Touristische Autobahnschilder sollen NSU gut aussehen lassen
Es wird eng an den Autobahnen – Trotzdem dürfte Neckarsulm bald ein touristisches Hinweisschild bekommen
Um den neugierigen Kindern zu erklären, was eine Stauferstadt ist, hat man unter Umständen nur zwei Kilometer Zeit. Dann fragen sie schon nach dem Soleheilbad. Die Dichte an braunen Schildern entlang der Autobahnen in der Region ist beträchtlich. 38 „touristische Unterrichtungstafeln“ gibt es zwischen Sinsheim und Schwäbisch Hall an der A 6, zwischen der Abfahrt Mundelsheim und der Jagsttalbrücke bei Widdern an der A 81. Bald sollen noch zwei dazukommen: Neckarsulms Wunsch nach einem Hinweis auf das Deutsche NSU- und Zweiradmuseum wird erhört.
Massenwerbung
Vielerorts drängen Kommunen und ihre Vorzeige-Einrichtungen an die Straßen. Denn wo zigtausende täglich vorbeifahren, da lohnt es sich, Hinweise anzubringen. So werden rund um Stuttgart derzeit fünf neue Schilder aufgestellt, die auf die Mineralbäder, Wilhelma, Schlossplatz mit Fernsehturm sowie Porsche- und Mercedes-Benz-Museum hinweisen.
Offen ist, wo die zwei Neckarsulmer Schilder hinkommen. Denn schon bislang war es kein böser Wille, dass das Regierungspräsidium mehrfach Absagen erteilte. Voraussetzung für eine Genehmigung ist nämlich, dass Standort und Inhalt der Schilder sowie das touristische Ziel selbst den Richtlinien der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) entsprechen. Die Vorgaben sind strikt. Größe, Schriftarten, Anzahl der Zeilen und Darstellungsform sind geregelt. Aber auch das: Es dürfen maximal zwei Schilder pro Fahrtrichtung zwischen zwei Knotenpunkten zu sehen sein. Der Mindestabstand zu den blauen Autobahnschildern soll 1000 Meter betragen.
Deshalb hat Neckarsulm besonders schlechte Karten, seitdem Schilder für die Heilbronner Experimenta an der A 6 stehen. Kilianskirche, Science Center plus das NSU-Museum – das wäre zu viel für den kurzen Abschnitt, lautete regelmäßig die Absage aus dem Regierungspräsidium. Ein Vorstoß, ob Heilbronn einer Versetzung seiner Schilder an die A 81 zustimmen würde, wurde abgelehnt – „und nachvollziehbar begründet“, wie Tanja Seiler von der Stadt Neckarsulm betont.
Zwischenzeitlich hatte Neckarsulm sogar erwogen, mit den Schildern selbst an die A 81 zu ziehen. „Aber wir liegen eben nicht an der A 81“, sagt Seiler. Nun gibt es neue Verhandlungen: Der Plan: Östlich des Weinsberger Kreuzes wäre noch Platz. Die Stadt Weinsberg hat bereits eingewilligt, wie Klaus Trautmann vom Regierungspräsidium Stuttgart erklärt.
Eine weitere Richtlinie muss eingehalten werden: Das Schild darf nicht nur auf das innenliegende Museum hinweisen. „Zweirad- und NSU-Museum im Deutschordensschloss“, soll die Beschriftung deshalb lauten. Für den Neckarsulmer OB Joachim Scholz die Chance, das Kürzel NSU wieder positiv zu besetzen, wenn der Prozess um die Zwickauer Terrorzelle NSU beendet ist.
Weitere Anträge
Ebenfalls geprüft werden derzeit zwei Anträge in Hohenlohe. Die Sammlung Würth in Gaisbach bei Künzelsau soll eine braune Tafel bekommen, ebenso die Kunsthalle Würth in Schwäbisch Hall. Die Kunsthalle soll sich aber wohl ein Schild mit der historischen Altstadt von Hall teilen.
Hintergrund: Verworrene Geschichte
Wikipedia zufolge ist „Burg Teck“ bei Stuttgart deutschlandweit das erste braune Schild – aufgestellt 1984. Das kann nicht sein, wie ein Blick ins Archiv der Heilbronner Stimme zeigt: Dort wurde am 12. Januar 1984 über die Aufstellung der Schilder „Burg Wildeck“ und „Löwensteiner Berge“ berichtet. Haben sie also den Titel verdient? Auch nicht. Denn im Artikel steht, dass es zu diesem Zeitpunkt im Rahmen eines deutschlandweiten Modellversuchs durch das Regierungspräsidium Stuttgart bereits 14 Hinweisschilder mit elf Motiven gab. Regierungspräsident Manfred Bulling hatte sich an Frankreich, Italien und Spanien ein Beispiel genommen und die braunen Schilder auch bei uns eingeführt. Klaus Trautmann vom Regierungspräsidium Stuttgart hat dazu so viel in den Akten gefunden: „Das erste Schild, das genehmigt wurde, waren die Löwensteiner Berge – 1983.“ Immerhin. cgl