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Von der Grauzone zurück in den Beruf

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Heilbronn - Nur eine statistische Mogelpackung? Martin Löfflath schüttelt energisch den Kopf: "Ohne diese Unterstützung wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin", sagt der 37-jährige Heilbronner.

Von Werner Tewes
Immer wieder wird Kritik laut an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen.Foto: dpa
Immer wieder wird Kritik laut an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen.Foto: dpa

Heilbronn - Nur eine statistische Mogelpackung? Martin Löfflath schüttelt energisch den Kopf: "Ohne diese Unterstützung wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin", sagt der 37-jährige Heilbronner. Löfflath hat erfolgreich an einer sogenannten arbeitsmarktpolitschen Maßnahme teilgenommen. Jetzt hat er wieder einen Job. Bildungsgutscheine, Arbeitsgelegenheiten, Gründungszuschüsse, geförderte Fortbildungen: Was die einen als versteckte Arbeitslosigkeit brandmarken, ist für ihn zum Sprungbrett geworden, in die Berufswelt zurückzufinden.

Das Thema ist brisant. Zwar sinken die Arbeitslosenzahlen seit mehreren Monaten, doch die statistische Grauzone wird zunehmend breiter. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Anzahl der Teilnehmer an den geförderten Arbeitsmaßnahmen gestiegen − und dies spiegelt sich eben nicht in der Erwerbslosenquote wider. Fünf Millionen Euro fließen aus diversen Fördertöpfen zu diesem Zweck in den Stadt- und Landkreis Heilbronn. Im Juli waren insgesamt 3353 Menschen in derartigen Programmen untergebracht. Das sind rund 200 mehr als im Vorjahr. Besonders die Teilnehmerzahl bei den Maßnahmen zur beruflichen Eingliederung ist rapide nach oben geschnellt auf 815 − fast doppelt so hoch wie im Juli 2009.

Ausbildung

Löfflath hat in den vergangenen Monaten eine Ausbildung zum Teilezurichter in einem Metallbetrieb absolviert − und er ist zufrieden damit. "Ich konnte mich weiterbilden, das war eine Riesenchance", sagt er. Im Sommer 2006 hatte er seinen Job als Maschinenführer beim Heilbronner Autozulieferer Läpple verloren. Zunächst fand Löfflath, damals noch ohne Berufsabschluss, über eine Zeitarbeitsfirma eine Stelle bei Audi. Als die Krise voll durchschlug, setzte der Neckarsulmer Autobauer jedoch nach und nach Leihkräfte frei. Auch Familienvater Löfflath musste gehen. Die von der Arbeitsagentur vermittelte Ausbildung kam ihm da gelegen. Auch wenn er trotz Vollzeitjob von Hartz IV leben musste. "Ich würde es immer wieder tun", betont Löfflath.

Förderung

Freilich, nicht jeder der aktuell zahlreichen Fälle ist ein Erfolgsfall. Manch Teilnehmer fühlt sich in falsche Programme vermittelt, mancher findet trotz Förderung keinen Job im Anschluss. Alois Muth, Leiter der Heilbronner Arbeitsloseninitiative (HAI), kennt "viele Beispiele für misslungene" Arbeitsmarktmaßnahmen. "Oft werden Menschen zwangsvermaßnahmt, nur um zu testen, ob sie überhaupt arbeitswillig sind", sagt er.

Zudem lasse oft die Betreuung zu wünschen übrig. Die Folge: Programme setzten nicht an vorhandene Qualifikationen an. Ein Mann, berichtet Muth, habe monatelang Bewerbungsschreiben üben müssen, obwohl er nicht einmal richtig Deutsch beherrsche. "Unsinn", urteilt der HAI-Leiter. Aber er ergänzt auch: "Es existieren durchaus gelungene Beispiele. Wenn die Maßnahmen richtig ansetzen, ist das eine gute Sache, um Menschen wieder an den Arbeitsmarkt heranzuführen."

Bestandteil

Dass trotz aller Kritik die arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen nicht mehr wegzudenken sind, betont derweil Martin Diepgen, Leiter der Arbeitsagentur Heilbronn: "Die Programme sind ein wesentlicher Bestandteil des Förderns und Forderns", sagt er. "Ohne sie wäre der Arbeitsmarkt während der Krise noch mehr in Schieflage geraten." Diepgen ist sich zudem sicher, dass der aktuelle Anstieg zurückgehen wird, sobald sich die Lage der Wirtschaft weiter entspannt. "Wir können froh sein, dass wir über so ein Instrument verfügen", betont er. Eine Aussage, der sich Martin Löfflath voll anschließen kann. Kommentar "Mehr Effizienz"

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