Sorge um verschwundene Hunde
Wurden die Vierbeiner geklaut? Tierheim nimmt Situation „sehr ernst“

Ilsfeld/löwenstein - Tierarzt Bernhard Bolwin aus Bad Wimpfen ist besorgt: Inzwischen kennt er drei Fälle in Ilsfeld, Löwenstein und Wimpfen von verschwundenen Hunden. Ein Jagdhund, der in der Zeitung als vermisst gemeldet wurde, ein Mischling aus Ilsfeld und ein Schnauzer aus Wimpfen. Offensichtlich sind sie nicht entlaufen. Sie wurden geklaut, vermuten die Besitzer.
Moritz, ein kerngesunder zehnjähriger Mittelschnauzer, lief meist frei auf dem Gelände der Familie Angelberger in Wimpfen herum. „Morgens war er im Stall beim Milchvieh, dann setzte er sich auf den Hof und wartete auf den Schwiegervater“, sagt Cornelia Angelberger. „Denn wenn der Opa kam, hatte er immer etwas Leckeres in der Tasche.“
Seit Wochen fehlt von dem Vierbeiner jede Spur. Die Tierheime in Heilbronn, Sinsheim und Dallau hat die Familie abgeklappert. Ergebnislos. Fehlanzeige auch bei Polizei, Bauhof und Polizeihundestaffel in Offenau. Dass Moritz weggelaufen ist, hält die dreifache Mutter für undenkbar. Falls doch, wäre er sicher wieder aufgetaucht, ist der Tierarzt überzeugt.
Tierheim „Katzen verschwinden immer wieder“, weiß Bolwin aus 17-jähriger Erfahrung. „Kinder nehmen sie mit, weil sie so süß sind.“ Entlaufene Hunde jedoch tauchten früher oder später im Tierheim auf oder würden beim Tierarzt abgegeben. „Die Leute sind sehr aufmerksam, wenn sie einen Hund ohne Begleitung auf der Straße sehen. Es gibt viele, die da auf der Stelle aktiv werden.“
Die Ungewissheit ist für die Landwirtfamilie das Schlimmste. „Wenn wir wüssten, dass er vielleicht totgefahren wurde, könnten wir das wenigstens verarbeiten“, sagt Cornelia Angelberger. „Wir vermissen ihn sehr.“ Bernhard Bolwin hält eine andere These zwar für abwegig, aber nicht für undenkbar. „Ich habe gegrübelt und gegrübelt, warum jemand einen alten Hund mit zotteligem Fell mitnehmen sollte. Im Schwarzwald habe ich von Leuten gelesen, die Hunde gegessen haben.“ Und bei der Recherche im Internet sei er etwa auf einen Biohof in Tirol gestoßen, der Hundefleisch anbiete. Auch falsch verstandene Tierliebe sei nicht auszuschließen. „Manche Leute kommen auf die komischsten Ideen, wenn sie finden, ein Hund sieht ungepflegt aus“, sagt Bolwin. „Aber auch dann wäre er sicher im Tierheim gelandet.“
Silke Anders vom Tierheim Heilbronn nimmt das Verschwinden der Vierbeiner „sehr ernst“. „Wir haben eine Warnung in die Zeitung gesetzt, dass die Leute aufpassen müssen, wenn sie ihre Tiere vor einem Geschäft anbinden, weil derzeit Hunde gestohlen werden.“ Mögliche Gründe könnten Mutproben von Jugendlichen oder Hundehändler auf Tour sein. „Aber wer will ein altes Tier vermarkten?“, fragt sie. Reinrassige Welpen kämen da eher in Frage.
Anonymer Brief Der Mischling von Doris Friz’ Vater ist Ende Dezember spurlos verschwunden. Auch er hört auf den Namen Moritz. „Ein liebes Tier mit langem Fell, eine Mischung aus Schäferhund und Collie.“ Auf dem elterlichen Bauernhof in Ilsfeld war er an einer langen Kette angebunden, fehlte plötzlich samt Decke und Leine. „Wir fanden einen anonymen Brief im Briefkasten, dass er mitgenommen wurde“, erzählt Doris Friz. „Den haben wir auch der Polizei gezeigt.“
Doch hier ist bislang keine Anzeige eingegangen, auch wenn Polizeisprecher Rainer Köller dringend dazu rät. „Das ist klipp und klar Diebstahl. Dass ein Hund geklaut wurde, das haben wir allerdings schon ewig nicht mehr gehabt.“ Anzeige hat auch Margit Fellmann aus Löwenstein nicht erstattet, als ihre Labradorhündin Leila vor sechs Wochen vom Hof verschwand. „Wir vermuten, dass sie mitgenommen wurde, sie ist sehr zutraulich.“
Eine Belohnung von 500 Euro hat die Ilsfelder Familie Friz nun ausgesetzt und nach der Suche in Tierheimen sämtliche Tierarztpraxen im Landkreis Heilbronn angeschrieben. Einen Verdacht hat Doris Friz. „Eine Frau wollte meinem Vater unbedingt den Hund abkaufen, kurz darauf war er verschwunden.“ Beweisen kann sie jedoch nichts. „Mein Vater hängt an Moritz. Wir wären überglücklich, wenn er wiederkäme.“
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