Wetterfahne soll sich wieder drehen
Turmgiebel der Alten Schule ist morsch − Schönheitsreparatur beginnt

Untergruppenbach - Seit 1905 steht die denkmalgeschützte Alte Schule in der Pestalozzistraße in Untergruppenbach. Früher rief die Schulglocken die Grundschüler zum Unterricht. Heute sind jüngere Kinder und die Heimatstube hier untergebracht. Viel Arbeit hat der Heimatverein mit der Entdeckung bekommen, dass direkt über seinen Räumen auf dem Dachgiebel die Wetterfahne fehlt und der alte senkrechte Turmbalken, der Kaiserstiel, durch eingedrungenes Wasser feucht und morsch geworden ist.
Entdeckung Seit 1905 gibt es den Glockenturm auf dem Schuldach, der sich 30 Meter hoch in den Himmel streckt. Mit der dazugehörigen Wetterfahne. Mit einer Fahne? Niemandem im Ort ist wohl aufgefallen, dass schon seit mehr als 26 Jahren die Wetterfahne fehlt. Außer Heimatvereinsmitglied Adolf Wesch. Im Sommer 2009 bemerkte der Untergruppenbacher, dass sich dort oben keine Fahne mehr im Wind dreht. Ein Thema wie geschaffen für den Verein.
"Sofort wurden wir aktiv", erzählen die beiden Vorsitzenden, Hans Kühlwein und Friedrich Eisenmann. "Wir recherchierten und fanden die alte kaputte Fahne bei Adolf Prestel. Er hatte sie, als damaliger Rektor der Grundschule, während Bauarbeiten im Jahr 1984 aufgehoben." Und dann sei das Projekt Fahne richtig losgegangen. "Aber hätten wir gewusst, welche Lawine wir lostreten, wer weiß, ob wir es gewagt hätten", meint Hans Kühlwein augenzwinkernd. Ein Projekt, das den ehrenamtlich engagierten Kühlwein bis jetzt viel Zeit, unzählige Telefonate und noch mehr Nerven gekostet hat.
"Wir mussten rauf auf den Turm, um festzustellen, wie es oben aussieht", erzählt er. "Und ich bin nicht schwindelfrei." Gemeinsam seien sie von innen nur zur Luke der Schulglocke gekommen, die "bestimmt schon seit dem Zweiten Weltkrieg verstummt ist", wie Eisenmann vermutet. Er und sein Mitstreiter blieben auf dem Boden der Tatsachen mit der Erkenntnis zurück: Ohne Kran geht es nicht.
Mit einem kleinem Steiger versuchten sie im Herbst 2009, sich dem Turm erneut zu nähern. "Auf 25 Meter habe ich mich todesmutig hochgefahren lassen. Dann bekam ich Angstzustände und musste runter", erzählt Kühlwein. Der Steiger ging danach kaputt, das Wetter wurde schlechter, und keiner konnte die Turmspitze erreichen.
Begutachtung Jetzt war es endlich soweit: Mit Hilfe von Dachdecker Hermann Preiss und seinem Kran ging es 30 Meter in die Höhe. Dort sahen sie die Bescherung: Die Spitze des alten Kaiserstiels ist morsch und jetzt teilweise durch neues Konstruktionsvollholz aus Fichte ersetzt. Erst jetzt ist es möglich, eine neue Fahne zu installieren. "Bis die neue, zwei Meter hohe Fahne wieder wehen kann, wird es Herbst", meint Kühlwein optimistisch.
Die nächsten Herausforderungen heißen: Wie kann die Fahne detailgetreu nachgebaut werden? Soll sie aus Kupfer, Zinn, Messing oder Stahlblech sein? Viel kosten darf sie in Zeiten knapper Haushaltskassen nicht. Doch Kühlwein hat schon Ideen. Als gelernter Werkzeugmacher liegt das Holzmodell der Wetterfahne bereits in seinem Keller.