Neckarsulm
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Unterauslastung bei Audi führt zu heftiger Kritik

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Hat das Audi-Management noch einen Draht zu seiner Belegschaft? Selbst mit Lob scheint der Vorstand nicht mehr zur Mannschaft durchzudringen. Am Donnerstag in Neckarsulm gab es ebenfalls deutliche Worte von Seiten der Arbeitnehmervertreter.

Von Manfred Stockburger und Alexander Schnell
Der Neckarsulmer Betriebsratschef Rolf Klotz beschränkte sich bei der Betriebsversammlung am Donnerstag in Neckarsulm auf die Moderation. Martin Lederer (rechts) übernahm erstmals die Hauptrede. Foto: Audi
Der Neckarsulmer Betriebsratschef Rolf Klotz beschränkte sich bei der Betriebsversammlung am Donnerstag in Neckarsulm auf die Moderation. Martin Lederer (rechts) übernahm erstmals die Hauptrede. Foto: Audi

Am Dienstag beim Markengipfel in Barcelona zollte Produktionsvorstand Hubert Waltl noch mit dem Vergleich Respekt: "Was die leisten, ist wie wenn man sich in einem Kleiderschrank umzieht", beschrieb er die Aufgabe der Neckarsulmer, fast parallel beim A8, A7 und A6 einen Modellwechsel zu stemmen. Auch beim A8, der zuerst in der vor allem in China gefragten Lang-Version auf den Markt kommt, werden noch bis zum Jahresende Vorgänger und Nachfolger parallel gebaut.

Tags drauf bei der Betriebsversammlung in Ingolstadt griff Gesamtbetriebsratschef Peter Mosch Vorstandschef Rupert Stadler ungewöhnlich scharf an - eine zukunftssichernde Produktionsstrategie sei nicht erkennbar, sagte er. "Zielsichere Entscheidungen" forderte Mosch. Am Donnerstag in Neckarsulm gab es ebenfalls deutliche Worte von Seiten der Arbeitnehmervertreter.

Absatzflaute ist Beschäftigungsrisiko

"Rückläufige Verkaufszahlen bedeuten ein hohes Risiko für die Beschäftigung", sagte Betriebsrat Martin Lederer in seiner Rede. "In Ingolstadt - aber viel mehr noch hier bei uns in Neckarsulm." Dass das Unternehmen den selbst gesteckten Zielen hinterher hechle, habe dramatische Auswirkungen. "Die Kollegen brauchen zeitnah ein positives Signal." In Form eines Elektro- und eines Q-Modells für den Standort Neckarsulm. Die jahrelange Unterauslastung des Standorts mit einer Kapazität von 300.000 Fahrzeugen sei "ein nicht länger hinnehmbarer Fakt".

Beschaffungsvorstand Bernd Martens, der bei Audi auch für die Aufarbeitung des Diesel-Skandals zuständig ist, verwies in seiner Rede unter anderem darauf, dass der neue A8 auch als Plug-in Hybrid kommen werde. "Das ist bereits entschieden", sagte der Manager.

Martens kündigte der Mannschaft aber auch "einen knochenharten Job" an, "der uns in den nächsten Jahren noch einige Schweißperlen auf die Stirn treiben wird". Unter anderem wegen Diesel und der Situation in China, die dem Gesamtunternehmen im ersten Halbjahr ein Absatzminus von 4,7 Prozent beschert hatte. "Wir müssen alle Kraft einsetzen, um unsere Zukunft zu gestalten", so Martens.

Neues Entwicklungsgebäude ist "großer Erfolg"

Dass die Stimmung am Donnerstag in Neckarsulm nicht ganz so schlecht war wie in Ingolstadt, lag unter anderem an einem "ersten großen Erfolg", den Martin Lederer bei der Versammlung verkündete: Audi wird das lange vom Betriebsrat geforderte Gebäude C20 für die Technische Entwicklung bauen. Und damit die Arbeitsbedingungen in diesen Abteilungen deutlich verbessern. Schon einmal wären fast die Bagger gerollt für dieses Gebäude, wegen des Diesel-Skandals trat der Vorstand dann aber nochmals auf die Bremse. Jetzt ist der Weg für diese Investition frei.

Kritische Fragen nach der mittelfristigen Perspektive

Neun Wortmeldungen gab es in der Diskussion. Natürlich ging es dabei um die derzeit niedrige Auslastung und um die Folgen des Abgasbetrugs. Und um die mittelfristige Perspektive für den Standort. Anders als in Ingolstadt sei die Stimmung am Ende aber verhalten optimistisch gewesen, hieß es.

 

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