Ravensburg öffnet sich für alle Besucher
Neuanfang der Gastronomie ist auch eine Neuausrichtung

Sulzfeld - Seine Frau Andrea hat Wolfgang Scheidtweiler in den vergangenen Tagen kaum zu Gesicht bekommen. In der Nacht zuvor ist sie bis zum Morgengrauen über der Speisekarte gesessen. Und am Vortag hat sie eigenhändig die Blumenbeete im Burghof bepflanzt und dafür sogar den eigenen Garten geplündert. Nach dem Stress der Vorbereitungen strahlen die beiden Restaurant-Betreiber bei der Eröffnungsfeier. Sieben Monate nach der Schließung des beliebten Ausflugslokals gibt's den Neustart auf der Sulzfelder Ravensburg.
„Das war eine sehr nette Geschichte, wie wir hier zusammenkamen“, schmunzelt Wolfgang Scheidtweiler. Der Chef des Pforzheimer Brauhauses sieht das Engagement auf der Burg im Zusammenhang mit der Übernahme der insolventen Palmbräu im benachbarten Eppingen. Eine andere Version präsentiert Sulzfelds Bürgermeister Eberhard Roth der Festrunde. Danach haben persönliche Kontakte unter Rotariern zu der jetzt gefundenen Lösung geführt.
Froh Wie auch immer: Über das Ergebnis sind beide Seiten glücklich. „Ich bin froh, dass wir Sie als Betreiber des Ravensburg-Restaurants gewonnen haben“, bekennt der Rathauschef. Ein Gastronomiebetrieb in dieser Lage und mit diesem Ambiente sei fast einmalig im Kraichgau: „Das wollten wir erhalten.“ Und deshalb hat sich die Weinbaugemeinde zusammen mit Wirtschaftsvertretern aus dem Raum mächtig ins Zeug gelegt, eine GmbH gegründet und die historische Anlage von den Besitzern gepachtet. Einer der zehn Gesellschafter ist Wolfgang Scheidtweiler, dessen Familie 31 Jahre Gastronomie-Erfahrung aus Pforzheim mitbringt.
„Wir freuen uns unglaublich“, sagt er und preist die einmalige Lage als Geschenk des Himmels. Die gepflegte Gastronomie wollen die neuen Betreiber weiterführen, aber gleichzeitig auch dem einfachen Wanderer, Spaziergänger oder Ausflügler ein Ziel bieten, der nur etwas trinken oder eine Kleinigkeit essen möchte. Auf diese Besucher wartet am Wochenende und in den Ferien eigens ein Biergarten mit Selbstbedienung.
Eine Neuausrichtung, die Eberhard Roth ausdrücklich begrüßt. Er steht hinter der Öffnung des gastronomischen Angebots für die Allgemeinheit: „Es ist unbefriedigend, wenn eine solch großartige Anlage nur für gewünschte Gäste bewirtschaftet wird.“
Personal Das mittwochs bis sonntags geöffnete Lokal nimmt Johannes Schweizer unter seine Fittiche, der für die Scheidtweiler-Gastronomie verantwortlich zeichnet. Restaurantchef wird zunächst der junge Franzose Elouan Pecheur. Er schließt gerade die Hotelfachschule ab. Die Speisen bereiten drei Köche zu, einer hat bereits Ravensburg-Erfahrung. Dazu gibt es ein dreiköpfiges Serviceteam und Aushilfen.
„Die Dinge anschauen und dann gezielt dort investieren, wo es notwendig ist“, wollen die neuen Betreiber. Als Beispiel nennt Wolfgang Scheidtweiler den Küchenumbau. In ein bis zwei Jahren soll dann ein Pächter das Restaurant übernehmen.