Klassiker in der Akkordeon-Welt erklingen
75 Jahre Harmonika-Verein Großbottwar - Jubiläumskonzert im ausverkauften Saal des Oberstenfelder Bürgerhauses

Von Wolfgang Seybold
Der Harmonika-Verein (HVG) sei ein Verein der „ersten Stunde“, sagte Günther Stoll, Moderator des Konzertabends und Dirigent des ersten Orchesters. Damit drückte er aus, dass die Ziehharmonika, später das Akkordeon, erst seit 1920 zu den großen Instrumenten gezählt wird und schon im Oktober 1931 im Wohnzimmer von Heinrich Wagner der Großbottwarer Verein gegründet wurde.
Das Jubiläumskonzert, das von vier Orchestern gestaltet wurde, war dann auch eine Reminiszenz an 75 Jahre Akkordeonmusik. Zur Aufführung kamen vor allem Werke, die von den Komponisten ausdrücklich für das Akkordeon geschrieben oder arrangiert wurden.
Die HVG-Youngsters, ein siebenköpfiges engagiertes Ensemble, eröffneten den Konzertreigen mit „Drei kleine Feiermusiken“ von Hugo Herrmann. Ein Klassiker in der Akkordeon-Welt ist auch Rudolf Würthner, dessen „Ouvertüre in C“ von den HVG-Youngstern mit Bravour präsentiert wurde.
Mit Literatur, die extra für das beliebte Tasteninstrument geschrieben wurde, glänzte auch das Schülerorchester unter der Leitung von Karin Groß. Die „Feierabend-Ouvertüre“ von Alfons Holzschuh und „New Friends“ von Jürgen Schmieder, zusammen gespielt mit den Akkordeon-Rackern, erfreuten das Publikum. Mit lang anhaltendem Beifall wurden die jüngsten Musikanten für ihre Konzertbeiträge belohnt und für das neuerliche Üben motiviert.
Der Großbottwarer Harmonika-Verein hat in den 75 Jahren seines Bestehens eine bewegte Geschichte erlebt. Der Tiefpunkt war der Einschnitt des 2. Weltkrieges, aber seit der Neugründung im Jahre 1946 ging es mit der Akkordeon-Musik im Bottwartal wieder aufwärts. Konzerte, Rundfunkaufnahmen, Auftritte im Ausland und vor allem Wertungsspiele, die in der Meisterschaft der obersten Kunststufe gipfelten, gerieten unter der langjährigen Leitung von Günther Schober zur Erfolgsgeschichte. Vom derzeitigen musikalischen Leiter Günther Stoll wird seit 1991 dieser hohe Leistungsstand gehalten und fortgesetzt. Das erfordert eine qualitativ hoch stehende Jugendarbeit.
Von Oleg Grötzinger, der in Zukunft in Kiew an der Musikhochschule lehren wird, wurde diese auch mit dem Jugendorchester erfolgreich geleistet. Die Nachwuchsmusiker überzeugten das Publikum mit zwei Akkordeon-Kompositionen voller dynamischer und rhythmischer Vielfalt.
Den Höhepunkt des Jubiläumskonzerts bildete der Auftritt des ersten Orchesters mit Günther Stoll am Dirigentenpult. Das „Divertimento“ von Fritz Dobler, die Ouvertüre zum „Zigeunerbaron“ und die „Kontraste“ von Hans Boll ließen ein ausgereiftes Akkordeon-Orchester hören. Ein Werk von dem besonders mit dem Harmonika-Verein Großbottwar verbundenen Komponisten Adolf Götz beschloss das glänzende Jubiläumskonzert.