Stadtmitte ist ein Lichtermeer
Bad Friedrichshall - Tausende Besucher strömten am Samstagabend nach Bad Friedrichshall und bestaunten die kunterbunten Muster und Motive, die auf Häuserwände projiziert wurden.
Bad Friedrichshall - Viele Wohnhäuser der Stadt liegen an diesem Samstagabend im Dunkeln. Denn die Menschen sind dort, wo es zum sechsten Mal heißt: "Bad Friedrichshall leuchtet." Tausende strömen in die Friedrichshaller Straße und bestaunen die kunterbunten Muster und Motive, die auf Häuserwände projiziert werden, staunen über weitere Lichtakzente, genießen Live-Musik auf drei Bühnen und kaufen bis um Mitternacht ein.
Langsam entspannt sie sich. Und freut sich. Über all die Menschen, die zu Cocktails oder Flammkuchen den lauen Sommerabend genießen. "So viele waren es noch nie. Ich denke, weil das Wetter so lange so schlecht war, wollen die Leute jetzt endlich raus", sagt Katrin Neumann, bei der Stadt zuständig für Marketing und Tourismus.
Fast ein halbes Jahr lang hat sie diesen Abend akribisch geplant. Hat Bands engagiert, die von Rock bis Schlager so ziemlich alles spielen. Hat "El Scorpion" verpflichtet, den Mann, der vor dem Rathaus das Feuer so hoch spuckt, dass Katrin Neumann angst und bange wird. "Oh je, hoffentlich fackelt er nicht den Baum ab." Tut er nicht.
Die Marketing-Fachfrau hat den Kontakt zu Daniel Liewald gehalten. Er ist der Mann hinter den Streifen, Klecksen, Quadraten, Schnörkel und Schlangenlinien in Pink, Gelb, Grün, Blau Rot oder Lila, die das Rathaus, die Realschule, den Polizeiposten und andere Gebäude in Lichtkunstwerke verwandeln. Zum zweiten Mal ist er in Bad Friedrichshall zugange.
Im vergangenen Jahr hat er all die Häuser fotografiert. Seine Lichtinstallationen plant er minutiös am PC. "Das dauert mehrere Wochen. Sie sind speziell auf die Architektur der Gebäude abgestimmt", sagt Liewald. Gegen 22 Uhr schaltet er seine zehn kleinen und vier großen Projektoren ein. "Die großen haben jeweils 7000 Watt."
Die Realschule leuchtet in einem psychedelischen Muster. Auch die Bäume davor bekommen noch was ab. Das Rathaus strahlt kunterbunt gegen den Sommernachtshimmel. "Imagine" von John Lennon spielen die Shakermakers dazu. Immer wieder wechseln die Muster. Die Leute legen die Köpfe in die Nacken und schauen. "Endlich sieht es mal nach was aus", freut sich ein 37-jähriger Bad Friedrichshaller über das Rathaus, das im Alltag als trister Betonklotz daherkommt. "Wäre gut, wenn es immer so wäre", überlegt ein anderer Besucher. Sogar der Boden ist bunt: Jungen und Mädchen hüpfen von Gelb zu Grün zu Orange.
Im Kinderwagen oder mit dem Rollator: Alt und Jung ist an diese Abend auf den Beinen. "Die Atmo-sphäre, die Beleuchtung: Es ist ein gemütliches Fest in der Stadtmit-te", sagt Stefan Steidten, der mit Ehefrau Daniela und Sohn José da ist. "Zu wenig Sitzplätze gibt es", findet Steffen Kraft aus Höchst-berg. "Aber die Beleuchtung ist toll." Sein elfjähriger Sohn Lukas freut sich: Er darf heute mal länger aufbleiben.
Offenbar lässt es sich um 23 Uhr besonders gut einkaufen. "Schuh Link", das Geschäft von Angelika und Michael Ertle, etwa ist rappel-voll. "Die Leute sind gut gelaunt und lockerer als sonst", hat Angelika Ertle beobachtet. "Wir sind zufrieden." Geschafft sind sie aber auch. Seit 9 Uhr morgens stehen sie nun in ihrem Laden. Und deshalb sind die Ertles auch ganz froh, als um Mitternacht die Lichter ausgehen.