Suedlink-Kabel sollen Region in 200 Meter Tiefe durchqueren
Der Plan hatte von Anfang an einen besonderen Reiz: Die Verlegung der Suedlink-Stromtrasse in Salzwerkstollen könnte viele Horizontalbohrungen überflüssig machen.

Man spart sich umständliche und teure Bohrungen unter Straßen, Schienen, Gewässern und nutzt einfach etwas, das ohnehin schon darunter hindurch führt: Die Stollen der Südwestdeutschen Salzwerke AG (SWS).
Vor rund einem Jahr trat der Netzbetreiber Transnet BW, der die neue Suedlink-Stromtrasse plant, an die SWS heran. Zunächst waren dafür Freileitungen vorgesehen. Nachdem sich die Politik aber für die unterirdische Verkabelung entschieden hatte, mussten alle bisherigen Planungen verworfen und völlig neue Überlegungen zum Trassenverlauf angestellt werden. Und so kam auch die Salzwerke-Idee auf. Unsere Zeitung hatte bereits im November 2016 über diese Möglichkeit berichtet.
Planung steht noch am Anfang
Die SWS standen der Sache von Anfang an positiv gegenüber: Man fand die Idee spontan sehr gut − noch ohne die Machbarkeit überhaupt geprüft zu haben − und freue sich, dieses wichtige Projekt unterstützen zu können, heißt es in einer Stellungnahme des Unternehmens.
Thomas Schlüter, Projektleiter Suedlink bei Transnet, sieht das alles ähnlich positiv: "Vorhandene Bergwerkstollen für einen Teil des Windstromprojekts Suedlink zu nutzen, ist eine tolle Idee." Man stehe allerdings planerisch noch ganz am Anfang. Die Entscheidung liege jetzt bei der Bundesnetzagentur, die letztendlich über die Trassenführung entscheidet. Zum zweiten verweist Schlüter darauf, dass die vertraglichen Regelungen zwischen Transnet und SWS noch abgestimmt werden müssen.
Die Politik steht der Bergwerk-Variante ebenfalls positiv gegenüber. Das Stuttgarter Umweltministerium befürwortet die Pläne und wird sie bei der Antragskonferenz am Dienstag in Heilbronn formell einbringen. Auch der Regionalverband sprach sich bei seiner Sitzung am Freitag in Wertheim mit großer Mehrheit für diese Lösung aus.
Vier Megawatt Strom sollen transportiert werden
Die Suedlink-Kabeltrasse soll Windkraftstrom aus Norddeutschland in den Süden der Republik bringen, wo es einen hohen Strombedarf gibt. Vor allem nach der Abschaltung der letzten Kernkraftwerke − zum Beispiel Neckarwestheim im Jahr 2022 und Philippsburg Ende 2019 − wird mit einer weiteren Verschärfung der Versorgungssituation gerechnet. Gleichzeitig entstehen in den kommenden Jahren im Norden der Republik immer neue Windparks.

Hier einen Ausgleich zu schaffen, ist Aufgabe des Projekts Suedlink. Mit ihm sollen zusammen vier Megawatt Windstrom transportiert werden. Das entspricht der Leistung von drei bis vier großen Kraftwerken. Eine Trasse führt von Wilster nach Grafenrheinfeld bei Schweinfurt, die andere von Brunsbüttel ins Umspannwerk Großgartach in Leingarten, wo jetzt noch GKN einspeist. Fertig werden soll die Leitung im Jahr 2025.
Die Nutzung der Bergwerkstollen sähe in etwa so aus: Die Kabel, die bis dahin etwa zwei Meter unter der Erde vergraben werden, führen zwischen Bad Friedrichshall und Neckarsulm in einen neuen in 200 Meter Tiefe führenden Schacht. Dort wird die Leitung, wohl ebenfalls in dafür ausgehobenen Gräben 15 Kilometer weit Richtung Leingarten geführt.
Tunnelbau ist nicht neu
So wird die Bahnlinie von Heilbronn nach Bad Friedrichshall unterquert, die Bundesstraße 27, der Neckar und der Neckarkanal bei Kochendorf, die Autobahn A 6 sowie die Bundesstraße 39 zwischen Frankenbach und Kirchhausen. Endstation ist das Umspannwerk Großgartach. Hier sind zwei Varianten in der Überlegung: Eine würde einen Austrittsschacht direkt am Umspannwerk haben. Dafür wären aber eine Erweiterung des Abbaugebiets der SWS, Markscheide genannt, erforderlich und neue Stollen. Die andere Möglichkeit sieht den Schacht etwas weiter vom Umspannwerk entfernt vor, er würde aber im jetzigen SWS-Abbaugebiet liegen.
Tunnel für Stromkabel zu bauen, ist in Deutschland nicht neu. Unter Berlin verläuft eine 380?000-Volt-Leitung in einem Tunnel. Und eine Tunnellösung ist auch für die Elbunterquerung von Suedlink vorgesehen. Die Nutzung von Bergwerksstollen wäre allerdings in der Bundesrepublik eine Premiere.
