Raus aus der Stadt in die Naturidylle
Wochenendhausgebiet in Beilstein-Söhlbach

Von Sabine Friedrich
Die Vögel zwitschern, Schmetterlinge tänzeln von Löwenmäulchen zu Löwenmäulchen, durch das Blätterwerk der Apfelbäume blinzelt die Abendsonne. Hier lässt es sich aushalten, die Hektik des Alltags fällt ab. Der Blick von den über 70 Wochenendhäuschen am Fohlenberg öffnet sich über dem Weiler Söhlbach hin zur Burg Wildeck, der Ruine Helfenberg und zum Weingut Amalienhof.
Raus aus der Stadtwohnung rein in die Natur, das haben sich Hans und Josefine Kohler schon vor 36 Jahren gesagt. Damals haben sie noch in Stuttgart-Vaihingen gewohnt und sind Wochenende für Wochenende mit den beiden Töchtern aufs Grundstück mit dem Gartenhäuschen gefahren.
Im Ruhestand sind sie vor neun Jahren in eine Wohnung nach Beilstein umgezogen. Doch die ist von November bis Ostern nur noch Winterquartier. In der restlichen Zeit lassen sie sich häuslich nieder im inzwischen größeren Holzhaus.
„Für mich ist die Wohnung ein Gefängnis. Hier bin ich in der Freiheit“, schwärmt Hans Kohler von seinem achteinhalb Ar großen Grundstück mit vielen Bäumen mit Mostobst. „Es ist komplett eingerichtet“, vermisst seine Frau Josefine nicht die Annehmlichkeiten des Alltags. Früher, so erinnert sich ihr ein Jahr älterer, 75-jähriger Ehemann, habe man im Wochenendhausgebiet, das in den 60er Jahren entstanden ist, primitiv gelebt. Ohne Strom und Wasser. „Wir haben uns hinter dem Haus gewaschen“, erinnert er sich. Abends hat er das Gaslicht angezündet.
Einsam? Nein, das fühlt sich das Rentner-Ehepaar hier nicht. Die frische Luft hält die beiden „jung und fit“, meint Josefine Kohler lachend. Den Kohlers sieht man das Alter nicht an. Arbeit am und im Haus haben sie genug. Da sind der Garten mit dem Obst und den Blumen. „Es gibt immer etwas zu reparieren“, ergänzt Hans Kohler.
„Ich muss auf nichts verzichten“, ist auch Nachbar Uwe Veigel von seinem neuen Erstwohnsitz mitten in der Natur begeistert. Kein Vergleich zu der Stadtwohnung an der Beilsteiner Hauptstraße, in der er bis vor vier Wochen gewohnt hat. „Das Schöne ist, dass man so viel Abstand zum Nachbarn hat“, zählt er einen Vorzug auf.
Jahrzehntelang donnerte der Zug am Wohnsitz der Zotts beim Bahnhof in Walheim vorbei. Seit zwei Jahren ist die Zeit unruhigen Schlafs vorbei. Jetzt werden Rolf und Carmen Zott höchstens vom Morgengruß der Vögel geweckt.
„Das ist unser Altersruhesitz“, zeigt Rentner Rolf Zott stolz auf das Haus, das das Paar um seine Möbel herumgebaut hat. Ehefrau Carmen ist noch berufstätig. „Gucken Sie, wie schön es hier ist. Ich habe meine Ruhe, wenn ich aus dem Geschäft komme“, genießt sie den Feierabend beim Zeitungslesen auf einer der gemütlichen Sitzecken rund um das Haus.