Wie die Cowboys
Deutsche Meisterschaft der Westernreiter in Neudeck oder: Die Kuh muss ins Gatter

Langenbrettach - "Wir sind lauter Verrückte", sagt Sandra Leber und lacht. Die Bad Mergentheimerin ist Westernreiterin. In Neudeck ging am Wochenende die Deutsche Meisterschaft über die Bühne. Ein großes Wort für eine familiäre Veranstaltung, bei der die 65 teilnehmenden Reiter, wenn sie nicht gerade auf dem Pferd agieren, auch das Gros der Zuschauer stellen.
Ursprünglich So klein das Publikum, so groß die Leistungen von Pferd und Reitern. "Westernreiten ist ursprüngliches Reiten, ist Cowboy-Gefühl", sagt Markus Braun aus Eberbach. Seit sechs Jahren ist er dabei. Auf dem Bauernhof der Eltern hatte er mit Rindern zu tun, geritten ist er auch. "Da hat mich die Kombination gereizt."
In Neudeck geht es um die Meisterschaft der GTPA, das heißt German Team- and Cattle Penning Assoziation. Penning kommt von Pen, dem Gatter. Cattle ist das (Rind)Vieh. Beim Cattle Penning muss ein Reiter aus einer Herde von 18 Kühen (alle tragen eine Nummer) eine von den anderen trennen und in ein Gatter treiben. Beim Team-Penning müssen drei Reiter drei Kühe zum Gatter bringen. Die Schnellsten gewinnen. Das Zeitlimit beim Cattle Penning: 90 Sekunden für Amateure, 60 für die Elite.
"Man braucht kleinere, wendige Pferde", weiß Andreas Wascher, der Organisator des Turniers auf dem Küffnerhof, der in der Region das Zentrum der Westernreiter ist. American Quarterhorses oder Criolos, die Pferde der argentinischen Rancher. Bei den Amateuren ist auch mal ein kleiner, flinker Haflinger dabei. "Westernreiten kann man mit fast jeder Rasse machen", denkt Sandra Leber.
Im Alter von zweieinhalb Jahren, so Andreas Wascher, beginnt die Ausbildung der "rohen" Pferde. Ein Jahr geht es um die Grundlagen, dann wird das Pferd spezialisiert. Es gibt Disziplinen, da muss es möglichst genau dem Reiter folgen, bei anderen muss es viel von allein machen: "Bis ein Pferd gut ist, ist es schon so um die sechs Jahre alt."
Teure Ausbildung Diese Schulung bei guten Trainern sei nicht billig, was am Ende den Wert des Tieres bestimmt. Für gutes Amateurniveau um die 15 000, für die Elite der Westernreiter "eher um die 50 000 Euro", koste ein Pferd dann.
Zum Turnier gehören über 60 Kühe. Sie kommen von einem Tierhändler, kennen den Wettbewerb nicht. In mehrere Herden verteilt, haben sie nach zehn, zwölf Reitern gut eine Stunde Pause. Gestresst wirken sie eh nicht. Manche scheinen richtig Spaß zu haben, denn flink sind sie auch. Kommt das Pferd zu nahe an die Kuh und die macht einen Schlenker, dann ist sie erst mal ausgebüchst und der Traum von einer Top-Zeit für den Reiter dahin.
"Es ist natürlich auch Glück dabei, was für eine Kuh man zum Treiben bekommt", meint Alexander Trabold aus Gundelsheim-Obergriesheim. Auch er ist mit Pferden aufgewachsen. Der Opa war Pferdehändler. Seit acht Jahren ist er Westernreiter. Der 36-Jährige hat auch schon seinen 14-jährigen Neffen Nico angesteckt. Und freut sich kräftig mit, als der eine phantastische Zeit hinlegt: In nur 16,4 Sekunden treibt er mit seinem Pferd die Kuh durch die ganze Halle ins Gatter.