"Hoo-hoo-hoo" beim Nikolauslauf
Pünktlich um halb elf zählen die gut 400 Zehn-KilometerLäufer am Start in der Ilsfelder Brückenstraße langsam von zehn bis eins - und dann geht es los mit einem kräftigen "Hoo-hoo-hoo".
Zum 21. Mal, immer sonntags um die Nikolauszeit, zieht es Jogger und Walker bei diesem Unterländer Traditionslauf erst in ein paar Schleifen durch den Ort und dann entlang der Schozach auf Feldwegen durch Wald und Wiesen. Der Nikolauslauf hat eine große Fangemeinde, sowohl bei den Profis als auch bei reinen Freizeit-und Genussläufern.
Tradition
"Hier ist die Atmosphäre sportlich und entspannt. Man kennt sich, läuft zusammen und sitzt hinterher noch gemütlich zusammen", meint Jutta Federico aus Lauffen. Tradition hat auch die Verkleidung: So viele kreative, sportliche Nikoläuse auf einem Fleck finden sich sicher selten. Mal nur mit roter Zipfelmütze, mal im kurzen roten Kleidchen, mal in Komplettmontur mit weißem Bart und kräftiger Rute. Oder auch mal ganz in Grün. "Rot kann jeder", lacht Matthias Haag, der Abteilungsleiter der AH-Fußballmannschaft des SC Ilsfeld. Er tritt mit seinen zehn Mannschaftskameraden im grünen Trikot und mit grüner Zipfelmütze in den Farben seines Heimatvereins an.
Ganz pfiffig, im kurzen roten Nikolaustütü mit Zipfelmütze und rot-weiß geringelten langen Stulpen, geht Veronica Pohl von der TSG Heilbronn, die zur deutschen Langstrecken-elite zählt, an den Start. Sie und ihr Lauf- und Lebenspartner Ralf Hähnle freuen sich riesig auf den ersten gemeinsamen Zehn-Kilometer-Wettkampf. "Das ist eine doppelte Premiere für mich. Zum ersten Mal im Nikolauskostüm und zum ersten Mal mit meinem Freund", lacht Pohl. Bis zu ihrem 18. Lebensjahr ist die Spitzenläuferin für den SC Ilsfeld gestartet. "Ich kenne auf der Strecke jeden Meter, jede Steigung und Kurve."
"Sie ist ein echtes Ilsfelder Urgestein. Toll, dass sie hier antritt und das auch noch im Nikolauskostüm", freut sich der entspannte SCI-Vorsitzende Joachim Kübler. Denn in diesem Jahr läuft die Organisation des Laufs ziemlich ruhig und routiniert ab. "Das Wetter ist optimal, im Gegensatz zu 2012. Damals mussten wir bis zur letzten Sekunde um den Start bangen, da waren Teile der Strecke total vereist."
Gut 60 Helfer sind im Einsatz, an der Strecke, am Wurststand, in der Halle und bei den Nachmeldungen. Noch eine Stunde vor dem Start ist das Gedränge dort riesengroß. "Wir hatten 190 Voranmeldungen und über 200 Nachmeldungen heute morgen", freut sich Dietmar Boger, der mit Joachim Kübler seit gut fünf Jahren den Lauf organisiert. Damals, 2009, stand das Event kurz vor dem Aus. Doch Kübler und Boger übernahmen und erhalten mittlerweile viel Zuspruch, auch von den Firmen in der Region. Sie sponsern den Lauf großzügig.
Auch Nachbarvereine kommen gerne nach Ilsfeld. "Wir sind wie immer das größte und schönste Team", feixt Leichtathletik-Abteilungsleiter Siegfried Reichert. Er schickt 64 Läufer vom TSV Talheim an den Start. Etwas Ärger macht den beiden engagierten Organisatoren der Streckenabschnitt zwischen Kilometer fünf und sechs auf Neckarwestheimer Gemarkung. "Die Feldwege waren gestern wieder so dreckig und verschmutzt, dass wir mit Schaufeln anrücken mussten. Außerdem hat uns jemand die Absperrpflöcke und das Absperrband über Nacht einfach weggeräumt", macht Dietmar Boger seinem Frust Luft.
Sonderpreis
Im Stadion herrscht derweil eitel Sonnenschein. Läufer um Läufer eilt ins Ziel. Den Sonderpreis für den schnellsten Nikolaus heimst übrigens Veronica Pohl ein. Nach knapp über 37 Minuten läuft sie, bis zum Nacken hoch mit Dreck verspritzt, ins Ziel. "Anspruchsvoll, schlammig und etwas rutschig, aber wunderbar", lobt sie den Traditionslauf ihres ehemaligen Vereins.
Die Ergebnisse im Überblick
Souveräner Gesamtsieger beim 21. Ilsfelder Nikolauslauf wird Marco Lack, LAZ Saarbrücken. Er braucht für die zehn Kilometer 33:59 Minuten. Gut eineinhalb Minuten dahinter folgen Jonas Mager (35:43, TSG Schwäbisch Hall) und Kent Hall (35:52, LAZ Salamander Kornwestheim). Mit mehr als vier Minuten Vorsprung siegt Veronica Pohl (TSG Heilbronn) in 37:10 Minuten überlegen bei den Damen. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Elke Brenner (41:31) und Branka Hajek (42:15), beide Team AR SPORT, Asperg.
Alle Ergebnisse unter http://nikolauslauf.sc-ilsfeld.de