Der Leidensweg Hans Fähnles
Flein - Teile des Passionszyklus von 1942 in beiden Kirchen.
Flein - Die Augen tief in den Höhlen liegend, das Gesicht eingefallen, kantig. Der Körper seltsam langgezogen, die Hände gefesselt. Neben dem der Gotteslästerung Angeklagten eine widerliche Fratze des Hohepriesters: aufgerissener Mund, Hakennase, Abscheu sprühende Augen. Eine gewalttätige Szene. Mit wilden Kreidestrichen. "Jesus vor Kaiphas." Sie stammt von Hans Fähnle. Gezeichnet an der Ostfront. Im Zweiten Weltkrieg.
"Passion 1942." So heißt der Zyklus des Malers, der in Flein geboren wurde. Zwölf der 22 Stationen sind in der Passions- und Fastenzeit ab 17. Februar in der St. Veit- und der Dreifaltigkeitskirche zu sehen. Und werden in Gottesdiensten und Andachten von den Pfarrern beider Konfessionen thematisiert. Es ist nicht nur der Leidensweg Christi. Es ist auch der Leidensweg Hans Fähnles. Ein spannendes Experiment als Vorgeschmack auf die große Fähnle-Retrospektive im Herbst im Rahmen des 825. Ortsjubiläums.
Berührt
"Ich finde es toll, dass die Kirchen mitmachen", freut sich Bürgermeister Alexander Krüger. Die Gemeinde hat den Flyer zu dieser "Satelliten-Ausstellung" gedruckt. Im Gemeindearchiv war schon eine der 200 Mappen der Lichtdrucke des Passionszyklus" von 1946 vorhanden. Jetzt hat die Kommune ein zweites Exemplar erhalten, die beiden Kirchen jeweils eines. Und daraus haben sie eine unterschiedliche Auswahl getroffen. "Wir beschränken uns auf die Passionsmotive", erläutert Schanz, weshalb die Bildergalerie in St. Veit nicht bei Christi Geburt beginnt, sondern erst mit dem Einzug in Jerusalem.
Mit Blick auf die vielen Heimatvertriebenen in der Kirchengemeinde Flein-Talheim beginnt Donnerbauer früher, mit der Flucht nach Ägypten. "Vertreibung ist auch ein Leidensweg", sagt er. Der Stadtpfarrer aus Lauffen will eine Perspektive aufzeigen. Deshalb ist das letzte Zyklus-Blatt, die Himmelfahrt, an der Seitenwand in der Dreifaltigkeitskirche zu sehen. Dieser außergewöhnliche Kreuzweg hängt auch noch in der Osterwoche. Schanz setzt bewusst den Schlusspunkt mit der Kreuzigung an Karfreitag. "Ich finde es spannend, dass Ostern fehlt", wundert sich der Protestant über diese Lücke bei Fähnle.
Offenheit