Stachelige Mitbewohner zur Zwischenmiete
Was zu tun ist, wenn plötzlich eine Igelfamilie im Garten auftaucht

Ilsfeld - Begeistert erzählte eine Schülerin im Ilsfelder Teilort Auenstein von ihrer Entdeckung: „Unter unserer Eingangstreppe wohnt eine Igelfamilie“. Drei Igelkinder und das Muttertier hatte die 16-Jährige kürzlich am Tag erblickt. Schon ein bisschen „igelkundig“ wusste sie, dass die Stacheltiere eigentlich nachtaktiv sind.
Kotspuren Schnell überlegte sie, was zu tun ist, nahm Infoblätter zur Hand und recherchierte mit ihren zwei Geschwistern im Internet. „Bestimmt sind sie hungrig“, meinte sie. Zuerst bereitete sie ein Rührei zu. „Aber ohne Gewürze“, betonte die Schülerin. Das hätten die Igel schnell verputzt, meint sie. Danach kam die Dose Katzenfutter, die ihre Mutter für solche Fälle im Haus habe, vermischt mit Haferflocken und Wasser, an die Reihe. „Alle vier Igel fraßen ganz gierig, besonders aber die Mutter“, beobachteten die drei Geschwister entzückt.
An den Folgeabenden wurde die Futterstelle jeweils bestückt, die Igel aber immer seltener beobachtet. „Nur Kotspuren weisen jetzt noch auf die Igel hin“, sagt die Mutter der Schülerin, die nicht mit Namen genannt werden möchte. So wie in Auenstein werden jetzt im Herbst in vielen Gärten oder Parkanlagen besonders Jungigel gefunden. Bis im November sollen diese ein Gewicht von 500 bis 600 Gramm erreicht haben, um den Winter zu überstehen. „Nicht jeder Igel braucht Hilfe, oft reicht nur zufüttern“, heißt es im Igel-ABC der Igelfreunde Stuttgart und Umgebung.
Wildtiere Stacheltiere, die nicht krank oder verletzt seien, sollten nicht eingefangen werden. Vermutlich hätten sie nur zu wenig Gewicht. Eine Futterstelle einzurichten reiche aus. So könne man den Wildtieren den Stress der Gefangenschaft ersparen. Dazu eigne sich Hunde- oder Katzendosenfutter, kurz angebratenes Rinderhack oder Rührei mit etwas Haferflocken vermischt, jedoch keine Speisereste.
„Ein Teelöffel Öl darunter zu mengen, hilft für die Gewichtszunahme“, ergänzt Karel Sieber, der in Unterheinriet ehrenamtlich eine Igelstation führt. An Flüssigkeit braucht der Stachelträger Wasser, gegebenenfalls Fencheltee, niemals Milch. Tierarzt Dr. Hermann Starker aus Auenstein betont: „Jetzt ist die Hauptmastzeit und die Natur bietet jede Menge Nahrung“. Daher sollen die Wildtiere nicht leichtfertig eingefangen werden. Ihre natürliche Nahrung sind Käfer, Larven, Spinnen und Raupen. Ist ein Igel jedoch krank, braucht er Hilfe. Diese laufen oder torkeln tagsüber herum. Schmeißfliegen legen oft ihre Eier in Körperöffnungen oder Wunden, oder die Tiere werden von anderem Ungeziefer, wie Flöhe oder Zecken heimgesucht. Sie wirken oft apathisch und rollen sich kaum ein.
Wenn sie abgemagert sind, zeigt sich eine Einbuchtung hinter dem Kopf, die Hungerfalte. Die Tiere sind dann lang und schmal, haben herausstehende Hüftknochen und eingefallene, schlitzförmige Augen, statt kugelig hervorstehende. „Solche Igel sollen auf jeden Fall ins Warme gebracht werden“, sagt Sieber.
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