Sport-Outlet vergisst die Baugenehmigung
Heilbronn - War alles nur ein großes Missverständnis? Mit großem Bahnhof und bekannten Fußballern hat die Sega Textil GmbH vor gut zehn Tagen in Heilbronn-Böckingen ein Legea-Zentrallager und einen Outlet-Store eröffnet. Inzwischen ist der Verkauf von Sportartikeln an jener Stelle plötzlich kein Thema mehr. „Es gab keinen Antrag darauf und war daher formal illegal“, sagt Wilhelm Mattmüller, Abteilungsleiter im Baurechtsamt.

Heilbronn - War alles nur ein großes Missverständnis? Mit großem Bahnhof und bekannten Namen hat die Sega Textil GmbH vor gut zehn Tagen in Heilbronn-Böckingen ein Legea-Zentrallager und einen Outlet-Store eröffnet. Prominente Mitstreiter beim Vertrieb und Verkauf von Sportbekleidung des italienischen Herstellers Legea direkt an Vereine: Neckargartachs Mobilfunk-Unternehmer Ayhan Sentürk sowie die Ex-Profis Maurizio Gaudino (VfB Stuttgart) und Großaspachs Spieler und Co-Trainer Rüdiger Rehm, der früher in Aue und Saarbrücken kickte.
Nach rund einer Woche ist der Verkauf von Sportartikeln an jener Stelle plötzlich kein Thema mehr. Die Werbebanner an der Halle sind an einigen Stellen mit weißer Farbe übertüncht. Der Begriff „Outlet“ und Öffnungszeiten sind inzwischen nicht mehr zu lesen. Warum?
Man habe erst kurz vor der Eröffnung vom Märkte- und Zentrenkonzept der Stadt erfahren, das neuen Einzelhandel in dem Areal möglicherweise verbiete, erklärt Jürgen Gross, Finanzchef der Sega Textil GmbH. „Dieses Konzept kannten wir nicht.“ Die Firma habe inzwischen einen Bauantrag auf einen Großhandel mit einem Schauraum gestellt. „Verkaufen werden wir hier nicht“, versichert Gross. Dies werde weiter im bestehenden Laden in Neckargartach erfolgen. Überlegt werde aber auch, künftig ein Geschäft in der Innenstadt zu eröffnen.
Verwundert
Also alles in bester Ordnung? Äußerst verwundert war man im Baurechtsamt, als man per Zufall eine Werbeanzeige über die bevorstehende Eröffnung eines Legea-Outlet-Stores mit angeblich 2000 Quadratmetern Fläche in Böckingen sah. „Es gab keinen Antrag darauf und war daher formal illegal“, sagt Abteilungsleiter Wilhelm Mattmüller. Er sah sich mit Mitarbeitern die Halle an, in der Bierstorfer früher Möbel verkaufte. Als Verkaufsraum waren aber nur rund 100 Quadratmeter eingerichtet, der Rest der Halle besteht aus einem großen Lager. „Großflächiger Einzelhandel wäre hier definitiv unzulässig“, betont Mattmüller. Bei 100 Quadratmetern sei dies etwas anders gelagert. Fehlende Feuerlöscher, eine fehlende Brandschutztür und heraushängende Kabel monierten die Experten dennoch und setzen eine Frist. Erst, als die Firma dies ausgemerzt habe, gab es grünes Licht für den Eröffnungstag. Mattmüller: „Da geht es um die Sicherheit der Kunden und Mitarbeiter, da stehen wir als Amt mit in der Verantwortung.“
Antrag nachgereicht
Eine Neueröffnung ohne jeglichen Antrag: Wie kann so etwas passieren? Das Gewerbe habe man ja angemeldet, sagt Sega-Geschäftsführer Sebastian Pacher. Dass Brandschutz nicht vorher bedacht wurde, sei ein Fehler gewesen. Aber: Es sei ja noch vor der Eröffnung alles umgesetzt worden. „Wo gehobelt wird, fallen auch Späne.“ Schwerpunkt des neuen Standorts sei der Umzug des Zentrallagers für Deutschland von Rüsselsheim nach Heilbronn gewesen.
Seit gestern liegt der Antrag von Sega Textil auf einen Großhandel ohne Direktverkauf, aber mit Schauraum im Baurechtsamt vor. Nach einer ersten groben Durchsicht hat er laut Mattmüller Chancen, genehmigt zu werden.
Hintergrund: Outlet, Zentrenkonzept
Als Outlet-Store oder Fabrikverkauf bezeichnet man eine Verkaufsstelle, in der Hersteller ihre eigenen Produkte direkt an Endabnehmer verkaufen – in der Regel unter dem üblichen Preisniveau. In Heilbronn gibt es seit 2002 ein Zentrenkonzept. Dies untersagt die Neuansiedlung von Einzelhandel in Gewerbegebieten, um Innenstadt und Stadtteilkerne zu schützen. 2007 lehnte der Gemeinderat einen Umzug des Praktikermarkts Leingarten ins Gewerbegebiet Böckingen-West ab. cf