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Tausende Narren im Umzugstaumel

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Gundelsheim - All die Hexen, Mexikaner, Pippi Langstrumpfs, Piraten, Tiger, Wikinger und Kätzinnen: dichtgedrängt warten Zehntausende Narren, bis sich der größte Umzug im Unterland, der Gundelsheimer Gaudiwurm, zum Rathaus durchgeschlängelt hat.

Von unserer Redakteurin Petra Müller-Kromer

Gundelsheim - All die Hexen, Mexikaner, Pippi Langstrumpfs, Piraten, Tiger, Wikinger und Kätzinnen: dichtgedrängt warten Zehntausende Narren, bis sich der größte Umzug im Unterland, der Gundelsheimer Gaudiwurm, zum Rathaus durchgeschlängelt hat. Schräg über dem Frisör Schäfer macht es sich eine Familie auf ihrem Dach gemütlich. "Wir haben den Logenplatz", ruft einer, der seinen Sessel auf die Ziegeln gehievt hat, aufs hälsereckende Volk herunter.




70 Gruppen von der schrägen Guggenmusik über die Schlosssänger des Gundelsheimer Carnevalvereins (GCV), von der Mini-Garde bis zu den Prinzenpaaren haben die Straßen der Deutschordensstadt am Faschingsdienstag im Griff. Dass die Umzugsstrecke wegen Bauarbeiten in der Heilbronner Straße geändert ist, tut der Stimmung keinen Abbruch.

Ohrenbetäubend geht es los. Die Schweizer I-Scheller läuten den Zug ihrem Namen entsprechend ein. Seit 20 Jahren, da sind sie besonders stolz drauf. Daheim in Arosa "rumpeln wir an Silvester um 5 Uhr morgens mit unseren Alpenschellen das alte Jahr aus", sagt Willi Romer mit gemütlichem Schweizer Zungenschlag. Grauer Bart, breiter Brustkorb, ein Mann wie ein Baum. "Mounty" steht dann auch auf dem Tragholz seiner zwei Viehglocken. Rund 5000 Franken kostet die Ausrüstung, 35 Kilogramm schleppen die Männer jeweils durch die Straßen. "Die, die das erste Mal in Gundelsheim dabei sind, kommen aus dem Staunen nicht heraus", sagt Mounty. "Du kannst Schalk treiben mit den Leuten, sie sind dankbar, wir spielen hier als erste und sind 2014 in Bad Rappenau eingeladen. Da krieg ich Hühnerhaut."


Und das, wo die "Trychlerfründä" sonst nicht so zart besaitet sind. "Wir sind ganz Urige, Burige", sagt der Oberschellner. "Käser, Lkw-Chauffeure, Waldarbeiter." Nein, Spargeltarzans und die Damenwelt werden nicht vermisst. Letztere sind bei den Höchstberger Steigegigger umso lieber gesehen. "Wir haben auch Ordner dabei, dass wir nicht davonflattern", sagt Martina Kemmer. "Und das, wo die Käfighaltung doch abgeschafft wird." "Na, alles klar ihr Gigger?", ruft ein Kollege aus Tiefenbach ganz in Grün und erntet ein "Saufrösch".

Kaustangen

"Gundelsheim helau", schallt es vom Wagen des GCV-Elferrats. Zeit, für erfahrene Umzugsfans, Handtaschen und Beutel bereitzuhalten. "So Paul, jetzt kommen sie, ich heb die Tüte, du fängst", weist eine Mutter einen kleinen Tiger ein. Zuckerpäckchen und Kaustangen sausen durch die Luft. Manche Tulpe, die die Gundelsheimer Prinzessin Simone vom coolen Style auf die Reise schickt, überlebt den Flug nur geknickt.

Egal. Wikinger Harald Sauter, mit Helm und Fellumhang gewappnet, genießt die Atmosphäre. "Gestern waren wir in Mainz", sagt der Talheimer von sich und seiner behörnten Truppe, Kollegen, Freunden, Nachbarn, Familie. "Die Wagen waren natürlich imposant, aber hier im Ländlichen ist die Stimmung besser."

 

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