"Supertalent" will Schulden zurückzahlen
Heilbronn - Seit der Möckmühler Sven Müller bei seinem Auftritt in der RTL-Show „Das Supertalent“ Zuschauer und Jury mit seiner zarten Stimme begeisterte, ist er eine regionale Berühmtheit. Er selbst sagt von sich, dass er ein schüchterner Mensch mit Komplexen ist.
Möckmühl - Sven Müller ist ein unscheinbarer Typ. Mit einer beigen Windjacke und einem grauem Kapuzenpulli bekleidet, hochgezogenen Schultern und gesenktem Kopf läuft der Möckmühler zügig über den Heilbronner Kiliansplatz. Er will nicht auffallen. Doch auf seinem Weg durch die Innenstadt wird er immer wieder angesprochen. "Sie haben super gesungen", ruft ihm eine junge Frau zu. Sie hat den Kandidaten von "Das Supertalent" erkannt. Er grinst ihr unsicher zu und läuft schnell weiter.
Viele Termine
Seit seinem Auftritt bei der RTL-Show am Samstag passiert dem 34-jährigen Angestellten so etwas ständig. "Heute morgen beim Metzger, eben im Auto, überall erkennt man mich", erzählt Müller. Seit Samstag reiht sich in seinem Kalender ein Medientermin an den anderen. Interviews, Fotoshootings, Auftritte in Radio und Fernsehen.
Sven Müller ist von diesem Rummel um seine Person überrascht. Er kann selbst noch nicht richtig glauben, dass er − der eigentlich nicht gern im Mittelpunkt steht − den Mut hatte, sich bei der RTL-Sendung anzumelden. "Bei der Aufzeichnung der Show war ich so aufgeregt, dass ich gar nicht richtig gehört habe, was die Jury nach meinem Auftritt zu mir gesagt hat", erzählt er. Erst im Nachhinein hat er die begeisterte Kritik bewusst wahrgenommen.
Nun ist das Interesse der Öffentlichkeit riesig. Berichtet wird über den schüchternen jungen Mann mit der sanften Stimme, der bisher noch nie vor Publikum gesungen hat. Facebook-Fanseiten widmen sich seinem bisher unentdeckten Gesangstalent. "Ich hätte das so nicht erwartet und bin saumäßig stolz", sagt Müller. Er hat Selbstbewusstsein gewonnen. Das ist die schöne Seite des plötzlichen Ruhms. Doch es gibt auch die andere.
Mindestens genauso groß wie das Interesse an seiner Person als Sänger ist das an seiner Spielsucht. Müller hatte in der Show angekündigt, dass er, wenn er die 100.000 Euro Preisgeld gewinnen sollte, damit seine Spielschulden bezahlen will. "Es ist ein schwarzes Kapitel in meiner Vergangenheit", sagt der Familienvater. Schon mit 17 Jahren hat seine Sucht an Spielautomaten begonnen. "Ich sage immer, ich habe ein ganzes Einfamilienhaus verzockt."
Ein Wunder nennt er es, dass seine langjährige Freundin noch immer an seiner Seite steht. "Sie hat all das mitgemacht." Inzwischen hat er die Sucht überwunden. Doch er weiß: "Geheilt ist man nie." Sein Traum wäre es, endlich frei von Schulden zu sein. "Wenn ich sagen würde, das Geld bei der Show interessiert mich nicht, wäre das gelogen." Doch nur der Gewinner erhält die 100.000 Euro. Über seine Chancen sagt er: "Es wäre vermessen zu glauben, dass ich das schaffe." Außerdem kenne er seine Konkurrenz nicht. Ob er im Halbfinale dabei sein wird, ist noch ungewiss.
Spielsucht
Dass seine Spielsucht überall Thema ist, überrascht Sven Müller nicht. Dem Hobby-Sänger war klar, dass bei einem Format wie "Das Supertalent" auch die Geschichte hinter dem Kandidaten wichtig ist. Trotzdem hofft er, dass, falls er weiterkommt, es wegen seiner Stimme und nicht wegen seiner Vergangenheit ist.