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Statt im Ratsrund sitzen sie am Binokel-Tisch

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Fünf Talheimer Ex-Gemeinderäte treffen sich einmal im Monat zum Karten spielen - Idee kam bei Verabschiedung auf

Von Luzia Grimm
 

Lisa Krauß, Paul Feierabend und Hermann Weis (rechts) beim Binokelspiel, zu dem sich die Ex-Räte einmal im Monat treffen.
Lisa Krauß, Paul Feierabend und Hermann Weis (rechts) beim Binokelspiel, zu dem sich die Ex-Räte einmal im Monat treffen.  Foto: Foto: Luzia Grimm
Einmal im Monat klopfen sie Binokelsprüche statt sich wie früher den Kopf über die Talheimer Kommunalpolitik zu zerbrechen: fünf Ex-Gemeinderäte. Sie reizen sich gegenseitig hoch am Binokel-Tisch. Diesmal sind nur drei der fünf Kartenspieler da. "Der Hermann ist krank, er kann nicht kommen", erklärt Lisa Krauß. Gemeint ist Hermann Baier, der für die Freien Wähler 30 Jahre lange dem Gemeinderat angehörte und damit der Bürgervertreter mit der längsten Amtszeit in der Binokelrunde ist.

Die zwei Frauen und drei Männer waren bei den Kommunalwahlen 2004 nicht mehr angetreten. Beim Abschiedsessen waren sie sich einig, dass man doch immer ein gutes Verhältnis gehabt habe, und es deshalb jammerschade wäre, wenn man sich nicht mehr treffe.

Hermann Weis, wie Paul Feierabend bis 2004 für die CDU im Rat, hatte die Binokel-Idee. Jetzt treffen sie sich einmal im Monat für rund drei Stunden entweder in der "Mühlau" oder im Café Ensinger. Drei sind es bei der März-Binokelrunde, Brunhilde Hofmann ist verreist. "Sie verbringt ihren Urlaub hier und lebt in der Türkei", scherzt Hermann Weis über die Türkeiliebe der einstigen SPD-Rätin, die auch als Malerin in Talheim und darüber hinaus bekannt ist.

"Parteien haben bei uns nie eine Rolle gespielt", erklärt Lisa Krauß, die auch für die SPD im Gemeinderat saß. "Wir waren zwar manchmal nicht der gleichen Meinung, aber Streit hatten wir nie", sagt Hermann Weis, der an diesem Abend schreibt und die tollen Blätter auf die Hand bekommt. Ein Thema ist bei der Binokelrunde absolut tabu: die Kommunalpolitik. "Wir sind kein Schattenkabinett", lehnt Weis das kategorisch ab. Sie hätten auch so genug zu schwätzen, meint Lisa Krauß: "Ich find' die Binokelrunde einfach toll, die ist doch ein gutes Zeichen für das gute Verhältnis im Gemeinderat."

Der Opa hat Paul Feierabend das Binokeln beigebracht, und Lisa Krauß hat es gelernt, als sie noch kaum über den Tisch gucken konnte. "So spielt man im Blauen Affen in Venedig" oder "Geh' nach Pforze (Pforzheim) und lass' die Händ' vergolde", solche Sprüche fallen am Kartentisch. Und Hermann Weis erinnert sich an das Riesenblatt, das Brunhilde Hofmann einmal hatte: "So 'was habe ich im ganzen Leben beim Binokel noch nie erlebt", ist er heute noch beeindruckt.

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