Wie es beim Zukunftsfonds weitergeht
Die Fresenius-Vorstände Dominik Wehner und Dr. Olaf Schermeier sind die Überraschungsgäste beim Jahresempfang.

Dass sich gleich zwei Vorstandsmitglieder eines Dax-Konzerns bei einem Empfang in Heilbronn die Ehre geben, ist an sich schon außergewöhnlich. Und sich dann noch mit einer Nebenrolle begnügen, erst recht: Lediglich ein kurzes Grußwort sprachen Dominik Wehner und Dr. Olaf Schermeier von 16,7-Milliarden-Dollar-Medizintechnikkonzern Fresenius Medical Care (FMC) am Donnerstagabend im Wohlgelegen.
Die Hauptrollen überließen sie dem Gastgeber Zukunftsfonds (ZFHN) dem Gastredner Professor Erich Reinhardt. Der gebürtige Öhringer war lange Jahre Chef der Medizintechniksparte von Siemens und führt heute den Verein Medical Valley in Nürnberg. Reinhardts Thema: Digitalisierung in der Medizin.
Pflänzchen
Es ist natürlich kein Zufall, dass Wehner und Schermeier dem ZFHN im WTZ-Turm die Ehre erwiesen: Sie waren es, die im vergangenen Jahr dem Zukunftsfonds die Xenios AG abkauften − für die Blutpumpen und künstlichen Lungen der Heilbronner Medizintechniker bezahlten sie einen dreistelligen Millionenbetrag. Nicht, um sich mit dem Zukauf auf- und davonzumachen, sondern um das kleine Pflänzchen hier wachsen und gedeihen zu lassen.
"Vielleicht wird daraus ja ein Mammutbaum", formuliert Wehner seine Vision. Die Teams, die an der behutsamen Integration der Xenios in den Weltkonzern arbeiten, seien enthusiastisch. "Ich bin überzeugt, dass wir viel Freude aneinander haben werden."
Partnerschaftlich
Nicht nur von der neuen Tochterfirma ist Wehner offenkundig begeistert, sondern auch von dem professionellen und zugleich angenehmen und partnerschaftlichen Prozess, der im vergangenen Jahr zu dem Unternehmenskauf geführt habe. "Das erleben wir sehr selten", ergänzt Olaf Schermeier. Auch ZFHN-Hauptinvestor Dieter Schwarz, der unter den rund 100 Besuchern des Jahresempfangs weilte, dürfte das mit Wohlwollen registriert haben, zumal die beiden FMC-Vorstände Scherze darüber machen, dass sie deswegen zu zweit gekommen seien, damit keiner im Alleingang die nächste Firma einkaufe. Der Zukunftsfonds hat schließlich noch mehrere andere interessante Beteiligungen.
Scheckbücher werden bei der Veranstaltung also nicht gezückt, für Thomas Villinger ist der Auftritt dennoch eine große Genugtuung, schließlich ist FMC nicht nur in der Region unterwegs, sondern weltweit. Und der Kauf der Xenios war keineswegs der erste Zukauf. Mit den Einnahmen aus dem Deal möchte er in den kommenden drei Jahren zehn neue Firmen an den Standort holen. "Startups schaffen Arbeitsplätze", betont der Chef des Zukunftsfonds. "Und sie bringen die Dynamik, die wir dringend brauchen." Zumal die Digitalisierung das Entwicklungstempo noch erhöht. "Das treibt uns um."
Effizienz
In welche Richtung Villingers Zukunftspläne gehen, wird in Erich Reinhardts Referat deutlich. "Viele könne sich heute ein Leben ohne Smartphone nicht mehr vorstellen. Dabei gibt es das erst seit zehn Jahren", sagt der 1946 Geborene. "Digitalisierung verändert unser Leben." Gerade in der Medizintechnik. "Sie wird die klinischen Abläufe effizienter machen", sagt er. Und günstiger, so könne das Gesundheitswesen finanzierbar bleiben.
Die Fülle der bislang ungelösten Aufgaben in diesem Feld ist groß. Reinhardt verweist etwa auf die nach seiner Schätzung mehr als 20?000 Todesfälle, die jährlich in Deutschland durch Fehlmedikamentationen verursacht würden − ein Vielfaches der Verkehrstoten. Big Data, also die Nutzung bislang unstrukturierter Daten, um die sich wie berichtet das ebenfalls im Zukunftsturm untergebrachte Molit-Institut kümmert, ist für den früheren Siemens-Manager eine Schlüsseltechnologie. Molit gehört zwar nicht zum Zukunftsfonds, dennoch bleibt mehr als genug zu tun für Villinger und seine Mannschaft. "Das Miteinander ist unser Ziel", sagt er.
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