Stadtbahn fährt nicht ins Zabergäu
Brackenheim - Die Chancen, dass die Stadtbahn in absehbarer Zeit auch ins Zabergäu fährt, stehen schlecht.

Brackenheim - Die Chancen, dass die Stadtbahn in absehbarer Zeit auch ins Zabergäu fährt, stehen schlecht. In einer Informationsveranstaltung für Bürgermeister, Kreisräte und Gemeinderäte machten Heilbronns Landrat Detlef Piepenburg und der Leiter des Kreisplanungsamts, Claus-Jürgen Renelt, am Montagabend in Brackenheim deutlich, dass die Kosten von der kommunalen Seite kaum zu schultern sein werden. So blieben Investitionskosten von mindestens 30 Millionen Euro sowie jährliche Betriebskosten von rund vier Millionen Euro am Kreis und den Kommunen entlang der Strecke hängen.
Die alte Zabergäubahn wurde 1986 für den Personenverkehr, 1994 auch für den Güterverkehr stillgelegt. Gleichwohl ist die Stadtbahn ins Zabergäu seit 1999 Bestandteil des ÖPNV-Leitbilds für den Stadt- und Landkreis Heilbronn. Und daran soll auch nicht gerüttelt werden. Ob und wann das Vorhaben aber tatsächlich realisiert wird, steht in den Sternen. "Es liegt am Geld", so Piepenburg, und konkret daran, dass sich der Bund gar nicht, das Land allenfalls in beschränktem Umfang an den Kosten beteiligen würde.
Rückzug
Hintergrund ist die Änderung des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG) vor einigen Jahren. So hatte sich der Bund schon 2003 aus einer möglichen Zuschusspflicht herausmanövriert. Die Zabergäubahn wurde damals, anders als etwa die Stadtbahn in den nördlichen Landkreis, kurzerhand dem "Ländlichen Raum" zugeschlagen. Damit war eine Förderung ausschließlich Sache des Landes Baden-Württemberg. Das wiederum weigert sich, die vom Bund zur Verfügung gestellten sogenannten Regionalisierungsmittel, mit denen der Schienenverkehr ausgebaut werden soll, im Zabergäu zu verwenden. Mit der Begründung, dass die Strecke bei Einführung der Regionalisierung schon stillgelegt war.
Protest
Dass die "gegen den Willen der Kommunen durchgesetzte" Stilllegung als Argument gegen eine Förderung ins Feld geführt wurde, haben die Zabergäu-Bürgermeister schon 2003 "als Hohn" empfunden. Doch ihre gemeinsame Protestresolution brachte ebenso wenig ein wie später Kontakte zu Abgeordneten oder dem Verkehrsministerium.
Fakt ist: Selbst wenn sich das Land umbesinnen und 75 Prozent der auf 30 Millionen Euro geschätzten Baukosten übernehmen würde, bliebe viel Geld an der kommunalen Seite hängen (Landkreis und Raumschaft müssten je 50 Prozent bezahlen). Renelt listete die Summen auf:
Baukosten: 25 Prozent von 30 Millionen = 7,5 Millionen Euro
Planungskosten: komplett, etwa 7,5 Millionen
Fahrzeugkauf: komplett, etwa 18 Millionen Euro
Betriebskosten: komplett, etwa vier Millionen Euro pro Jahr.
Angesichts dieser Zahlen verzichtete Brackenheims Bürgermeister Rolf Kieser auf jede Schönfärberei: "Die Zabergäubahn ist nicht bezahlbar − zumindest derzeit nicht."
Auf Busverkehr setzen
Wenn es mit der Stadtbahn nicht klappt, „ist der Bus die einzige Antwort, die wir geben können“, so Landrat Piepenburg. Wobei der Busverkehr im Zabergäu laut Kreisplaner Renelt bereits „hervorragend ist“. Mit täglich rund 35 Verbindungen fast von jedem Ort in Richtung Heilbronn, mit Spätbussen und zuletzt verbesserten Wochenendangeboten. Derzeit werden Querverbindungen zur Stadtbahnstrecke Eppingen-Heilbronn geprüft. dor

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