles wahre Begebenheiten" - auf Lager. Seinen Hauswein aus mindestens zehn Sorten pflegt der Mann Jahrgang 1928 als geliebtes Hobby im Jahrhunderte alten Keller: "So einen wie den gibt es heute in keiner Wirtschaft mehr." Als er die Wirtschaft und Bäckerei "Zum Adler" in der Hauptstraße 2 mit seiner Frau Erika von den Schwiegereltern übernommen hatte, war der Keller voller Weinfässer, auf einer Seite bis zur gewölbten Decke hoch.

Der "Adler", der direkt neben dem alten und inzwischen abgebrochenen Talheimer Rathaus stand, ist auf Fels gebaut. Deshalb liegt der Keller im Haus schräg gegenüber. "Wenn der Wein ausgebaut wurde, hat man im Keller manchmal einen Ofen aufgestellt", erzählt Ries. Gut ein Dutzend Weinfässer, die zwischen 300 und über 1000 Liter fassten, standen damals im ebenerdigen Weinkeller mit einem Kellerhals, dem Lüftungsschacht.

Die Wirtschaft hat der Witwer in den 50er Jahren auf Wunsch seiner Frau aufgegeben. Für den "Adler" wurde der Wein in großen Krügen aus dem Keller geholt, erinnert sich Ries, der heute dort wohnt, wo früher der "Adler"-Saal war.

Von Küfermeister Richard Rot wurden die großen Weinfässer im Talheimer Keller auseinandergenommen, der Weinstein gelöst und wie die Fässer verkauft. Jetzt stehen nur noch drei kleinere Holzfässer im alten "Adler"-Weinkeller und sind reine Dekoration. Der Hauswein ist in Kunststofftanks und in Flaschen. Die altehrwürdigen Holzfässer bleiben stehen. "Es ist ja genügend Platz", sagt Otto Ries.

Eine seiner Kellerkostbarkeiten, einen Talheimer Schwarzriesling, Jahrgang 1976, hat er dem Talheimer Feuerwehrkommandanten zu dessen 50. Geburtstag geschenkt. "Die wird nicht getrunken, die heb' ich auf", habe Gerhard Schmidt gesagt.

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