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Was man zum Castortransport wissen muss

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Die Verlagerung von Brennelementen vom Atomkraftwerk Obrigheim nach Neckarwestheim steht kurz bevor. Sechs Fragen und Antworten, die jetzt wichtig sind:

Von Reto Bosch
Am Montagmorgen passiert das noch leere Castor-Schiff Heilbronn. Foto: Alexander Klug
Am Montagmorgen passiert das noch leere Castor-Schiff Heilbronn. Foto: Alexander Klug

Die Castortransporte von Obrigheim nach Neckarwestheim haben eine lange Vorgeschichte. Bereits im Jahr 2012 präsentierte die EnBW erste Überlegungen. Insgesamt sollen 342 hochradioaktive Brennelemente, verpackt in 15 Castoren ins GKN-Zwischenlager gebracht werden. Das Schubschiff kann pro Fahrt drei Behälter aufnehmen. Beladen wiegen diese jeweils 107 Tonnen. Für die Verlagerung waren verschiedene Genehmigungen erforderlich. Im Mai wurde die Transporterlaubnis erteilt. Einige Fakten:

 

Warum verlagert die EnBW die Brennelemente von Obrigheim nach Neckarwestheim?

Der Karlsruher Energieversorger kann damit auf den Bau eines Zwischenlagers in Obrigheim verzichten. Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) hatte solche Ideen schon zu Oppositionszeiten unterstützt. Seine Argumentation: Damit muss in Baden-Württemberg ein Zwischenlager weniger betrieben und geschützt werden. Aus seiner Sicht ein Sicherheitsgewinn.

Zudem, so argumentiert die EnBW, wird der Standort Obrigheim auf diesem Weg früher frei von Kernbrennstoffen. Atomkraftgegner verweisen unter anderem auf Transportrisiken und lehnen die Verlagerung grundsätzlich ab.

 

Warum steht im Neckarwestheimer Zwischenlager noch Platz zur Verfügung?

In den beiden unterirdischen Stollen gibt es insgesamt 151 Stellflächen. Wegen des Atomausstiegs und den verkürzten Laufzeiten fallen weniger abgebrannte Brennelemente an. Nach Betriebsende von GKN II Ende 2022 werden nach EnBW-Angaben rund 125 Plätze belegt sein. Das Lager kann die 15 Obrigheimer Behälter also aufnehmen.

 

Welche Kosten entstehen?

Nach Auskunft der EnBW schlägt die Verlagerung mit einem zweistelligen Millionenbetrag zu Buche. Die Ausgaben hielten sich mit den Investitionen für ein Zwischenlager in etwa die Waage. Den Polizeieinsatz muss das Unternehmen nicht bezahlen.

"Wir schützen nicht den Castor, sondern wir bewahren die Öffentlichkeit vor Schäden durch den Transport. Wenn es zu Störungen kommt, gehen die ja nicht von demjenigen aus, der die Behälter transportiert", sagte Thomas Berger, Vize-Präsident des zuständigen Polizeipräsidiums "Einsatz", im Stimme-Interview.

 

Warum sind die Castorbehälter auf dem Neckar unterwegs?

In Deutschland sind hochradioaktive Brennelemente bislang noch nicht auf Binnengewässern befördert worden. Die EnBW hatte sowohl einen Straßen- als auch einen Schienentransport geprüft und verworfen. So fehlt in Neckarwestheim zum Beispiel ein Gleisanschluss.

 

Wie sicher sind die Transporte?

An dieser Frage scheiden sich die Geister. Das Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit hat umfangreiche Auflagen gemacht, die allerdings nicht veröffentlicht werden. Auch die EnBW und das Umweltministerium als Atomaufsicht sehen keinen Grund, aus Sicherheitsgründen auf die Verlagerung zu verzichten.

Das Schubschiff muss beispielsweise spezielle Auflagen erfüllen. Die im leeren Zustand fast 100 Tonnen schweren Castorbehälter sollen umfassenden Schutz bieten vor Unfällen und Angriffen. Der Hersteller, die Firma GNS, versichert, dass die Castoren "extremen Unfallbedingungen standhalten". Atomkraftgegner zweifeln die Sicherheit der Behälter an, fürchten, dass diese undicht werden können.

 

Wie lange bleiben die bestrahlten und hochradioaktiven Brennelemente im GKN-Zwischenlager?

Dies ist noch völlig offen. Bis 2031 soll ein Standort für ein Endlager gefunden sein. Ob dies gelingt, ist fraglich. Und wann ein solches Lager in Betrieb gehen könnte ist noch unklar. Fest steht: Es werden noch Jahrzehnte vergehen.

 

 

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