Sauer über Geheimniskrämerei
Bürger beklagen zu späte Information über Mobilfunkmasten

Massenbachhausen - Es brodelt in Massenbachhausen. Die Pläne des Kommunikationsunternehmens O2, an der Markungsgrenze zu Massenbach einen 46,5 Meter hohen Mobilfunkmasten zu errichten, werden von vielen Einwohnern abgelehnt. Über 300 Unterschriften gegen das Projekt wurden inzwischen gesammelt, und bei der Informationsveranstaltung reichten die Stühle nicht aus. Rund 130 Frauen, Männer und Kinder sorgten im und vor dem Ratssaal für drangvolle Enge.
Sorge um Vermarktung Bürgermeister Christoph Schulz, der eingeladen hatte, musste sich harsche Kritik anhören. „Wir hatten keine Chance, uns zu wehren“, schimpfte eine Bürgerin „Sie hätten uns informieren müssen.“ Dass der Gemeinderat zwar sechs, sieben Mal, aber immer nicht-öffentlich über das Thema gesprochen hat, begründete Schulz mit der Sorge um die Vermarktung des Neubaugebiets „Schmähling II“, das knapp 500 Meter von Funkmaststandort entfernt ist und für das die Gemeinde - für Grundstückskäufe, Ingenieurleistungen, Erschließungskosten - zwei Millionen Euro an Vorleistungen gebracht hat. „Wir wollten nicht, dass Schmähling II verbrennt“, so Schulz. Eine Argumentation, die bei vielen auf Unverständnis stieß. „Mich kotzen diese Beweggründe an“, meinte eine Zuhörerin.
Anrecht Fast eineinhalb Stunden dauerte es, bis die Besucher selbst zu Wort kamen. Zuvor erläuterten Schulz und Elisabeth Wirth vom Landratsamt Heilbronn ausführlich die Chronologie der Ereignisse - und weshalb die Firma O2 ein Anrecht auf Genehmigung ihres Bauantrags hatte. Wirth sprach von einem „privilegierten Bauvorhaben“, bei dem das Interesse der Allgemeinheit an Telekommunikationsdienstleistungen schwerer wiege als der Naturschutz. „Zweifellos gehen Emissionen vom Masten aus“, so Wirth - aber alle geltenden Grenzwerte würden eingehalten.
Schulz machte noch einmal deutlich, dass der Standort des geplanten Bauwerks auf Massenbacher, also Schwaigerner Markung liegt und Massenbachhausen im Herbst 2006 eher zufällig, als Angrenzer, von der Planung erfahren habe. Zweimal hat die Kommune Widerspruch eingelegt, in Gesprächen mit O2 auch eine Verlegung des Standorts weiter in Richtung Süden erreicht.
Gegen die vom Landratsamt Heilbronn erteilte Baugenehmigung liegen Einsprüche von Massenbachhausener Bürgern vor, die derzeit vom Regierungspräsidium geprüft werden. Darauf, dass die Baugenehmigung „noch nicht rechtskräftig ist“, setzt Michael Scheeder, auch Hoffnungen, „aber wir müssen nun Dampf auf den Kessel geben“.
„Was tun Sie jetzt für uns Bürger?“, wollte Renate Merten vom Bürgermeister wissen. Der erklärte sich bereit, noch einmal mit O2 und dem Massenbacher Grundstücksbesitzer, dem Erbgrafen von Neipperg, zu verhandeln, „ob noch was möglich ist“.
Vielen ist das zu wenig. „Wir wollen den Masten nicht“, schallte es aus dem Saal. Hermann Kneer rief zu einer Demo in der Nachbarstadt auf: „Unsere Gegner sitzen in Schwaigern - der Graf und die Stadtverwaltung.“