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Frisch verliebt und voller Begeisterung

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Die geistig behinderte Schwimmerin Elke Jäger wird nach zwei Olympiasiegen groß gefeiert

Von Barbara Barth
Stolz zeigt Elke Jäger ihre beiden Goldmedaillen, die sie in China bei den Special Olympics im Schwimmen errungen hat.Foto: Werner Kuhnle
Stolz zeigt Elke Jäger ihre beiden Goldmedaillen, die sie in China bei den Special Olympics im Schwimmen errungen hat.Foto: Werner Kuhnle

Beilstein - Sie hat ihr Versprechen wahr gemacht. Elke Jäger wollte Gold, und sie hat Gold geholt. Die geistig behinderte Schwimmerin aus Beilstein kehrte von den Special Olympics aus Shanghai mit zwei Goldmedaillen zurück. Am Samstagabend war halb Schmidhausen auf den Beinen, um der Olympiasiegerin zu gratulieren. Familie, Nachbarn, Freunde, frühere Lehrerinnen, Vereinskameraden trafen sich bei ihrer Pflegefamilie Weller zu einer ausgelassenen Party.

Wenige Tage nach ihrer Rückkehr ist die 25-jährige Olympionikin noch immer voller Enthusiasmus. Dabei sind ihre sportlichen Erfolge über 25 und 50 Meter Brust zwar toll, aber etwas anderes ist noch viel toller: Elke hat sich verliebt. In den Fußballer Daniel aus der Nähe von Kassel. Deshalb war der Rückflug nach Deutschland auch viel aufregender als der Hinflug nach China. Da kannte sie Daniel noch nicht.

Der neue Freund stellt alles in den Schatten. Trotz bombastischer Eröffnungs- und Schlussfeier, trotz der eigenen Siege, dem fünften Platz in der Staffel und einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm für die Athleten und ihre Familienangehörigen - Elke Jäger weiß das Gespräch immer wieder geschickt auf ihren Daniel zu lenken. Die Handys werden in der nächsten Zeit heiß glühen.

Dabei hat sie keinem geringeren als Arnold Schwarzenegger Auge in Auge gegenüber gestanden. Der kalifornische Gouverneur hielt bei der Eröffnung der Special Olympics eine Rede. Auf dem Gang zu den Toiletten begegnete sie dem Terminator - und hatte den Fotoapparat nicht dabei. „Das war schön blöd“, ärgert sich Elke. Auch vier Formel I-Piloten liefen ihr im Hotel über den Weg. Aber gegen Daniel hatten sie alle sowieso keine Chancen.

Elkes Pflegeeltern, Walter und Dorothea Weller, haben die Spiele miterlebt und sind von Shanghai begeistert. „18 Millionen Einwohner, fast so viel wie Baden-Württemberg und Bayern zusammen“, ist Walter Weller noch immer atemlos über die Größe. Die Menschenmassen haben einen bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen. Die ganze riesige Stadt habe Werbung für die Special Olympics gemacht. Plakate und Banner, wohin das Auge reichte. „200 000 Taxifahrer sind mit orangefarbenen T-Shirts, der Farbe der Spiele, durch die Stadt gefahren“, erzählt Weller begeistert.

Am meisten beeindruckt aber sind die Wellers von der Freundlichkeit der Chinesen. Die freiwilligen Helfer seien von ihren Universitäten zum Dienst zwangsverpflichtet worden und hätten unter enormem Druck gestanden. „Wäre irgendetwas in den Sportlergruppen passiert“, so Dorothea Weller, „hätten sie ihren Studienplatz und damit ihre Zukunftsperspektiven verloren.“ Da ihre Schützlinge geistig behindert waren, sei die Verantwortung besonders groß gewesen. „Trotzdem ist das Verhältnis zu uns Sportlern einfach toll gewesen“, sagt Elke Jäger. Zum Abschied gab es am Flughafen jede Menge Tränen.

Emotional war die ganze Reise. Für Elke, die nach 23 Sekunden über 25 Meter und 51 Sekunden über 50 Meter auf dem Siegerpodest ganz oben stand - „die Konkurrenz außer Sichtweite“ - und ihre Goldmedaillen umgehängt bekam. Ein emotionales Erlebnis auch für die Wellers. „Wenn ein Kind, das anfangs keine oder wenig Chancen im Leben hat, von Zehntausenden von Menschen umjubelt wird, das geht an die Nieren“, sagt Dorothea Weller. Ein Highlight auch die nächtliche Schifffahrt vor der beleuchteten Skyline von Shanghai. Für Elke sowieso. Ihr Daniel war dabei.

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