Wo Federgeistchen und Weinhähnchen leben
Nabu-Wanderung zum Jahr der biologischen Vielfalt am Heuchelberg

Brackenheim - "Wir hatten schon Leute dabei, denen war es viel zu langsam", sagt Nabu-Führer Christoph Armbruster. Wer Kilometer machen will, ist bei dieser Nabu-Wanderung oberhalb der Neipperger Weinberge falsch. Die Vielfalt der Pflanzen und Tiere, die zu entdecken sind, zwingt zu ständigem Anhalten. Einer der 20 Teilnehmer stellt bestimmt eine der zwei Fragen: Wie heißt das? Was ist das?
Lebensräume Schön, dass die Männer von der Ortsgruppe Heilbronn des Naturschutzbundes Deutschland, in diesem Fall Helmut Lang und Christoph Armbruster, noch so viel zeigen können. Denn die Vielfalt der Arten verringert sich. Wegen des Klimawandels, weil Lebensräume zerschnitten oder zerstückelt werden. Aus diesem Grund hat die Uno 2010 zum Jahr der biologischen Vielfalt erklärt. "Eine Pflanzenart weniger − was soll"s", sagen sich viele Menschen. Aber die Vielfalt ist wichtig. Ein fehlendes Glied in der Kette eines Ökosystems kann größere Folgen haben. Und in einer großen biologischen Vielfalt stecken Chancen. Für die Ernährung, für die Medizin.
Das Bundesamt für Naturschutz hat alle Wanderungen vom 20. Mai bis 20. Juni unter die Flagge dieser Biodiversität gestellt. Wie jene des Nabu Heilbronn, der sie unter dem Namen Treffpunkt Natur fast monatlich anbietet. "Welche Biotope, Pflanzen und Tiere gibt es am Heuchelberg?" heißt die Fragestellung. Antworten erhoffen sich die Wanderer, die sich oberhalb Neippergs, am Brackenheimer Weinlehrpfad treffen. Karl Strobel, der Nabu-Vorsitzende beginnt gleich am Parkplatz. "Was hier blüht, sind nicht Akazien, wie die meisten meinen, sondern Robinien." Wenige Schritte weiter singt ein Vogel. "Eine Mönchsgrasmücke", sagt Helmut Lang. Einige haben sie in einem Baum entdeckt. Doch um Vögel zu beobachten, ist die Jahreszeit nicht so gut. Wegen des vollen Laubs sind sie meist nur zu hören, nicht zu sehen. Ausnahme: Zwei Mäusebussarde, die, die Thermik nutzend, ohne Aufwand in den blauen Himmel steigen.
Eine wilde Karde, wegen ihrer violetten, stacheligen Kugeln fälschlicherweise als Distel bezeichnet, steht hier im Streifen zwischen Rebhang und Wald. Wie Königskerzen oder wilde Nelken. Und Tiere wie der unscheinbare Schmetterling, das Federgeistchen oder das Weinhähnchen, eine Art Springschrecke wie die Grille. Ein besonders artenreiches Biotop, das auch zeigt: Die Kulturlandschaft, nicht die Wildnis hat mitunter mehr Artenvielfalt.
Bewusstsein Würden Trockenmauern nicht von Naturschützern gepflegt, sondern von Brombeeren überwuchert, wären die flinken Mauereidechsen nicht hier, die warme Steine lieben. Wohl hundert Pflanzen und viele Tiere werden besprochen. Die Wanderer, oft schon gut informiert, sind zufrieden. Es scheint, als gehe man bewusster durch die Natur, wenn man die Dinge kennt oder auf sie neugierig gemacht wird. "Gut, vor allem die Erklärungen", lobt der 48-jährige Leingartener Jürgen Gangl am Ende Wanderung und Nabu-Führer.
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