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Heimatkultur statt Gefrieranlage

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Zehn Männer bauen im kleinen Weiler Vorhof einen Teil der alten Kelter um

Die alte Kelter in Vorhof soll mit Leben erfüllt werden.
          Fotos: Rabea Sattar
Die alte Kelter in Vorhof soll mit Leben erfüllt werden. Fotos: Rabea Sattar

Untergruppenbach Wo früher Vorhofer Familien ihr Schlachtfleisch kühlten, wird künftig im Winter geheizt. „Unsere Kulturhalle“ nennt Manfred Kurz scherzhaft das, was aus dem Raum werden soll, in dem früher die Gemeinschafts-Gefrieranlage stand. Die „Kulturhalle“ im kleinen Untergruppenbacher Weiler ist gut 20 Quadratmeter groß. Ein Kreis von zehn Männern baut den Raum in der alten Kelter seit drei Jahren zum Treffpunkt um. In diesem Jahr soll er fertig werden.

Arbeitseinsatz nach Feierabend: Der 48-jährige Klemens Bochonow montiert die Stecker für die beiden elektrischen Heizkörper. So ist es oft: Am Wochenende oder am Abend heißt es Hand anlegen im „Arbeitskreis Kulturraum alte Kelter Vorhof“. Alles machen die Männer selbst: „Weil fast alle berufstätig sind und nicht so viel Zeit haben, dauert es halt auch ein bisschen länger“, sagt Manfred Kurz (55). Und auf ein paar Monate hin oder her kommt es ja nicht an. Was an Kosten für das Material anfällt, zahlt zum Großteil die Gemeinde.

Die meisten Männer sind in der Feuerwehr, und der inzwischen verstorbene Feuerwehrkamerad Günter Frank war es auch, der die Idee hatte, den Gefrieranlagen-Raum in der kleinen Kelter umzubauen. Hier soll einmal die Kultur gepflegt werden, oder besser: die Heimatkultur. Kurz zählt auf: „Hier kann der Osterschmuck gebunden werden, und die Feuerwehr kann den Raum nutzen.“ Auch könnte man hier gemütlich zusammensitzen, wenn der Maibaum aufgestellt wird. „Es geht uns darum, etwas Altes sinnvoll zu nutzen und die Dorfgemeinschaft zu fördern.“ Die rund 130 Vorhofer hätten keinen Treffpunkt. „Da hängt unser Herz dran“, sagt Manfred Kurz über den Raum.

Untergruppenbachs Bürgermeister Joachim Weller vermutet, dass die Anfänge des Gebäudes um 1803 liegen. Das liest er zumindest aus alten Bauakten heraus. Früher einmal wurden in dem denkmalgeschützten Fachwerkbau Trauben gekeltert. Später wurde ein Teil abgezwackt, die Gemeinschafts-Gefrieranlage wurde installiert. Ein Großteil dient der Feuerwehr als Geräteraum.

Da der Holzboden im künftigen Kulturraum noch fehlt, ist gut zu erkennen, wo die Gefrieranlage mit ihren abschließbaren Boxen stand, die bis vor ein paar Jahren noch in Betrieb war. „Sie war etwa 40 Jahre zuvor eingebaut worden“, schätzt Kurz. Familien konnten ein Fach mieten. „Damals waren viele Selbstversorger und schlachteten selbst.“

Vor allem Fleisch und Gemüse seien in der Gefrieranlage aufbewahrt worden. Wenn für Reiner und Rüdiger Rudolph, Erwin Eckstein, Günter Merz, Armin Rüber, Ewald Müller, Manuel Kurz, Michael Frank sowie Manfred Kurz und Klemens Bochonow Arbeitseinsatz in der gemeindeeigenen Immobilie ist, geht es meistens lustig zu bei den patenten Männern. „Vorbildlich“ würden auch die Ehefrauen mitziehen, sind sich Kurz und Bochonow einig. „Sie unterstützen uns moralisch und machen das Catering.“ Die Sanitäranlagen in den beiden Toiletten neben dem Raum müssen noch fertig installiert werden, der Holzboden muss noch verlegt werden. „Dann ist alles fertig“, sagt Klemens Bochonow. Er ist inzwischen zumindest fertig mit den Steckern für die Heizkörper. Ergebnis: „Sie funktionieren!“

Die Heimwerker Manfred Kurz (links) und Klemens Bochonow.
Die Heimwerker Manfred Kurz (links) und Klemens Bochonow.
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