Allee-Anwohner sind richtig sauer
Heilbronn - Seit genau zwei Jahren ist die Heilbronner Allee eine Großbaustelle. Autofahrer scheinen sich daran gewöhnt zu haben. Doch Anwohnern reißt so langsam der Geduldsfaden.
Heilbronn - Seit genau zwei Jahren ist die Heilbronner Allee eine Großbaustelle. Autofahrer scheinen sich daran gewöhnt zu haben − oder sie machen einen Bogen um die Innenstadt.
Doch Anwohnern reißt langsam der Geduldsfaden. Weil sich vor ihrer Haustüre in den letzten Wochen wenig bewegte, wollen sie sich nicht länger damit trösten, dass die Stadtbahn Nord ab Mitte Dezember neue Kundenströme bringen dürfte. Der Unmut ist groß.
Wenn am heutigen Dienstag mit einer geänderten Verkehrsführung ein weiterer Bauabschnitt angepackt wird, bedeutet das für Romano Hoffer "noch lange nicht, dass die jetzt richtig Tempo machen".
Der Betreiber des italienisches Eiscafés Armonia begrüßt zwar, dass die etwas in die Jahre gekommene Allee ein neues Gesicht bekommt. Den von den Stadtplanern so genannten "Stadtboulevard" nennt er aber "Luxus-Stadtautobahn". Fußgänger und Radler bekämen viel zu wenig Platz. Doch derzeit sorgt sich der 75-Jährige vor allem um die Ostertage. "Bis dahin müssen wir unbedingt eine Tischreihe fürs Straßencafé aufschlagen können." Kleines Trostpflaster: Das Rathaus habe ihm schon mitgeteilt, vorerst keine Gebühr für die Außenbewirtschaftung zu verlangen.
Umsatzeinbußen
"Wenn die ersten warmen Tage kommen, müssen wir unsere Tische aufschlagen können, sonst sind wir aufgeschmissen", sagt Anita Szegedi von der Hausbrauerei Barfüßer. Dass sie derzeit oft nur halb so viele Gäste bedient wie früher, wundert die Servicedame nicht. "In ganz Heilbronn fehlen Kunden, weil viele einen Bogen um die Baustellenstadt machen."
Der Gastronomie gehe es da nicht anders als dem Einzelhandel. Nicht nur Anita Szegedi beklagt, dass die Stadt so viele Baustellen auf einmal aufmacht. Wenn dann Not am Mann ist, würden die Bauarbeiter offenbar an eine andere Ecke abgezogen: wie zum Beispiel letzten Sommer, als die Kaiserstraße wegen des Weindorfs unbedingt fertig werden musste.
"Nur wenn man richtig posaunt oder die Stadträte einschaltet, tut sich was." Diesen Eindruck hat inzwischen Klaus Kussel (44) von der "Apotheke am Stadtgarten", die er eigentlich in "Apotheke am Stadtgraben" umtaufen sollte. Ihn ärgert auch, dass man sich selbst auf die per Rundmail verschickten Bautermine nicht verlassen könne.
Info-Defizite
Nach einer beim Baustart 2010 fast vorbildlichen Informationspolitik bekomme man heute sogar auf Anfrage "kaum noch Auskunft", sagt auch Drogist Volker Plappert (50). "Die Bauarbeiter dürfen ja nichts sagen." Dabei hätte er Verständnis, wenn bei Frost nichts geht und zunächst Gleise verlegt, Straßen asphaltiert, Haltestellen angelegt und Bauminseln eingefasst werden. "
Aber mit dem engen Gehweg muss ich jetzt schon seit September leben: bei 30 Prozent Umsatzeinbußen." "Da helfen auch keine Rabatte und Aktionsprogramme, die wir alle rauf und runter spielen", sagt Plappert − auch im Namen seiner Kollegen. "Die Kunden sind da ganz direkt und sagen uns: Hier sieht’s ja schlimm aus. Wir kommen erst wieder, wenn alles fertig ist."
Straßenführung geändert
Am Dienstag wird die Verkehrsführung in der Allee von der Kreuzung Weinsberger Straße bis zur Kaiserstraße geändert. Stadteinwärts in Richtung Wollhaus werden zwei Fahrspuren auf die neu asphaltierte Fahrbahn verlegt. In Richtung Norden bleiben die zwei Fahrspuren wie bisher erhalten. Die Fußgängerampeln im Bereich Karlstraße werden versetzt.
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