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Volkes Stimme nimmt Unternehmer in die Pflicht

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Trigema-Chef Wolfgang Grupp spricht sich beim Stiftungsabend für den Standort Deutschland aus

Von Werner Tewes
Überspitzt gerne: Trigema-Inhaber Wolfgang Grupp.Foto: Ulrike Kugler
Überspitzt gerne: Trigema-Inhaber Wolfgang Grupp.Foto: Ulrike Kugler

Löwenstein - Sicher, er überzieht gerne: "Alles Schlechte kommt aus Amerika", lautet einer seiner Sprüche in Anspielung auf die Finanzkrise. Oder: "Ein Manager wird's schon richten, besser: hinrichten." Wolfgang Grupp, Chef der Textilfabrik Trigema, ist ein streitbarer Mensch. Der Kern seiner Botschaft indes kommt bei den Leuten an: "Ein Unternehmer muss Verantwortung übernehmen. Wir müssen weg von der Gier und dem Größenwahn." Kein Widerspruch. Zumindest nicht von den 250 Zuschauern beim Stiftungsabend in der Klinik Löwenstein am Mittwochabend.

Vorzeigeschwabe Wolfgang Grupp dient oft als schwäbischer Vorzeigeunternehmer. In dieser Funktion ist er gern gesehener Gast in den Fernsehtalkshows. 1200 Leute beschäftigt der 67-Jährige in seinem Betrieb in Burladingen, einem 13 000-Seelen-Ort auf der schwäbischen Alb. Anders als viele andere Textilfabrikanten hat Grupp die Produktion nicht ins Ausland verlagert. Es ist vor allem dieser Punkt, den er gerne aufführt. "Deutschland", so betont Grupp, "ist ein exzellenter Standort mit vielen Vorteilen und vielleicht ein paar wenigen Nachteilen." Eine Meinung, die er mit Vehemenz vertritt - und die immer seltener wird. Das gibt Applaus. Auch in Löwenstein. Immer wieder. Seine Argumente ernten kollektives Kopfnicken durch alle Reihen.

Innovationen Grupp sagt: "Wenn wir wettbewerbsfähig bleiben wollen, müssen wir die besten Produkte erstellen. Über den Preis sind wir nicht konkurrenzfähig." Er sagt auch: "Wenn wir Produktion ins Ausland verlagern, dann verlieren wir unseren Vorsprung." Sätze, die zwar viele sagen, aber nicht so wie er. Grupp stellt Fragen wie diese: Wieso klagen alle Manager über die Standortnachteile Deutschlands, wollen aber in diesem Land wohnen bleiben? In Gruppscher Überspitzung formuliert, klingt das so: "Wenn die Vorstandsbosse der Konzerne sagen, dass in Rumänien alles so toll ist, sollen die doch selber da hinziehen. Macht das einer?" Er gibt die Antwort selber: "Nein. So schlecht kann es hier also nicht sein." Einige seiner Maximen lauten: Produziere dort, wo du auch lebst. Der Betrieb muss überschaubar sein. Ein Unternehmer trägt Verantwortung seinen Mitarbeitern und seiner Heimat gegenüber.

Trigema selber steht stabil da. Laut Grupp hat die Firma zuletzt einen Jahresumsatz von 85 Millionen Euro erzielt. Die Wertschöpfung liege bei 78 Prozent. Teils arbeiteten Burladinger Familien über drei Generationen bei Trigema. Grupp ist ein Haudrauf, aber einer mit Gespür für die Gefühle seiner Zuhörer - und einer, der seinen Worten Taten folgen lässt. Ein Umstand, der auch in Löwenstein gut ankommt.

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