Vom Verpacker zum Dienstleister
Die Firma Höhing aus Heilbronn behauptet sich seit 150 Jahren am Markt. Werbemittel werden für den Verpackungsspezialisten immer bedeutender.

Aggressives Wachstum um jeden Preis − das überlässt Ulrich Höhing lieber anderen. Der Geschäftsführer der Hermann Höhing GmbH hält es lieber mit dem bodenständigen Credo seiner Vorgänger: "Mache es so, dass es abgesichert ist."
Das klingt zwar nicht sonderlich sexy, ist aber nachhaltig erfolgreich. Das Modewort nachhaltig trifft im Fall von Höhing den Nagel auf den Kopf. Denn der Verpackungsspezialist feiert in diesem Jahr seinen 150. Geburtstag. "Wir haben immer alles mit viel Engagement gemeistert", sagt Ulrich Höhing, der das Familienunternehmen in der fünften Generation leitet.
Bewegte Geschichte
Kürzlich feierte das Unternehmen das besondere Jubiläum mit Live-Produktion am Firmensitz in den Böllinger Höfen und einem bunten Abendprogramm im Redblue. Dort blickten die 250 Gäste auch auf die bewegte Geschichte des Unternehmens zurück.

Jakob Friedrich Paul Höhing gründet die Firma 1866 als Buchbinderei in Heilbronn. In den Folgejahren kommen Schreibwaren und die Herstellung von Pappschachteln hinzu. 1911 zieht Höhing von der Sülmerstraße ins nahe gelegene Kirchhöfle, wo von der rein handwerklichen Fertigung der Kartonagen auf industrielle Produktion umgestellt wird.
Nach dem Ersten Weltkrieg konzentriert sich das Unternehmen auf die Herstellung von Verpackungen, da der Bedarf an hochwertigen Bucheinbänden deutlich gesunken ist. Im Zweiten Weltkrieg wird der Betrieb im Kirchhöfle wie auch das Elternhaus komplett zerstört, die Familie steht vor dem Nichts. Friedrich Höhing, Enkel des Gründers, leiht sich Maschinen und darf vorübergehend bei der Firma Kohl in Brackenheim produzieren. 1949 kehrt das Unternehmen nach Heilbronn zurück und errichtet einen Neubau in der Rückertstraße/Pestalozzistraße.
Höhing verzeichnet in den folgenden Jahren ein stetes Wachstum, Ende der 1950er Jahre kommt die Faltschachtelproduktion und die Umstellung von Buchdruck auf Offsetdruck hinzu. Da der Standort zu klein wird, zieht die Firma 1992 ins Industriegebiet Böllinger Höfe. Unter der Führung von Tilmann Höhing (bis 2015) und Ulrich Höhing (seit 1997) baut das Familienunternehmen sein Produktspektrum weiter aus, vor allem die Herstellung von Displays (Großverpackungen, Aufsteller) und Werbemitteln wird immer wichtiger.

Heute bezeichnet Geschäftsführer Ulrich Höhing die Firma als Komplett-Dienstleister, die von der ersten Bemusterung über die Grafikentwicklung und Herstellung der Verpackung bis zur Beschaffung von Inhalten, Konfektionierung und Verpackungs- und Versandservice die gesamte Wertschöpfungskette abdeckt.
Heute beschäftigt Höhing 40 Mitarbeiter. Außerdem ist im Betrieb ein Subunternehmen für die Konfektionierung mit etwa 60 Mitarbeitern tätig. Hier kooperiert Höhing unter anderem mit regionalen Behindertenwerkstätten.
Namhafte Kunden
Die Geschäfte laufen trotz des hohen Wettbewerbsdrucks in der Branche gut. Den 2015 erzielten Umsatz von 6,5 Millionen Euro peilt der Geschäftsführer auch in diesem Jahr wieder an. Während Höhing den auf dem Markt hart umkämpften Faltschachtelbereich etwas zurückgefahren hat, macht ihm das Werbemittelsegment deutlich mehr Freude. Hier ist die Firma für namhafte Kunden wie Audi, Daimler, Weleda, Vitra, Deutsche Telekom oder Edeka tätig.
Herausforderungen der Branche
Geschäftsführer Ulrich Höhing sieht für seine Branche zwei zentrale Herausforderungen. Zum einen das Thema Industrie 4.0. "Was die Vernetzung mit unseren Kunden angeht, da sind wir mittendrin", sieht Höhing sein Unternehmen hier schon gut aufgestellt. Das zweite große Thema ist für ihn der Digitaldruck in der Verpackung. Noch sei das digitale Bedrucken von Karton nicht wirtschaftlich, sagt Höhing. Doch das werde sich in etwa zwei bis drei Jahren ändern. Ist die Technologie reif, seien erhebliche Investitionen in Digitaldruckmaschinen notwendig, die in Anschaffung und Betrieb viel teurer seien als die herkömmlichen Offsetdruckmaschinen. Für Höhing verändert der Digitaldruck das Geschäftsmodell der Branche komplett.
Damit sich der Einstieg in den Digitaldruck lohne, seien erheblich mehr Aufträge notwendig. Für sein Unternehmen schätzt er den Bedarf auf rund 30.000 Kleinaufträge im Digitaldruck. Mit dem derzeitigen Offset-Verfahren wickelt Höhing im Jahr rund 700 Aufträge ab. "Wir richten uns auf diese große Herausforderung ein", bleibt der Geschäftsführer optimistisch.
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