Ziegel aus Zeiten der Römer
Erschließungsarbeiten brachten Funde ans Tageslicht

Neudenau - Zeugen antiker römischer Siedlungsaktivitäten sind bei Erschließungsarbeiten des Baugebiets "Weiler II" zum Vorschein gekommen: Die einen heißen "tegulae", die anderen "imbrices" − es geht um Leistenziegel im einen und abgerundete Deckziegel im anderen Fall. Eine ganze Menge Bruchstücke dieser antiken Dachbedeckungen sind in dem Gebiet gefunden worden − das Landesdenkmalamt im Stuttgarter Regierungspräsidium untersucht die Fundstelle. Die zuständige Archäologin Dr. Andrea Neth war mehrfach vor Ort − es gilt, einige Rätsel zu lösen. Auch der zuständige Experte für römische Provinzialarchäologie im Landesdenkmalamt, Dr. Klaus Kortüm, grübelt derzeit über den Fund.
Dachdecker Mit Hilfe dieser Ziegel-Elemente deckten die Römer ihre flach geneigten Dächer. Sie wurden auf hölzerne Sparren aufgelegt, durch ihr Eigengewicht blieben sie liegen. Die Hohlziegel wurden oft mit Mörtelbatzen fixiert. Was die Archäologen rätseln lässt, sind zahlreiche Bruchstücke defekter Ziegel: "Die könnten eventuell von einer Ziegelproduktionsstätte stammen", vermutet Klaus Kortüm. Eine antike Ziegelei in Neudenau wäre schon eine kleine Sensation. Dr. Andrea Neth erläutert, dass der eigentliche römische Gutshof außerhalb des Erschließungsgebietes liegt, dennoch deuten die zahlreichen Ziegelfunde darauf hin, dass auch innerhalb des Baugebiets "Weiler II" Siedlungsteile liegen. Darunter deutet das rötlich gefärbte Erdreich auf einen Brennofen hin, in dem roter Ton verarbeitet wurde. "Ein Ziegeleiofen, in dem Leistenziegel gebrannt wurden, ist das aber nicht, dafür ist die Stelle zu klein", meint Andrea Neth. Dennoch hält sie die Stelle für interessant, sie dokumentiert den Befund. Eile ist geboten, denn die Baggerschaufeln der Baufirma sind nah.
Gute Sicht Einen exklusiven Wohnplatz haben sich die römischen Siedler vor etwa 1800 Jahren in Neudenau ausgewählt. Genauer datieren lasse sich der Fund momentan aber nicht, es fehle an einem bestimmten römischen Tafelgeschirr aus Keramik. Auf der Höhe haben sie ihre Siedlung angelegt, von dort sind Blicke nach Süden zum Heuchelberg, zum Heilbronner Wartberg und zur Römerstraße auf dem Höhenzug zwischen Kocher und Jagst möglich. Unbekannt ist die Fundstelle allerdings nicht: Schon 1937 hat Pfarrer Friedolin Mayer zwei römische Siedlungen in den Gewannen "Weiler" und "Eurich" beschrieben − genau dort, wo jetzt gegraben wird.
Das Landesdenkmalamt weist darauf hin, dass die Suche nach Relikten im Boden nicht erlaubt ist. Funde, etwa bei Bauarbeiten, sind der Behörde zu melden.