Im Bauamt hat er sich wohl gefühlt
Amtsleiter Horst Hägele geht in den Ruhestand − Auch als Fußballer und Trainer in der Region bekannt

Beilstein - Der Schreibtisch ist aufgeräumt, an der Wand dahinter hängen die Pläne für das neue Feuerwehrhaus, das im Dezember eingeweiht wird. Horst Hägele ist mit sich und seiner Arbeit im Reinen. Nicht nur mit Bürgermeister Günter Henzler geht in Beilstein eine Ära zu Ende, auch aus dem Bauamtsleiter wird am 31. Dezember nach 39 Jahren ein Ruheständler. Da der ganze Jahresurlaub aussteht, ist am 14. November der letzte Arbeitstag, am 10.11. wird der 65-Jährige im Rathausgewölbekeller verabschiedet.
Verlängerung Eigentlich hätte Hägele schon im Mai gehen können, doch Bürgermeister Henzler bat ihn, bis Jahresende zu bleiben. So ist noch der Busbahnhof fertig geworden und abgerechnet, ebenso wie die Kanalisation in Maad, und die letzten Gewerke für das Feuerwehrhaus sind vergeben. "Es ist alles erledigt", sagt der Beamte zufrieden.
Am 31. März 1971 hat der Böckinger seine Prüfung an der Staatlichen Verwaltungsschule, die damals noch in Stuttgart war, abgelegt. Am 1. April trat er seine erste Stelle als Stadtinspektor im Heilbronner Baurechtsamt an, schon ein Jahr später war er Haupt- und Bauamtsleiter in Beilstein. Dabei hatte er sich während seiner Ausbildung fest vorgenommen: "Ich mache alles − außer Bau." Zielrichtung war die Kämmerei. Aber er ist hängen geblieben am Bau, "nicht ungern, ich habe mich reingeschafft und wohl gefühlt". Der Job sei abwechslungsreich, man habe mit vielen Leuten zu tun. Kein Bauvorhaben in fast vier Jahrzehnten, mit dem Hägele nicht zu tun gehabt hat. Es gab auch Angriffe, Kompromisse, die nicht allen gefallen hätten, "aber generell habe ich ein großes Vertrauen von Bürgern und Gemeinderat gespürt", sagt der Amtsleiter. "Das merkt man vor allem bei Umlegungsverhandlungen." Nur auf den Beilsteiner Finanzskandal hätte er gerne verzichtet. Seine Kandidatur als Schultes von Erlenbach war 1986 deshalb erfolglos. "Ich war zweiter Sieger mit 22 Prozent", lacht er heute.
Halbprofi Dass Horst Hägele nicht nur Verwaltungsbeamter ist, sondern auch Fußballer und Trainer war, hat die Beilsteiner anfangs irritiert. "Schafft der beides?" Als Halbprofi beim VfR Heilbronn trainierte er täglich ab 16.30 Uhr, am Wochenende waren die Spiele. Zu den Karriere-Highlights des Mittelfeldspielers gehörte 1970 der 2:0 Sieg im DFB-Pokal über Titelverteidiger Kickers Offenbach. Aufsehen erregte auch der 6:0 Sieg im Pokal über den FC Augsburg, wobei Horst Hägele als Sonderbewacher für den Nationalspieler Helmut Haller glänzte. Eine Knieverletzung beendete seine Karriere in der Saison 1974/75. Doch mit dem Trainerschein für Amateure blieb er dem Sport treu, trainierte auch Ludwigsburg, Marbach, rettete den VfR Heilbronn vor dem Abstieg aus der Verbandsliga. Doch 1994 setzte ein Herzinfarkt seinem Trainerdasein ein jähes Ende.
Sport spielte in der Familie Hägele immer eine wichtige Rolle. Ehefrau Waltraud war "am Fußball sehr interessiert". Tochter Ulrike und Enkel Felix spielen Handball. Der Pensionär Horst Hägele wird künftig wandern, Rad fahren und schwimmen.
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